Liebe Leistungsträgerblog-Leser, wie wird Führung in Zukunft funktionieren? Dieses Thema beschäftigt mich aktuell sehr. Ich meine damit nicht nur die Art zu führen, sondern auch die Führungsstruktur, sprich die Hierarchien. Es gibt viele unterschiedliche Tendenzen und Strömungen, die in den Unternehmen wirken. Das spiegelt sich in den Medien, die mal von völlig unfähigen, überkontrollierenden Führungskräften, mal von mehr Transparenz und flacheren Hierarchien zu berichten wissen. Umso spannender ist es, darüber zu diskutieren, wie Führung in, sagen wir, zehn Jahren aussieht. Ich behaupte nicht, die Antwort zu kennen. Ich möchte in diesem Blog ein paar Gedanken zusammenstellen. Und ich freue mich, wenn Sie Ihre Ideen dazu beitragen.
Vielleicht stehen wir aktuell schlicht an einem Scheideweg und können die Zukunft der Führung noch in die eine oder andere Richtung schubsen, sie mitgestalten?
Mitgestaltung – für mich überhaupt ein entscheidender Aspekt, wenn ich mir den Führungsstil und die Strukturen der Zukunft vorstelle. Die Generation Y macht der Forderung nach mehr Selbstbestimmung, Freiheit, Verantwortung – die im Übrigen auch schon die Vorgänger-Generationen bewegte – lautstark Luft. Eine sehr interessante Studie von Millennial Branding und Identified.com hat die Jobvorlieben der heute 20-Jährigen genau untersucht. Flexible Arbeitszeit– und Arbeitsortmodelle gehören dazu genauso wie eine tiefe Abneigung gegen Hierarchien und die Tendenz sich ungern an einen Arbeitgeber länger zu binden. Überhaupt wird der Generation Y selbst ein ausgeprägter Unternehmergeist attestiert.
Laut der Studie arbeiten übrigens aktuell nur sieben Prozent der Digital Natives für eines der 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt. Ein Grund, warum es einer anderen Untersuchung zufolge, in zehn Jahren fast die Hälfte dieser Unternehmen nicht mehr geben soll. Die Empfehlung der Studienautoren lautet daher, sich in den Geist der jungen Mitarbeiter hineinzuversetzen und ihnen zu erlauben, unternehmerisch tätig zu sein. „Geben Sie ihnen die Kontrolle über ihre (Arbeits-)Zeit, über ihre Tätigkeiten und ihre Budgets, soweit das möglich ist.“
Müssen sich Unternehmen damit endgültig vom autoritären Führungsstil vergangener Tage lösen? Oder wird beides nebeneinander existieren: demokratische, transparente Strukturen und der harte Führungsstil amerikanischer Prägung, weil es nach wie vor auch andere gibt, die in Business Schools auf schnellen Gewinn geprägt wurden und genug Mitarbeiter, die diesen Weg mitgehen (müssen)? Und wenn es beides gibt: Welches Modell wird erfolgreicher sein?
Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung als Führungskraft und Führungskräftecoach glaube ich an den ersten Weg, jenen des Social Leadership. Nur durch Transparenz, Selbstverantwortung, Mitbestimmung werden Arbeitnehmer zu motivierten Leistungsträgern, die von sich aus mitdenken, nur so können Innovationen und nachhaltiger Gewinn entstehen. Ein Wert, den ich künftig in der Führung für sehr wichtig halte, ist der Sinn. Ist sinnstiftendes Führen, wie es Peter Kruse nennt, das Modell der Zukunft? Menschen also dauerhaft dazu zu bringen, die Sinnhaftigkeit ihres Tuns zu erkennen und so ein hohes energetisches Niveau zu halten.
Auch ein Blick in die Natur kann – wie so oft – lohnenswert sein. In der Natur gibt es diverse spannende „Führungsmodelle“ – einige davon werde ich in einem der nächsten Blogbeiträge vorstellen.
Ich habe in meinen Führungskräftecoachings häufige Berührungspunkte mit der sehr dynamischen IT-Branche, die oft Vorreiter für andere Industriezweige ist. Neue Leadership-Modelle setzen sich hier wohl am schnellsten durch, weil die IT-Unternehmen auch den technischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten gegenüber am aufgeschlossensten sein müssen. Aktuell ist hier eine Entwicklung zu flacheren Hierarchien und einer schrittweisen „Abschaffung“ des mittleren Managements zu beobachten. Hier ein interessanter Artikel dazu: http://www.cio.de/strategien/2308976/
Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit bis dieser Prozess auch auf andere Branchen überspringt. Wie denken Sie?
Ihre Gudrun Happich