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Die interne Bewerbung als Führungskraft im Top-Management ist der Klassiker für ambitionierte Führungskräfte aus dem mittleren Management. Doch die Bewerbung im vermeintlich vertrauten Umfeld hat auch Tücken – und ist alles andere als ein Selbstläufer. In diesem Artikel lesen Sie,

Interne Kandidaten sind für Top-Positionen begehrt

Wenn Sie Top-Manager werden möchten, liegt die Bewerbung im eigenen Unternehmen nahe. Hier kennt man Sie und weiß, was man an Ihnen hat, während Sie mit vielen Strukturen bereits vertraut sind. Und tatsächlich setzen auch viele Unternehmen auf genau diese Sicherheit. Einer Studie zufolge wurden stolze 77 Prozent der Chefinnen und Chefs, die es 2020 an die Unternehmensspitze der S&P 500 Unternehmen schafften, intern besetzt. Die Erfolgschancen bei einer internen Bewerbung stehen also gar nicht so schlecht. Und doch sollten Sie sich die Frage stellen: Wollen Sie überhaupt intern aufsteigen?

Diese Herausforderungen kommen bei einem internen Aufstieg auf Sie zu

Tatsächlich ist der interne Aufstieg – im Vergleich zum Antritt einer neuen C-Level-Position in externen Unternehmen – mit ganz speziellen Herausforderungen verknüpft, die angehende Top-Manager meiner Erfahrung nach nicht oder nur unzureichend auf dem Schirm haben. An dieser Stelle möchte ich daher ganz bewusst die Problemfelder formulieren, die sich bei einem internen Aufstieg ergeben können – aber natürlich nicht müssen. Bedenken sollten Sie insbesondere Folgendes:

  • Plötzlich befinden Sie sich auf einer höheren Hierarchieebene als Ihre ehemaligen Kollegen und müssen diese führen. Dabei kommt es oft zu Spannungen.
  • Eventuell sind Sie jetzt Chef oder Chefin Ihres besten Freundes. Können Sie damit umgehen?
  • Im Top-Management müssen Sie unliebsame Entscheidungen treffen. Seien Sie sich bewusst, dass Sie damit auch die Unterstützer aus Ihrem bisherigen Netzwerk verärgern könnten.
  • Problematisch kann auch die Beziehung zu Ihrem Vorgänger werden. Insbesondere, wenn Sie diesen mochten – und sein Abgang nicht aus freien Stücken erfolgte.
  • Sie werden in Ihrer neuen Rolle allein gelassen, weil Ihre Vorgesetzten davon ausgehen, dass Sie „den Laden ohnehin schon kennen“.
  • Unterstützung durch einen Führungskräfte-Coach oder Sparringspartner wird bei internen Aufsteigern eher als „Geldverschwendung“ abgetan.

All diese Punkte sollten Sie bedenken, wenn Sie die Bewerbung als Führungskraft im eigenen Unternehmen in Angriff nehmen.

5 Tipps für die erfolgreiche interne Bewerbung als Führungskraft

Die Entscheidung steht: Sie werden Ihren Hut in den Ring werfen und sich auf eine interne Top-Management-Stelle bewerben. Mein dringlicher Ratschlag: Beginnen Sie am besten gleich mit der Vorbereitung – und planen Sie hierfür ausreichend Zeit ein. Denn eine erfolgreiche interne Bewerbung ist kein Selbstläufer.

Auch wenn viele Unternehmen C-Level- und Vorstandsstellen intern besetzen, ist es nicht leicht für Führungskräfte aus dem mittleren Management eine der begehrten Positionen zu ergattern. Immerhin gilt es, sich gegen Konkurrenten durchzusetzen und die zentralen Entscheider zu überzeugen. Die gute Nachricht: Sie können Ihre Chancen erhöhen, wenn Sie im Bewerbungsprozess die folgenden fünf Tipps beachten.

1.) Bewerben Sie sich auf die richtige Position

Ihre Chancen auf eine Position in der C-Ebene steigen dramatisch, wenn die Position perfekt zu Ihrem persönlichen Profil passt. Sie sollten sich daher immer im Vorfeld klar machen, welche Rolle Sie wirklich optimal ausfüllen können. Bei meinen Klienten im Führungskräfte-Coaching arbeite ich dabei gerne mit dem von mir entwickelten „Chipkarten-Modell“.

Wir alle kennen Chips aus Bank- oder Krankenkassenkarten, die persönlichen Daten in komprimierter Form speichern. Vor der Bewerbung gilt es, das berufliche Pendant eines solches Chips zu entwickeln. Dazu müssen Sie sich über Ihre Werte, Ziele und beruflichen Visionen klar werden. Am Ende kennen Sie:

  • Ihre Ideale Aufgabe
  • Ihr Ideales Umfeld
  • Ihre Ideale Rolle

Sie wissen also, WAS Sie WEM und mit maximalem NUTZEN bieten können. Ein unschlagbares Verkaufsargument für Ihr Bewerbungsschreiben oder Ihr erstes internes Bewerbungsgespräch als Führungskraft im Top-Management.

2.) Nutzen Sie Ihr Netzwerk

Nicht die Intelligenz, sondern das Netzwerk sind entscheidend, ob man in hohen Positionen sitzt.“ So formulierte es vor einiger Zeit einer meiner Klienten. Und auch, wenn ich der Aussage nicht voll und ganz zustimme – sie trifft definitiv einen Nerv. Wenn Sie intern aufsteigen wollen, brauchen Sie Unterstützer und Förderer im Unternehmen. Kollegen aus dem mittleren Management, angesehene Fachkräfte und Vorgesetzte können dabei gleichermaßen hilfreich sein.

  • Fürsprecher unter Ihren Top-Mitarbeitern zeigen: Sie wissen, Leistungsträger zu begeistern – und können die Spitzen-Leute ans Unternehmen binden. Retention-Management ist ein wichtiges Kriterium, um im C-Level zu überzeugen.
  • Gerade Ihre Kollegen im mittleren Management haben häufig ebenfalls einen guten Draht zu – jeweils unterschiedlichen – Mitgliedern der Führungsebene. Eine Empfehlung im Zusammenhang mit Ihrer Bewerbung ist daher Gold wert!
  • Sie pflegen selbst gute Kontakte zur Unternehmensführung? Dann loten Sie die Chancen für eine erfolgreiche interne Bewerbung auf eine Leitungsposition aus. In einem ehrlichen Gespräch und auf Augenhöhe.

Sie sehen: Ihr Netzwerk kann Ihnen auf verschiedene Weise helfen, sich für eine Top-Position ins Spiel zu bringen.

3.) Identifizieren Sie Entscheider und (potenzielle) Widersacher

In der Regel können Sie sich nicht allein auf Ihr bestehendes Netzwerk verlassen, um intern voranzukommen. Umso wichtiger ist es, selbst die Fühler auszustrecken. Soll heißen: Identifizieren Sie die wahren Entscheider und Chefflüsterer – und gehen Sie auf diese zu. Proaktiv, aber bitte ohne Vorschlaghammer. Sie müssen den Entscheidern nicht nach dem Mund reden – egal, welche Position diese bekleiden. Aber Sie dürfen gerne auf Ihre erfolgreichen Projekte zu sprechen kommen, Ihr gutes Netzwerk hervorheben oder Ihre besondere Expertise unterstreichen, die Sie in der Wunsch-Position im C-Level voll ausspielen könnten.

Stellen Sie fest, dass Entscheider Ihnen – aus welchen Gründen auch immer – nicht positiv gewogen sind, suchen Sie gemeinsame Interessen bzw. ein verbindendes Ziel. Oder anders ausgedrückt: Machen Sie ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können!

4.) Stellen Sie im Bewerbungsgespräch die richtigen Fragen

Wurden Sie zum Bewerbungsgespräch eingeladen, sollten Sie die Chancen nutzen, und auch die richtigen Fragen stellen. Die zeitlosen Klassiker sind:

  • Wenn Sie ihn selbst modellieren könnten: Wie sieht Ihr Idealkandidat für die Stelle aus?
  • Wie vergeige ich es innerhalb von 3 Monaten so richtig?
  • Was hat sich in 1,5 Jahren verändert, wenn ich Erfolg habe?
  • Wie messen Sie meinen Erfolg – nach drei Monaten, einem Jahr, anderthalb Jahren?
  • Warum ICH?

Mit diesen Fragen zeigen Sie, dass Sie nicht nur das Renommee (und Gehalt) des Jobs reizt, sondern Sie ein ernsthaftes Interesse haben, Ihre künftige Rolle bestmöglich und zum Nutzen des Unternehmens auszufüllen.

5.) Vom Problemlöser zum Erfolgsgarant: Machen Sie sich Ihren Rollenwechsel bewusst

Machen Sie sich bewusst, dass Sie beim Wechsel vom mittleren ins Top-Management einen herben Rollenwechsel durchlaufen. Waren Sie bislang vor allem „Problemlöser“, sind Sie jetzt „Erfolgsgarant“ Ihres Unternehmens. Und ob Sie diesen Anspruch erfüllen können, möchten auch die Entscheider wissen.

Einem Klienten, der sich auf einen internen Vorstandsposten bewarb, wurden im Bewerbungsgespräch etwa folgende Fragen gestellt. „Wie wollen Sie die nächsten fünf Jahre gestalten? Welche Rolle wollen Sie in welcher Phase einnehmen? Und wofür stehen Sie?

Auf Fragen wie diese sollten Sie eine Antwort wissen. Machen Sie sich bitte auch klar: Im Top-Management arbeiten Sie nicht mehr vorgegebene Aufgaben ab. Im Gegenteil: Sie bringen sich ein in die (Unternehmens-)Strategie. Haben Sie Ideen, wie Sie die aktuelle Lage des Unternehmens zum Besseren wenden wollen? Können Sie dies artikulieren?

Abgesehen vom ersten Punkt (habe ich integriert) scheinen mir das alles Dinge zu sein, die ALLGEMEIN mit einem Aufstieg verknüpft sind. An der Stelle sollten wir aber bei den Herausforderungen des INTERNEN Aufstiegs bleiben, um das Thema nicht zu verwässern.

Nach dem internen Aufstieg ist vor dem Fall?

Ihre Bewerbung war erfolgreich? Dann herzlichen Glückwunsch! Sie dürfen feiern und sich eine Weile im Ruhm sonnen. Aber bitte nicht zu lange. Denn schon in der Zeit vor Ihrem Antritt schaffen Sie die Voraussetzungen dafür, dass aus Ihrem Start kein Fehlstart wird.

In den ersten 100 Tagen im C-Level müssen Sie in Ihre neue Rolle hineinwachsen – auch wenn Wachstumsschmerzen dabei nicht ausbleiben werden. Sie machen Bekanntschaft mit Hidden Agendas, müssen lernen mit Machtspielen im Unternehmen umzugehen – und obendrein dem besonderen Druck standhalten, der sich aus dem enormen Vertrauensvorschuss Ihres internen Aufstiegs ergibt.

In meinen Coachings berichten mir Klienten immer wieder, wie sehr sie die unerwartet heftigen Herausforderungen beim Aufstieg in die C-Ebene des eigenen Unternehmens unterschätzt haben. „Das ist ja wirklich eine vollkommen andere Welt – obwohl ich in diesem Unternehmen schon viele Jahre tätig bin, habe ich DAS unterschätzt.“ Umso wichtiger ist in dieser Phase die Unterstützung eines erfahrenen Führungskräfte-Coachs mit Top-Management-Erfahrung.

Fazit

Im C-Level beginnt die „Bewerbungsphase“ lange vor dem eigentlichen Anschreiben. Bei internen Bewerbungen entfällt letzteres sogar nicht selten komplett. Umso wichtiger ist es, die Bewerbung strategisch vorzubereiten. Sie haben jetzt 5 konkrete Maßnahmen an der Hand, mit denen Sie Ihre Chancen auf eine erfolgreiche interne Bewerbung als Führungskraft in der Chefetage erhöhen können.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie erwägen eine interne Bewerbung auf einen Posten im Top-Management? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de. Gemeinsam klären wir Ihre Motivation, identifizieren Entscheider und stellen die Weichen für eine erfolgreiche Bewerbung.

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Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager