Der Leistungsträger - Blog

Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Hochschule, die ganzheitliches Denken fördert, Vorlesungen zugunsten von eigenständigen Projekten abgeschafft hat und komplett privat finanziert wird. Eine Hochschule, bei der fast jeder fünfte Absolvent ein eigenes Unternehmen gründet (im Bundesdurchschnitt sind das nur 2 Prozent).

Diese Hochschule gibt es tatsächlich, und ich muss sagen, dass mich das Konzept geradezu begeistert: In der Zeppelin-University am Bodensee will man die Studierenden zu unternehmerischem Denken und Selbstständigkeit erziehen. Mir scheint es einige Indizien dafür zu geben, dass man hier begriffen hat, dass die innere Haltung, also ein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und unternehmerisches Denken, ein wichtiges „Kapital“ ist.

Ich denke, es geht gar nicht unbedingt darum, dass wir Unternehmer und neue Unternehmen hervorbringen, sondern das sich die unternehmerische Denke, das „Unternehmer im Unternehmen sein“, weiter verbreitet. Denn Wirtschaften hat nun mal mit Unternehmen zu tun, mit Risiko und Haftung, und nicht nur mit einem abgesicherten Angestelltendasein.

Die Studierenden werden hier eher als Generalisten ausgebildet, weniger als stromlinienförmige Nachwuchsmanager. Will man nach dem Bachelor auch noch den Master-Abschluss machen, muss man dafür ein eigenes Projekt oder Problem der Firma oder Familie angehen. Das ist doch mal ein wunderbarer Selektions-Faktor! Es werden also nur Leute angenommen, die wirklich motiviert sind und die Dinge anpacken. Ein Schelm, wer dabei auch an den Titel meines neuen Buches denkt 😉 .

Diese Stärkung des unternehmerischen Denkens könnte ja auch das Geheimnis hinter dem Erfolg von Unternehmen wie zum Beispiel Apple sein. Tim Cook, der Apple-Chef fürs Tagesgeschäft, sprach kürzlich darüber, wie das Unternehmen auch ohne den erneut erkrankten Apple-Boss Steve Jobs weiter erfolgreich bleiben wird. Er ist offenbar davon überzeugt, dass bei Apple eine „Kultur der Innovation“ herrscht mit einer Mannschaft, die sich Exzellenz zur Gewohnheit gemacht hat, weil alle Mitarbeiter gemäß ihren Talenten eingesetzt werden.

Auch vor diesem Hintergrund finde ich den Ansatz der Zeppelin-Universität wirklich großartig. Unternehmergeist wird hier nicht mit dem schnellen Erfolg gleichgesetzt, sondern hat viel mit einer langfristigen Vision zu tun – und das deckt sich mit meinem Verständnis von wert-voller Unternehmensführung.

Wie sehen Sie das? Wurden Sie in Ihrem Studium adäquat auf Ihre jetzigen Führungsaufgaben vorbereitet?

Bildquelle: ZU/Anja Köhler

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager