Der Leistungsträger - Blog

Ich bin wirklich gerne bereit, überdurchschnittlich viel Einsatz zu bringen, weil mein Job mir ja Spaß macht und ich damit auch Erfolg haben möchte. Aber wenn das alles für ganz selbstverständlich genommen wird und ich dafür keinerlei Anerkennung bekomme – dann ist das auf Dauer schon frustrierend.

Im Führungskräfte Coaching sind Sätze wie diese echte Klassiker. Grund genug, heute zu beleuchten, wie Sie dafür Sorge tragen, dass Ihre Leistung als Top-Führungskraft wahrgenommen und anerkannt wird. In diesem Artikel lesen Sie:

Keine Wertschätzung im Job? Leistungsträger vermissen Anerkennung

Mangelnde Wertschätzung von Mitarbeitern bzw. Führungskräften ist einer der Hauptgründe dafür, dass Leistungsträger ausbrennen oder das Unternehmen verlassen. Auch die Auswertung meiner Umfrage zum Thema „Herausforderungen für den Führungsalltag“ zeigte, dass gerade die Leistungsträger in den Unternehmen sich mehr Wertschätzung für ihre Leistung wünschen. Denn was passiert, wenn der Frust zunimmt? Es wird schwerer, sich zu motivieren und weiter Leistung auf dem bisherigen hohen Niveau zu bringen. Die Motivation lässt also nach – auch bei denen, die es gewohnt sind, sich selbst zu motivieren und anzutreiben. Das ist ein ganz einfaches Rechenexempel:

Hoher Einsatz minus geringe Wertschätzung gleich abnehmende Motivation, und das entspricht reduzierter Produktivität.

An Studien zum Thema mangelt es übrigens nicht. In einer weltweiten Umfrage der Talentmanagement-Beratung DDI etwa gibt die Mehrheit der Befragten an, dass sie sich von ihrem Chef nicht genug wertgeschätzt fühlt. Nach eigenen Angaben würden die Mitarbeiter bis zu 60 Prozent effektiver arbeiten, wenn ihnen von den Führungskräften mehr Anerkennung entgegengebracht würde. In diesem Artikel bei zeit.de lesen Sie mehr über die Studie.

Mangelnde Wertschätzung von Top-Führungskräften: Unternehmen tragen die Konsequenzen

Dass unsere Wirtschaft sich auf Dauer keinen Gefallen damit tut, wenn sie ihre Leistungsträger so behandelt, ist kein Geheimnis mehr. Verschiedene Unternehmen haben bereits die Konsequenzen daraus zu spüren bekommen, im Positiven wie im Negativen. Wenn Leistungsträger für ihre Anstrengung nicht oder nur unzureichend gewürdigt werden, suchen sie sich einen neuen Arbeitgeber, der ihre Leistung besser anerkennt. Und wenn man ihnen umgekehrt auf verschiedenen Ebenen deutlich macht, dass sie wichtig sind für das Unternehmen, bleiben sie loyale Botschafter und setzen sich weiterhin mit aller Kraft für das Unternehmen ein.

Keine Wertschätzung im Job? Das sind die Ursachen

Klagen Mitarbeiter im Top-Management über mangelnde Wertschätzung, dann liegt es in der Regel nicht an der Bezahlung. Aus vielen Studien wissen wir seit Jahren, dass nicht Boni Mitarbeiter motivieren und binden, sondern schlicht die Anerkennung der Leistung. Für letzteres wiederum gibt es zwei zentrale Ursachen.

1.) Sichtbarkeit nur bei Fehlern

Die Ursache hierfür liegt weniger in der Unachtsamkeit der Vorgesetzten, sondern hat vor allem strukturelle Gründe. In jedem Unternehmen gibt es Bereiche wie zum Beispiel das Personalwesen, die meist nur dann auffallen, wenn eine Leistung nicht stimmt oder ein Fehler unterläuft. So klagte mir die Personalleiterin eines IT-Unternehmens kürzlich, sie sei vom eigentlichen Geschehen im Unternehmen abgeschnitten: „Um mich herum diskutieren die Techniker und IT-Leute über neue Entwicklungen und wichtige Aufträge. Für das, was ich tue, interessiert sich keiner.

2.) Unauffällige Höchstleister

Der zweite Grund für ihre mangelnde Wertschätzung, sind die Leistungsträger selbst. Gute Manager lösen Probleme meist geräuschlos – und fallen genau deshalb nicht auf. Einer meiner Klienten, ein Vice President, machte seinen Job hervorragend. Seine Stärke lag darin, Probleme von vornherein zu vermeiden. Seine Kollegen dagegen produzierten viel Lärm um nichts. Da sie ihre Bereiche weniger erfolgreich managten, entstanden immer wieder Probleme, mit denen sie sich dann an den Vorstand wandten. Dieses Verhalten sei doch alles andere als konstruktiv, ärgerte sich mein Klient. Richtig. Aber jetzt raten Sie mal, wer vom Vorstand mehr Aufmerksamkeit bekommen hat?

Als Führungskraft Wertschätzung bekommen: So klappt es

Es wird also höchste Zeit, eine Strategie zu entwickeln, um die fehlende Aufmerksamkeit für sich und Ihr Team beim Vorgesetzten aktiv einzuholen. Denn: Eine gute Führungskraft arbeitet vorausschauend, effektiv, geräuschlos. Eine noch bessere Top-Führungskraft schafft es, hierfür auch Anerkennung zu bekommen! Wie Sie dabei vorgehen sollten, zeige ich Ihnen im Folgenden.

Noch mehr leisten führt in eine Sackgasse

Bevor Sie für sich und Ihr Team aktiv mehr Wertschätzung einfordern, sollten Sie sich klar machen, was Ihnen definitiv nicht mehr Anerkennung einbringen wird: mehr Leistung! Kurioserweise mündet die fehlende Wertschätzung bei vielen Top-Führungskräften in der Überzeugung, noch besser werden zu müssen. So baut sich schnell ein Teufelskreis der Überforderung auf. Der erste entscheidende Schritt zur Lösung der Situation ist die Erkenntnis, dass es diesen „Dann muss ich eben noch mehr leisten“-Reflex gibt und dass er in eine Sackgasse führt. Während sich die strukturelle Realität eines Unternehmens schwerlich ändern lässt, kann man am zweiten Punkt – der eigenen Haltung – ansetzen.

In 3 Schritten im mittleren Management zu mehr Wertschätzung

Eine Ihrer Aufgaben als Führungskraft ist es, dafür zu sorgen, dass die Leistung Ihres Teams „weiter oben“ wahrgenommen wird. Im Mittleren Management hat sich dabei ein Vorgehen in drei Schritten bewährt:

  1. Schritt: Machen Sie sich klar, welche Kompetenzen und Stärken Sie und Ihr Team haben. Dabei können ein Erfolgstagebuch oder Interviews hilfreich sein.
  2. Schritt: Welche Interessen verfolgt Ihr Vorgesetzter? Formulieren Sie die in Schritt 1 ermittelten Kompetenzen so, dass sie punktgenau diese Interessen unterstützen.
  3. Schritt: Kommunizieren Sie diese Schnittmenge im Gespräch mit dem Vorgesetzten. Daneben sollten Sie im Unternehmen aktiv netzwerken, um Ihre Leistungen sichtbar zu machen.
So bereiten Sie sich auf das Gespräch mit dem Vorgesetzten vor

Das Gespräch mit dem Vorgesetzten muss perfekt vorbereitet werden, schließlich wollen sie kein pauschales Lob, sondern ein Feedback, mit dem Sie was anfangen können.

  • Fragen Sie Ihren Chef daher nach Details und konkreten Beispielen, aus denen Sie seine Sichtweise erkennen können.
  • Erklären Sie, dass Sie das Feedback für eine Standortanalyse und die Orientierung Ihrer Arbeit und Ihres Teams benötigen.
  • Machen Sie klar, dass es Ihnen um den Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung geht und sein Urteil Ihnen deshalb sehr wichtig ist.
  • Stellen Sie immer wieder die Frage: „Was halten Sie davon?“
  • Holen Sie im Unternehmen, aber auch bei Kunden Reaktionen ein. Führen Sie zum Beispiel eine Kundenbefragung durch. Kommunizieren Sie dann die Ergebnisse, um auf der Sachebene argumentieren zu können. Als Reaktion erhalten Sie dann Feedback, das sich direkt auf die Leistung Ihres Teams bezieht.
  • Vermitteln Sie Ihrem Vorgesetzten, dass Sie besser werden möchten, dazu aber wissen müssen, wie er Ihre Leistungen sieht.

Auf diese Weise können Sie sich relativ schnell konstruktives Feedback – und damit auch Wertschätzung – für Ihre Mitarbeiter und sich selbst einholen!

Wertschätzung für Führungskräfte: Andere Regeln im Top-Management

In vielen Unternehmen gilt nach wie vor: Je höher in der Hierarchie, desto weniger Lob. Oft ist es nicht üblich, Feedback direkt zu formulieren. Es gilt also, die Antennen zu schärfen für die Anerkennung zwischen den Zeilen. Entschlüsseln Sie den Code, wie der Vorgesetzte seine Wertschätzung signalisiert, etwa indem er sich Zeit für ein Gespräch nimmt. Ein Klient formulierte im Coaching nach der Präsentation beim Kunden, bei der auch sein Chef – der Marketingvorstand – anwesend war: „Ich denke, die Tatsache, dass er nicht gemeckert hat, war das höchste Lob, das ich von ihm erwarten kann.

Lässt die Kultur es zu und ist ein Vorstand dazu bereit, sollte man jedoch auch auf dieser Ebene eine Strategie des Gebens und Nehmens anstreben. Auch Top-Manager sollten daran interessiert sein, ein ehrliches und konstruktives Feedback zu erhalten. Auch sie brauchen Anerkennung und Wertschätzung.

Übrigens: Gerade bei einem angestrebten Wechsel ins Top-Management ist es extrem wichtig zu lernen, wie man sich Anerkennung organisiert und sich so auch besser positioniert.

Fazit: Wertschätzung ist für Führungskräfte und ihre Teams essenziell

Die besten Mitarbeiter im Unternehmen leisten zwar Hervorragendes, erhalten hierfür aber oft nur wenig Wertschätzung. Das ist für Leistungsträger wie Unternehmen ein Problem. Bleibt Anerkennung dauerhaft aus, fühlen sich die Mitarbeiter in ihrem Selbstwertgefühl verletzt. Sie sind von ihrem Unternehmen enttäuscht, ihr Engagement lässt nach. Das gilt für Fachkräfte ohne Führungsverantwortung ebenso wie für Führungskräfte im mittleren Management sowie für Top-Manager. Bis zum Rückzug in die innere Emigration ist es nur noch ein kleiner Schritt. Das Unternehmen läuft Gefahr, ausgerechnet seine besten Leute zu verlieren. Grund genug, endlich zu handeln! Die wichtigsten Punkte zum Thema habe ich im abschließenden Video für Sie zusammengefasst.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Es fällt Ihnen schwer, motiviert zu bleiben, weil es Ihnen als Top-Führungskraft an Wertschätzung mangelt? Sie merken sogar bereits, dass Sie anfangen, sich zurückzuziehen? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de. Gemeinsam entwickeln wir eine Strategie für mehr Anerkennung – und sorgen dafür, dass Ihnen Ihr Job wieder Freude bereitet!

Bildquelle: Vlada Karpovich / Pexels

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager