Der Leistungsträger - Blog

Ich bin der festen Überzeugung: Gute Führung ist keine Frage des Alters, sondern der Kompetenz und der inneren Einstellung. Aus meinen Erfahrungen im Top-Management und meiner Coaching-Tätigkeit weiß ich aber auch: Als junge Führungskraft unter 30 schlagen Ihnen gerade von älteren Mitarbeitern Vorurteile entgegen. Insbesondere der Altersunterschied zur Generation der Babyboomer fällt dabei ins Gewicht. „Da sollten wir mal lieber Herrn Meier ins Boot holen, der hat da auch viel mehr Erfahrung“ sind noch die harmlosesten Sätze, die Sie als junge Führungskraft zu hören kriegen. In diesem Beitrag lesen Sie,

Die Generation Z erreicht die Unternehmensspitze

Die Generation Z ist der Nachfolger der Generation Y, der sogenannten Millenials. Über die genauen Geburtenjahrgänge gibt es je nach Quelle leicht abweichende Angaben. Die meisten Autoren verorten die Angehörigen der Generation Z aber irgendwo in der Spanne zwischen den Jahren 1995 und 2012. Das bedeutet: Die älteren Jahrgänge der Generation Z haben ihre ersten Führungserfahrungen schon längst gesammelt – und drängen zunehmend auch ins C-Level und an die Unternehmensspitze. Und bei allen trennenden Charakter- und Führungseigenschaften haben sie etwas sehr Wesentliches gemeinsam: Sie alle sind Führungskräfte unter 30 Jahren, die – wenn sie nicht gerade ein hippes Start-up, das vornehmlich mit Youngsters besetzt worden ist, führen – zum Teil ungleich ältere Mitarbeiter führen müssen.

Jung führt Alt? Diese Vorurteile können Ihnen begegnen

Berühmte Beispiele für Unternehmer und Führungspersönlichkeiten, die schon in sehr jungen Jahren an der Unternehmensspitze standen, gibt es zuhauf – von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg über Brian Chesky, Co-Gründer von Airbnb, bis zum deutschen Dominik Richter, der Mitgründer und heutige CEO von HelloFresh.

Und doch: Dass eine Führungskraft unter 30, vielleicht sogar mit 25 Jahren an der Unternehmensspitze steht, entspricht – gerade in Deutschland – oft nicht der Erwartungshaltung ihrer Mitarbeiter. Im C-Level, in der Vorstandsebene oder in der Geschäftsführung vermutet man Führungskräfte in ihren 40ern, 50ern oder 60ern. Und tatsächlich liegt das Durchschnittsalter der Führungskräfte in Deutschland laut Statista 2018 bei rund 52 Jahren. Auch heute dürfte diese Größenordnung noch in etwa zutreffen. Wenn junge Führungskräfte ältere Mitarbeiter führen, müssen sie daher nicht selten gegen bestimmte Vorurteile hinsichtlich ihres vermeintlich jungen Alters ankämpfen. Die hinter vorgehaltener Hand erhobenen Vorwürfe reichen vom vergleichsweise harmlosen „Der ist doch noch grün hinter den Ohren.“ über „Sein Vorgänger hatte da aber einen ganz anderen Ansatz“ bis hin zu einer regelrechten Verweigerungshaltung im Stil von „Ich höre doch auf niemanden, der noch nicht mal geboren war, als ich hier angefangen habe, zu arbeiten“. Kommen Ihnen Aussagen wie diese bekannt vor? Tatsächlich bevorzugen zwei von drei Arbeitnehmern einen Vorgesetzten, der älter als sie selbst ist. Das berichtet t3n unter Verweis auf eine Umfrage des Randstad Arbeitsbarometers.

Babyboomer vs. Generation Z – der Generationenkonflikt

Junge Führungskräfte möchten häufig überkommene Strukturen aufbrechen, auf Augenhöhe führen und ihre Vision von moderner Führung im Unternehmen durchsetzen. Ihnen geht es ähnlich? Dann hat sich in Ihrem Führungsalltag vermutlich schon eine gewisse Ernüchterung breitgemacht. Denn Sie haben festgestellt: Einige, unter Kollegen durchaus angesehene, ältere Mitarbeiter sind gar nicht so leicht für eine Transformation zu einer moderneren Unternehmenskultur zu begeistern. Am tiefsten ist die Kluft meist zwischen Babyboomern und Führungskräften der Generation Z oder Y. Denn nicht wenige Boomer haben eine gewisse Top-Down-Mentalität verinnerlicht und sind autoritäre Führungsstrukturen gewohnt. Radikale Änderungen – in den Augen einiger älterer Mitarbeiter ist Ihr Vorhaben genau das – werden da grundlegend zunächst mal mit Skepsis beäugt.

Ältere Mitarbeiter führen: 3 Tipps für junge Führungskräfte

Wenn Sie als junge Führungskraft ältere Mitarbeiter führen, kann das anfänglich zu Reibungen führen. Bei einem angemessenen Umgang mit älteren Mitarbeitern allerdings sind erfahrene Angestellte fast immer ein Gewinn. Aus gutem Grund planen 87 Prozent der Führungskräfte der Generationen Y und Z ganz bewusst mit Mehrgenerationen-Teams. Das geht aus dem von Atlassian in Auftrag gegebenen Generational Collaboration Survey hervor.

1.) Nehmen Sie ältere Mitarbeiter ernst und führen Sie auf Augenhöhe

Jeder Mitarbeiter verdient es, für seine Leistungen wertgeschätzt zu werden. Das gilt ganz besonders für ältere Mitarbeiter, die das Unternehmen schon seit vielen Jahren, vielleicht sogar seit Jahrzehnten tragen. Es sind genau diese Leistungsträger, die letztlich zum Unternehmenserfolg beigetragen haben – und dies auch weiterhin tun. Und was diese Top-Leister gar nicht mögen: Auf ihr Alter reduziert zu werden oder für bestimmte Vorgehensweisen oder Ansichten pauschal belächelt zu werden. Zeigen Sie dagegen, dass Sie die Erfahrung, Expertise und Arbeitsleistung nicht nur anerkennen, sondern weiterhin auf diese angewiesen sind, um „den Laden am Laufen zu halten“.

Auch wenn das für Sie selbstverständlich sein mag, ist es wichtig, diesen Punkt klar zu kommunizieren, sodass er auch ganz sicher ankommt. Dann rutschen Sie aus der Rolle des „Grünschnabels, der sich irgendwo an die Spitze gemogelt hat“ in die einer jungen engagierten Top-Führungskraft, die einen pragmatischen Blick auf die Dinge hat. Mit dieser Ausgangslage können Sie auch Veränderungen leichter durchsetzen und scheitern viel seltener am Widerstand Ihrer (älteren) Mitarbeiter.

2.) Suchen Sie das Gespräch mit Kritikern

Sie merken, dass Sie von einigen älteren Mitarbeitern belächelt werden und bekommen immer wieder – teils sogar ganz offen – bissige oder abwertende Kommentare zu hören? Dann suchen Sie unbedingt das Einzelgespräch mit den betreffenden Mitarbeitern. Hier müssen Sie eigentlich nur zwei konkrete Dinge herausfinden:

  1. Was genau stört die betreffenden Mitarbeiter?
  2. Ist ihre Kritik – zumindest im Kern – berechtigt?

Stellt sich heraus, dass der Kern des abweisenden Verhaltens Ihnen gegenüber berechtigte Kritikpunkte enthält, zeigen Sie die Bereitschaft, diese künftig zu berücksichtigen. Haben Sie es dagegen schlicht mit „Nörglern“ zu tun, die ihren unbegründeten Vorurteilen Luft machen wollen, stellen Sie freundlich aber bestimmt klar, dass Sie dieses Verhalten nicht tolerieren können.

3.) Suchen Sie die Unterstützung von Vorgängern und Vorgesetzten

Sie sind neu als Führungskraft im C-Level und haben es mit einem Team zu tun, dass Ihnen wegen Ihres jungen Alters die Führungskompetenz abspricht? Immer wieder wenden sich ältere Mitarbeiter bei Fragen oder Problemen an Ihre Vorgesetzten oder an Ihre Vorgänger? Dann sollten Sie genau bei diesen ansetzen. Stellen Sie sicher, dass Ihr Vorgänger oder Ihre Vorgänger hinter Ihnen stehen – und Ihrem Team bei jeder Gelegenheit klar machen, dass Sie nun der Chef sind. Anderenfalls festigen sich Parallelstrukturen, die Ihre Autorität und Gestaltungsmöglichkeiten sukzessive untergraben.

Leider ist es im C-Level längst nicht immer so, dass Ihre Kollegen und Vorgesetzten im Vorstand tatsächlich hinter Ihnen stehen. Politische Machtspiele und Hidden Agendas sind vielerorts noch immer an der Tagesordnung. Am besten finden Sie daher vorher heraus, wer die wirklichen Entscheider sind und welche Pläne diese verfolgen. Im Führungskräfte-Coaching erarbeiten wir hierfür gemeinsam eine Strategie – idealerweise VOR dem Antritt Ihrer Stelle im Top-Management.

Sie hören lieber?

Hier geht es zur passenden Episode in meinem Podcast „Leben an der Spitze“:
Generationenkonflikt – junger Chef und ältere Mitarbeiter: so geht‘s | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #198

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie müssen als junge Führungskraft ältere Mitarbeiter führen – und stoßen wegen Ihres Alters auf Widerstände im Team? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de! Gemeinsam erarbeiten wir ein Vorgehen, dass zu Ihrem Führungsstil passt!

Bild: bnenin / istockphoto.com

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager