Der Leistungsträger - Blog

Viele Unternehmenslenker, also Geschäftsführer, Vorstände, Inhaber und Top-Führungskräfte auf dem C-Level, bewältigen Mammut-Tage, die mit den unterschiedlichsten Herausforderungen vollgepackt sind. Der Tag scheint immer zu wenig Stunden zu haben, um die Aufgaben auch nur ansatzweise zu bewältigen. Vielleicht denken auch Sie manchmal: Ich kann unmöglich eine Pause, rechtzeitig Feierabend oder gar Urlaub machen, denn sonst wächst mir das alles endgültig über den Kopf oder ich bin im Unternehmen raus. Das Gegenteil ist der Fall. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum eine Auszeit für Manager so wichtig ist – und wie Sie Ihre Kräfte richtig einteilen, um leistungsfähiger zu werden. Konkret lesen Sie,

Batterien leer: Wenn Manager eine Auszeit brauchen

Vielleicht kennen Sie das: Viele Führungskräfte haben manchmal das Gefühl, dass ihre Batterien leer sind. Eigentlich müssten sie dringend eine Pause einlegen, aber der anstrengende Führungsalltag lässt das einfach nicht zu. Zumal der Führungsalltag in den letzten Jahren noch schwieriger geworden ist. Alles dreht sich schneller, Planbarkeit ist immer weniger möglich, der Konkurrenzdruck steigt. Ein Klient von mir, leitender Arzt in einem großen Klinikum, formulierte es einmal so: „Ich kann nicht anders, ich laufe wie ein überdrehter Motor permanent auf Hochtouren. Natürlich weiß ich, dass ich es anders machen müsste, auch meine Frau warnt mich ständig. Aber es geht einfach nicht.“

Gerade Unternehmenslenker, Führungskräfte und Leistungsträger mit einem starken Verantwortungsgefühl denken häufig, sie dürften sich nicht erholen. Nehmen sich die Führungskräfte eine Auszeit – häufig auf Druck von außen – dann gelingt es vielen nicht, wirklich Abstand zu gewinnen. Die Folge: Sie laufen tatsächlich „wie ein überdrehter Motor“. Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass dies auf Dauer nicht gut gehen kann. Dabei hilft es, den Gedanken einfach mal umzudrehen: Vielleicht kommt das Gefühl der Überforderung genau daher, weil Sie sich keine Krafttank-Pausen gönnen. Wenn Sie als Führungskraft leistungsfähig bleiben wollen, ist es enorm wichtig, dass Sie Ihre Batterien regelmäßig aufladen.

Überlebenstipp: Seien Sie kein Frosch

Im Executive Coaching erlebe ich immer wieder Klienten, die jahrelang ihre Leistungsgrenzen missachtet hatten. Als Manager eine Auszeit nehmen oder zumindest eine erholende Pause einlegen? Kam nicht in Frage. Dabei waren einige Klienten sogar schon mehrmals „zusammengeklappt“, hatten aber einen derartigen Tunnelblick ausgebildet, dass sie trotzdem genauso weitergemacht haben – bis es irgendwann gar nicht mehr ging.

Wie kann das sein? Hier bemühe ich im Coaching gerne die weithin bekannte Frosch-Metapher. Auch, wenn diese wissenschaftlich nachweislich falsch ist, veranschaulicht sie doch sehr schön das Verhalten vieler Top-Manager. Stellen Sie sich einen Frosch vor, der in einen Kochtopf mit kaltem Wasser gesetzt wird, das allmählich erwärmt wird. Der Frosch wird regungslos sitzen bleiben, weil er sich immer wieder an die schleichende Temperaturänderung anpasst. Und zwar solange, bis eine tödliche Grenze erreicht ist. Wird derselbe Frosch dagegen in kochendes Wasser gesetzt, wird er sofort alles daransetzen, aus dem Topf zu entkommen.

Top-Managern geht es allzu oft ähnlich. Sie gewöhnen sich an den schleichend immer weiter steigenden Arbeitsaufwand und zehren solange an ihren Reserven, bis irgendwann nichts mehr geht. Und dann? Folgt allzu oft der Burnout.

In diesem Sinne: Seien Sie kein Frosch! Und legen Sie eine Pause ein, sobald Sie merken, dass Ihre Leistungsgrenzen erreicht werden.

Effektive Erholung für Führungskräfte – der Leistungstyp entscheidet

Wenn Sie auch zu der Kategorie Leistungsträger gehören, denen es zwei- bis dreimal die Füße weghaut, haben Sie sich vielleicht zu Anfang dieses Jahres vorgenommen, mehr auf Ihre Gesundheit und Ihre Energiereserven zu achten. Ein ganz entscheidender Schritt dabei ist es, dass Sie sich klar machen, welcher Leistungstyp Sie eigentlich sind. Denn tatsächlich hängt die richtige Ausgestaltung von Pausen und Erholungsphasen für Manager hiervon maßgeblich ab. Ich unterscheide dabei grundlegend zwischen zwei Leistungstypen, in die nahezu alle Könner und Leistungsträger im Top-Management fallen. Das zeigt meine Erfahrung aus über 30 Jahren Führungskräfte-Coaching.

Ein Blick in die Natur hilft dabei, den eigenen Leistungstyp besser einzuschätzen. So erbringt nicht jedes Lebewesen seine Leistung gleich. Unter den Raubkatzen zum Beispiel gibt es zwei Leistungstypen: den Geparden und den Löwen. Beide sind erfolgreich – jedoch mit völlig unterschiedlichen Leistungssystemen. Nicht anders ist es bei den Menschen. Auch hier gibt es unterschiedliche Leistungstypen, auch hier gibt es die Sprinter und die Dauerläufer.

Für viele Führungskräfte ist es eine große Hilfe, ihren Leistungstyp auf diese Weise im Groben zu erkennen und daran ihr Verhalten auszurichten.

1.) Leistungstyp Gepard – der geborene Sprinter

In meinen bioSystemik®-Vorträgen und Workshops stelle ich hier gerne den Gepard vor. Der ist nämlich der absolute Spitzenleister in der Natur, das schnellste Landtier der Welt, mit einem unglaublichen Antritt: Er beschleunigt von 0 auf 100 km/h in knapp 4 Sekunden und hat damit eine ähnlich schnelle Startgeschwindigkeit wie ein Sportwagen.

Allerdings hat diese Energieexplosion auch einen Nachteil: Er kann diese Geschwindigkeit – also max. 110 km/h – selten länger als 600-800 Meter durchhalten. Deshalb pirscht sich das Raubtier auf 50-100 Meter heran, um seine Opfer dann in einem kurzen Sprint zu erlegen. Auf diese Weise sind 70 % seiner Jagden erfolgreich. Kein anderes einzeln jagendes Raubtier hat eine höhere Erfolgsquote. Und nachdem er die Beute erlegt hat – was macht er dann wohl?

Genau: Er ruht sich aus, sogar noch ehe er seine Beute frisst. Denn nach einer solchen Höchstleistung braucht sein Organismus eine Pause.

Gehören auch Sie zum Leistungstyp Gepard, sind Sie ein hervorragender Sprinter – und können viel in sehr kurzer Zeit erreichen. Nach einem solchen Sprint allerdings ist eine Auszeit für Manager, die zum Typ Gepard gehören, Pflicht. Anderenfalls ist keine Regeneration möglich. Viele Leistungsträger denken aber, dass sie permanent sprinten müssen. Doch selbst, wenn sie hochmotiviert sind, können sie nicht ständig auf diesem Niveau nach vorn peitschen. Einfach, weil jeder Mensch über einen bestimmten Gesamt-Energiehaushalt verfügt. Irgendwann sind die Reserven erschöpft. Dann müssen Führungskräfte eine Pause einlegen, wenn sie wieder leistungsfähig werden möchten. Anderenfalls geht die Performance zwangsweise in den Keller.

Grundregeln für den Leistungstyp Gepard

Deshalb ist der Gepard ein super Vorbild für Leistungsträger, weil er alles richtig macht: Er plant seine Aktion, gibt dann für eine kurze Zeit Vollgas – und ruht sich dann wieder aus bis zum nächsten Sprint. Hohe Leistung und Entspannung wechseln sich also ab. So kann man immer dann, wenn es wirklich drauf ankommt, Höchstleistung bringen. Mit anderen Worten: Wer Höchstleistung bringt, darf nicht Kraft tanken – er muss es sogar tun, weil sein Energiehaushalt sonst zusammenbricht. Dieser Gedanke führt bei vielen Klienten dazu, dass sie sich endlich die innere Erlaubnis geben, eine Auszeit zu nehmen.

Als Leistungstyp Gepard tun Sie gut daran, sich den Spitzenleister der Natur wirklich zum Vorbild zu nehmen. Das heißt: Akzeptieren Sie die Erschöpfung nach der Power-Phase und regelmäßige Regenerationsphasen als Teil Ihres individuellen Leistungssystems! So gelingt es Ihnen, Ihre Batterien stetig aufzuladen.

Der Arzt, von dem ich eingangs gesprochen habe, gehörte eindeutig zur Leistungskategorie Gepard. Indem er erkannte, welch überdurchschnittliche Energie und Leistung er in seinen „Sprinter-Phasen“ abrufen konnte, gelang es ihm das Thema „Pause“, das er bisher nur negativ besetzt hatte, positiv umzuwerten.

2.) Leistungstyp Löwe – der Dauerläufer

Ein ganz anderer Leistungstyp ist der Löwe. Sprints sind nicht wirklich seins. Die Stärke des Löwen liegt vielmehr im Dauerlauf. Seine Beute verfolgt er lange und ausdauernd – und das im Team. Sind auch Sie ein echter Teamplayer und können ein hohes Leistungsniveau über lange Distanzen aufrechterhalten? Dann gehören Sie zum Leistungstyp Löwe.

Grundregeln für den Leistungstyp Löwen

Halten Sie sich vor Augen: Der schnelle Sprint, die totale Erschöpfung und die lebensnotwendige Regenerationspause sind nicht Ihre Sache. Die goldene Regel lautet: Legen Sie ein mäßiges Tempo ein, arbeiten Sie im Team – und bleiben Sie an Ihrer Aufgabe dran! Lassen Sie sich nicht von den Geparden beirren, die zuerst an Ihnen vorbeisprinten und dann die Füße auf den Tisch legen!

Und ein kleiner Tipp für Führungskräfte von Löwen: Auch dieser Typ legt gerne mal eine Pause ein. Wenn sie nichts Besseres zu tun haben, schlafen Löwen in der Natur manchmal 20 Stunden am Tag. Kommt es jedoch darauf an, ein Beutetier zu erlegen, liegt ihre Stärke in der Ausdauer. Aus dem Blickwinkel des Vorgesetzten bedeutet das: Schlafende Löwen kann man ohne schlechtes Gewissen wecken :-)!

Fazit: Auszeiten für Manager sind wichtig

Als Führungskraft leistungsfähig bleiben und permanent wie ein überdrehter Motor auf Hochtouren laufen – das ist ein Widerspruch in sich! Auszeiten brauchen wir alle: Atem holen, reflektieren, Kopf leeren, träumen, Pläne spinnen, verrückt sein oder ganz bei sich sein, von der Zerstreuung in die Konzentration kommen, die Seele weiten, einfach überhaupt nichts tun oder im Gegenteil den Körper richtig auspowern. Ich weiß nicht, wie für Sie die ideale Pause aussieht. Genauso wie es unterschiedliche Leistungstypen gibt, ist auch die Art und Häufigkeit der benötigten Regeneration ganz unterschiedlich. Wenn Sie Ihren eigenen Leistungstyp kennen und sich dementsprechend verhalten, gelingt es Ihnen, auch im kräftezehrenden Führungsalltag Ihren Energiehaushalt auf hohem Niveau zu halten. Orientieren Sie sich einfach am Erfolgsunternehmen Natur. Hier gehört der Zyklus von Leistung und Wachstum auf der einen Seite und Regeneration und Stillstand auf der anderen Seite zu den Grundprinzipien. Das schnellste Landtier der Welt – der Gepard – kann zum Beispiel diese unglaubliche Beschleunigung nur leisten, weil er sich danach sofort regeneriert. In diesem Sinne: Planen Sie auch als Top-Führungskraft Pausen und Erholungsphasen ein. Fahren Sie in den Urlaub und genießen Sie es in vollen Zügen. So können Sie als Führungskraft leistungsfähig bleiben sowie Erfolg und Erfüllung verbinden.

Sie hören lieber?

Hier geht es zu den passenden Episoden in meinem Podcast „Leben an der Spitze“:

Leistungsfähigkeit: So lässt Sie sich steigern | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #55

So bleiben Sie leistungsfähig! Als Gepard oder Dauerläufer | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #181

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie haben das Gefühl, dass Sie permanent mit überdrehtem Motor laufen – und können einfach nicht richtig abschalten? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de! Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Sie die Auszeit bekommen, die Sie brauchen, um leistungsfähig zu bleiben.

Bild: contratswerkstatt / stock.adobe.com

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager