Der Leistungsträger - Blog

Die Bewerbung im Top-Management folgt ganz eigenen Regeln. Vakante Stellen werden nur im Ausnahmefall veröffentlicht – egal, ob es um CIO, COO, CFO oder CEO-Positionen geht. Jede Stelle verlangt nach einem ganz bestimmten Profil. Und auch Initiativbewerbungen setzen häufig Kontakte voraus.

In diesem Artikel beleuchte ich,

Vakante Stellen für Top-Manager: rar gesät, selten ausgeschrieben

Der Club der Top-Manager ist klein, die Zahl der Stellen begrenzt. Und da Posten im C-Level-Management nicht auf Bäumen wachsen, müssen ambitionierte Auf-, Um- oder Seitsteiger aktiv werden, um auf sich aufmerksam zu machen. Eine klassische Bewerbung, wie sie im mittleren Management noch gang und gäbe ist, ist im Top-Management die absolute Ausnahme. Schon allein deshalb, weil die überwiegende Mehrzahl der zu besetzenden Positionen überhaupt nicht ausgeschrieben wird. Tatsächlich sind nur rund 10 Prozent der Stellen öffentlich einsehbar – und das auch nur, weil Compliance-Vorschriften dies zur Pflicht machen. Ernsthaft offen für Bewerber sind allerdings auch diese Stellen meist nicht. Oft waren im Hintergrund längst interne Recruiter oder Headhunter aktiv, um geeignete Kandidaten zu sondieren, und möglicherweise ist die Entscheidung unternehmensseitig längst gefallen.

Sich – mit der Erwartung realistische Chancen auf eine Besetzung zu haben – auf eine ausgeschriebene Stelle auf C-Level-Niveau zu bewerben, ist daher wenig erfolgversprechend. Wenn Sie sich auf eine solche ausgeschriebene Stelle bewerben – weil Sie zu 100% passen – seien Sie also bitte nicht enttäuscht. Für die erfolgreiche Bewerbung im C-Level gelten in Folge des verdeckten Stellenmarkts andere Regeln.

Machen Sie sich klar, wo Sie hinwollen – und warum

Unternehmen haben oftmals eine sehr genaue Vorstellung von ihren Wunsch-Kandidaten. Und die fällt bei jedem Unternehmen höchst unterschiedlich aus. Vor einer Bewerbung sollten Sie daher das betreffende Unternehmen, soweit es möglich ist, kennenlernen. Eine erste Orientierung geben die folgenden Kriterien.

  • Unternehmensform: Handelt es sich um einen Konzern, ein mittelständisches Unternehmen oder ein Start-up? Ist es im öffentlichen Sektor oder im Non-Profit-Bereich tätig?
  • Organisation: Handelt es sich um ein (inhabergeführtes?) Familienunternehmen? Ist es börsennotiert, womöglich ein DAX-Unternehmen?
  • Struktur: Gibt es einen oder mehrere nationale und/oder internationale Standorte? Ist das Unternehmen zentral oder dezentral organisiert?
  • Aktueller Stand: Wie geht es dem Unternehmen? Sieht die Finanzlage gut aus? Geht die Entwicklung nach oben? Oder handelt es sich um einen Sanierungsfall?
  • Planung: Wohin soll sich das Unternehmen in naher Zukunft entwickeln? Was sind wichtige Baustellen? Beispielsweise Digitalisierung, Globalisierung, Wachstum, Verkleinerung, Verkauf oder ein bevorstehender Börsengang.
  • Strategische Perspektive: Wohin soll die Reise langfristig gehen? Wie soll das Unternehmen in 5, 10, 15 oder 20 Jahren aufgestellt sein? Und was – oder wer! – wird dafür gebraucht?
  • Kultur: Welche Führungskultur herrscht im Unternehmen? Wird moderne Führung auch auf den zweiten Blick gelebt? Oder folgt man dem Grundsatz „Wasser predigen, aber Wein trinken“? Und welche Unternehmenskultur soll die Firma in Zukunft prägen?
  • Entscheider: Wer sind die (wirklichen) Entscheider? Neben dem Board sind das auch Investoren, Aktionäre und Chefflüsterer.

Mit diesem Wissen erkennen Sie sehr schnell, ob Sie für eine Besetzung überhaupt in Frage kommen. Glauben Sie mir: Ist von vorneherein klar, dass Sie die Anforderungen nicht erfüllen oder die „Chemie“ nicht passt, ist eine Bewerbung weder in Ihrem Sinne noch in dem des Unternehmens.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Woher soll ich das alles wissen? Wie komme ich an die Informationen? Die Antwort ist einfach. Recherchieren Sie! In den Medien, aber auch in Ihrem Netzwerk. Womöglich kennen Sie den einen oder anderen aus dem Unternehmen? Oder Sie kennen jemanden, der jemanden kennt? Sie sehen: Gründliche Vorbereitung ist auch hier ein entscheidender Vorteil.

Bewerbung im Top-Management: Diese 4 Möglichkeiten haben Sie

Im Grunde gibt es vier Wege, wie Sie sich auf eine Stelle im Top-Management bewerben können:

  1. Sie verlassen sich auf Ihr Netzwerk.
  2. Sie stellen sicher, dass Sie gefunden werden.
  3. Sie gehen aktiv auf Headhunter zu.
  4. Sie bringen sich selbst ins Spiel.

Was am besten funktioniert, hängt von vielen Faktoren ab – etwa Ihrer (Führungs-)Persönlichkeit, der Größe Ihres Netzwerks, Ihrer Wunschposition und der jeweiligen Unternehmenskultur.

1.) Setzen Sie auf Ihr Netzwerk

Für Fachkräfte ist ein gutes Netzwerk oft optional. Im mittleren Management ist es höchst empfehlenswert. Und auf C-Level-Niveau ein Muss. Ist Ihr strategisches Netzwerk solide geknüpft, müssen Sie nur Augen und Ohren offenhalten, um über kurz oder lang auf mögliche Auf-, Um- oder Seitstiege ins bzw. im C-Level aufmerksam zu werden. Sobald sich die Gelegenheit ergibt, werden Sie aktiv und legen – beispielsweise durch eine Empfehlung – den Grundstock für die folgende Bewerbung.

Umgekehrt ist ein starkes und vielfältiges Netzwerk auch für Entscheider ein wesentlicher Faktor bei der Kandidaten-Auswahl. Gut möglich, dass Sie einem Unternehmen gerade wegen Ihrer guten Kontakte einen hohen Mehrwert bringen.

2.) LinkedIn und Co: Machen Sie sich sichtbar – und gehen Sie auf Unternehmen zu

Ist Ihr Netzwerk (noch) nicht allzu groß, können Sie dank moderner Business-Portale wie LinkedIn selbst nachhelfen. Hier haben Sie unkompliziert die Möglichkeit, sich mit für Sie relevanten Entscheidungsträgern zu vernetzen – zumal unter Führungskräften ein gewisser Common Ground gegeben ist. Über LinkedIn können Sie Verantwortliche direkt und respektvoll ansprechen und so Ihre Fühler nach einer möglichen offenen Stelle ausstrecken. Im Anschluss können Sie sich bei Eignung initiativ bewerben.

Tipp: Nicht nur offene Stelle sind interessant für Ihre Karriere. Halten Sie ganz gezielt auch nach Veränderungen im Unternehmen Ausschau:

  • Zeichnet sich ab, dass der Vorstand oder Vorstandsvorsitzende in zwei Jahren in den Ruhestand gehen wird? Dann bringen Sie sich am besten jetzt schon ins Spiel!
  • Ist in Ihrer Branche gerade die Hölle los? Herrscht Umbruchsstimmung und sind Massenentlassungen zu befürchten? Dann können Sie davon ausgehen, dass andere Unternehmen die „guten Leute“ der schwächelnden Branche auf dem Schirm haben. Dass jetzt eine Anfrage für eine Position reinkommt, wird unter diesen Vorzeichen fast erwartet – und ist legitim.

Gleichzeitig sind Ihre Profile auf den Business-Netzwerken LinkedIn und XING hervorragende Möglichkeiten, um Recruiter und Headhunter auf sich aufmerksam zu machen. Es lohnt sich, Zeit in ein Profil zu investieren, das Ihre Kompetenzen und Fähigkeiten hervorhebt, und Ihren beruflichen Werdegang beschreibt. Hier ist nicht unbedingt relevant, was Sie in aller Ausführlichkeit gemacht haben. Lenken Sie stattdessen den Blick und stellen Sie heraus, was in Ihrer Berufslaufbahn bzw. Ihren bisherigen Tätigkeiten dafür spricht, dass Sie der beste Mann bzw. die beste Frau für die neue bzw. angestrebte Position sind.

Bonus-Tipp: Über kontinuierliche eigene Beiträge, die ehrlich Ihre Themen, Stärken und Führungseigenschaften aufgreifen, betreiben Sie gezielt Personal Branding – und erhöhen die Chancen, dass die richtigen Entscheider auf Sie aufmerksam werden.

3.) Beauftragen Sie einen Inverse-Headhunter

Bringen die ersten beiden Optionen nicht die gewünschten Ergebnisse, kann die Bewerbung im C-Level auch über Headhunter – genauer gesagt über Karriereberater und Inverse-Headhunter – erfolgen. Dabei müssen Sie sich keineswegs darauf verlassen, gefunden zu werden. Beauftragen Sie einen sogenannten Inverse-Headhunter, arbeitet dieser für Sie. In dem Fall müssen Sie zwar eine Vermittlungsprovision oder Pauschale zahlen. Dafür können Sie sicher sein, dass der Headhunter in Ihrem Interesse agiert. Ein normaler Headhunter handelt dagegen im Auftrag und im Interesse des Unternehmens, das geeignete Kandidaten finden möchte.

Wichtig: Um zielführende Ergebnisse zu erreichen, sollten Sie klar machen, WER Sie sind, WAS Sie können und WO Sie WARUM hinwollen. Damit stellen Sie Ihrem Headhunter die nötigen Informationen zur Verfügung, um sich um das WIE kümmern zu können. Ein guter Inverse-Headhunter ist Ihnen auch bei den Bewerbungsunterlagen (Lebenslauf, Motivationsschreiben, Executive Summary) behilflich.

Wichtig: Überzeugen Sie sich unbedingt von der Seriosität und Kompetenz des Headhunters. Hinweise liefern

  • der Webauftritt des Dienstleisters/der Agentur – inkl. namhafte Referenzkunden,
  • das Business-Profil des Anbieters und die Qualität seines Netzwerks sowie
  • Empfehlungen und Stimmen aus Ihrem eigenen Netzwerk.

Erfahrene und seriöse Inverse-Headhunter wissen, wie sie vorgehen müssen, um Ihre Bewerbung in die richtigen Hände zu spielen. Entscheiden Sie sich dagegen für einen Branchenneuling, der auf das schnelle Geld aus ist, kann es leicht passieren, dass branchenspezifische Kontaktadressen eingekauft und massenhaft unpersönliche Bewerbungsanschreiben verschickt werden. Die sind im Regelfall nicht nur erfolglos, sondern können Ihr Profil auch nachhaltig schädigen! Gerade in kleinen Branchen, in denen man sich untereinander kennt.

Daher mein dringender Rat an Sie: Fühlen Sie Ihrem Inverse-Headhunter oder Karriereberater auf den Zahn!

4.) Bewerben Sie sich initiativ

Viele Führungskräfte haben bei der klassischen Initiativbewerbung erfahrungsgemäß große Bedenken: „Kann ich das auf C-Level-Niveau wirklich machen?“ Ja, Sie können! Die meisten Unternehmen sind sogar sehr dankbar für qualifizierte Bewerber. Vorausgesetzt, sie bringen einen wirklichen Nutzen für das Unternehmen mit – und können diesen auch kommunizieren. Meine Best-Practice-Tipps für die initiative Bewerbung als C-Level:

  • Recherchieren Sie Unternehmen, für die Sie gerne arbeiten würden, und lernen Sie diese wie oben beschrieben kennen. Fokussieren Sie sich bei der anschließenden Bewerbung auf die Firmen, denen Sie mit Ihren Kenntnissen echten Mehrwert bringen.
  • Bewerben Sie sich nicht einfach mit allgemeinem Lebenslauf auf eine Stelle. Beschreiben Sie stattdessen, was (nur) Sie wirklich gut können. Zeigen Sie den konkreten Nutzen auf, den Sie für das Unternehmen mitbringen.
  • Riskieren Sie nicht, dass Ihre Bewerbung untergeht. Kontaktieren Sie daher immer die höchsten Entscheider (z.B. Geschäftsführer oder Vorstand). Denn nur diese wissen die Qualität, die Sie liefern können, wirklich zu schätzen.
  • Die Bewerbung fürs Top-Management muss kein klassisches Anschreiben sein. Insbesondere, wenn Ihnen letzteres ohnehin nicht liegt. Ein Anruf oder die Einladung auf ein 30-minütiges Gespräch können viel effektiver sein. Die erforderlichen Unterlagen können Sie immer noch im Anschluss nachreichen.

Die Resonanz auf so gestaltete Initiativbewerbungen fällt meiner Erfahrung nach sehr gut aus. Selbst, wenn die Einladung zum Vorstellungsgespräch sich nicht sofort auf die ideale Traumstelle bezieht. Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass im Anschluss neue Top-Stellen für die Bewerber geschaffen worden sind. Schlicht, weil ihr Nutzen für das Unternehmen so hoch war!

C-Level+: Bewerbung für den Vorstandsposten

Sie wollen als C-Level noch höher hinaus? Dann haben Sie vermutlich schon eine Stelle im Vorstand oder Aufsichtsrat im Auge. Für die Bewerbung als Vorstand gilt dabei: Ohne Netzwerk läuft nichts! Sie brauchen sehr gute Beziehungen zur Vorstandsebene und zu den Entscheidern. Das können etwa der Aufsichtsrat, der Inhaber oder der Investor sein. Machen Sie sich daher unbedingt schlau, wie „Gemengelage“ und „Entscheiderstruktur“ in Ihrem Wunschunternehmen aussehen.

Sie müssen die individuellen Motivationen und Hidden Agendas möglichst aller Akteure kennen – und sich so positionieren, dass Ihr Nutzen für das Unternehmen bei einem potenziellen Aufstieg ins Board sichtbar ist.

Fazit: Bleiben Sie dran!

Der verdeckte Stellenmarkt auf C-Level-Ebene macht es Auf- und Umstiegswilligen nicht leicht. Trotzdem haben Sie jetzt vier konkrete Möglichkeiten für das Aufdecken von Vakanzen und die nachfolgende Bewerbung auf Top-Management Niveau an der Hand. Welche Regeln für das anschließende Vorstellungsgespräch als Führungskraft im Top-Management gelten, beschreibe ich im verlinkten Beitrag.

Mein abschließender Appell: Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Ihre Suche über mehrere Monate hinweg erfolglos bleibt. Eine passende Stelle im C-Level zu finden, braucht Zeit. Echte Könner und Leistungsträger bringen aber definitiv das Handwerkszeug mit, um an der Spitze bestehen zu können. Wie das klappt, ohne sich zu verbiegen, loten wir gemeinsam im Führungskräfte-Coaching aus.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie brauchen Klarheit, um sich gezielt auf die richtige Stelle bewerben zu können? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de. Gemeinsam erstellen wir Ihre individuelle „Chipkarte“ – die Essenz Ihrer Stärken und Ihres maximalen Nutzens für Unternehmen.

Bild: bnenin / stock.adobe.com

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager