Der Leistungsträger - Blog

Wenn C-Level, Geschäftsführer Vorstände oder sonstige Top Manager Stress verspüren, macht das auf Dauer krank – körperlich wie seelisch. Im schlimmsten Fall setzt ein Burnout Geschäftsführer oder andere Führungskräfte außer Gefecht. Aus gutem Grund entwickle ich mit meinen Klienten schon seit langem individuelle Stressbewältigungsstrategien für mehr Leistung mit Leichtigkeit. Noch stärker als Top-Führungskräfte allerdings sind die eigenen Mitarbeiter von Stress während der Arbeit betroffen. Hier ist es Aufgabe der Führungskräfte, Abhilfe zu schaffen.

In diesem Beitrag lesen Sie,

Was ist Stress überhaupt?

Kennen Sie noch jemanden, der keinen Stress hat? Wie der Stressreport Deutschland 2019 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zeigt, ist Stress am Arbeitsplatz ein weit verbreitetes Phänomen, das durchaus auch Top-Führungskräfte in Spitzenpositionen betrifft. Doch was ist Stress überhaupt?

Wikipedia formuliertStress bezeichnet zum einen durch spezifische äußere Reize (Stressoren) hervorgerufene psychische und physische Reaktionen bei Lebewesen, die zur Bewältigung besonderer Anforderungen befähigen, und zum anderen die dadurch entstehende körperliche und geistige Belastung.
In Kurzfassung: Durch ÄUSSERE Reize wird im INNERN eines Lebewesens etwas ausgelöst. Dies kann sowohl auf der körperlichen als auch auf der geistigen Ebene zur Belastung führen.

Sind Sie im „Flow“? Warum Stress am Arbeitsplatz nicht immer schlecht ist

In meiner Zeit als Mitglied der Geschäftsführung machte ich eine überraschende Erfahrung: Ich war zu dem Zeitpunkt quasi rund um die Uhr am Arbeiten. Ich versuchte zwei Vollzeitaufgaben zu managen und schaffte es gerade mal ausreichend zu schlafen. Ich hätte unter der Arbeitslast zusammenbrechen müssen, stattdessen fühlte ich mich pudelwohl und war erfüllt in und mit meinen Aufgaben.

Schon damals reifte die Erkenntnis: Viel Arbeiten bedeutet nicht automatisch negativer Stress.

Erleben Sie Ihre Tätigkeit als erfüllend? Stimmen die Rahmenbedingungen, unter denen Sie Ihre Aufgaben ausüben? Können Sie Ihr Leben aktiv gestalten? Dann erleben Sie Flow statt Stress. Im Fachjargon nennt man dieses Phänomen Eustress. Schwieriger wird es, wenn der Stress – also die äußeren Reize – Sie belasten. Man spricht dann von Distress.

Stress kann krank machen

Und genau dieser Distress kann krank machen. In einigen Studien wurde jetzt erneut gezeigt, wie stark sich Stress auf das Hirn auswirken kann. Das Cortisol, das der Körper in einer Stresssituation ausschüttet, greift Gehirnzellen an. Chronischer Stress kann so zur Minderung von Leistung, Produktivität und Kreativität führen, in einer Depression münden und das Risiko für Demenzerkrankungen erhöhen. Böser Stress also? Auf jeden Fall ein Alarmzeichen, um aktiv zu werden.

Ohnmacht als Stressauslöser

Ohnmacht und Hilflosigkeit gehören für mich zu den wichtigsten Auslösern von schlechtem, krankmachendem Stress. Am Arbeitsplatz wird das besonders deutlich. Führungskräfte nehmen sich als ohnmächtig und gefangen wahr, wenn sie

  • sich als unwichtiges Rädchen im Getriebe fühlen,
  • nie gehört werden oder
  • Eigeninitiative ergreifen wollen und geblockt werden.

Häufig ist zudem die Fähigkeit verloren gegangen, Grenzen zu setzen.

Nicht jeder empfindet Stress gleich

Nicht das, was außen passiert, sondern wie wir innerlich damit umgehen, macht uns unter Umständen krank. Diese Stressresilienz ist ganz individuell, abhängig von der Konstitution, der Biographie, der Einstellung und ähnlichem.

So gibt es zum Beispiel Menschen, die lieben Stress, für die sind neue Herausforderungen im Minutentakt quasi DAS Lebens- und Leistungselixier. Der Typus wird in diesem Spiegel-Artikel beschrieben: Die Besessenen – glücklich im Stress. Der Begriff Work-Life-Balance macht hier gar keinen Sinn, weil diese Menschen einen Großteil ihrer Energie und Lebensfreude aus der Arbeit ziehen.

Ist jetzt das eine besser als das andere? Ist jemand, der ein bestimmtes Stresslevel geradezu braucht, grundsätzlich leistungsfähiger als jemand, der mit Druck und Stress nur schwer umgehen kann? Ich denke nicht. Entscheidend ist es, den eigenen Leistungstyp zu kennen, zu wissen, in welcher Arbeitsumgebung man besonders produktiv ist, welche Art von Stress OK ist und welche Art einen eventuell lähmt.

Stressbewältigung am Arbeitsplatz – Führungskultur als Schlüssel

Im öffentlichen Diskurs scheint oft der Ausstieg aus der als Hamsterrad empfundenen Karriere die einzige Lösung zu sein. Das mag für manche auch stimmen, eine Pauschallösung ist das aber sicher nicht. In meinem Blog-Beitrag im Harvard Business-Manager geht es genau um dieses Thema.

Unternehmen sind verantwortlich

Die Unternehmen sind schon allein aus wirtschaftlichem Selbstschutz in der Pflicht, ihre Mitarbeiter dabei zu unterstützen, für ihre Arbeit brennen zu können – ohne auszubrennen.

Unternehmen versuchen auf ganz unterschiedliche Weise mit dieser Stressbewältigung umzugehen. Verschiedene Firmen wie etwa Bosch oder auch SAP haben festgestellt, dass das Ausmaß und die Dauer der psychischen Erkrankungen stark vom Führungsverhalten des Chefs abhängt. In der Konsequenz werden die Führungskräfte geschult, ihren Mitarbeitern eine andere Kultur vorzuleben.

Stressmanagement braucht Kulturwandel

Führungskräfte als Vorbilder. Den Ansatz, an der Führungskultur zu arbeiten, finde ich absolut richtig. Es ist kein Geheimnis, dass ich die Zeit grundsätzlich reif für einen Kulturwandel in den Unternehmen halte. Und der wirkliche Wandel muss von oben kommen, ganz klar.

Das hat viele, durchaus ökonomische Gründe: Wie viele andere Experten glaube ich nicht, dass die streng hierarchische Unternehmenskultur noch lange überlebensfähig ist. Als Top-Führungskraft liegt es auch an Ihnen, Stress am Arbeitsplatz vorzubeugen!

Umgang mit Stress am Arbeitsplatz: Bei sich selbst beginnen!

Dennoch ist jeder zunächst selbst gefordert und sollte für sich selbst bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, zu gestalten, wachsam zu bleiben gegenüber Dingen, die ihm nicht gut tun. Das gilt natürlich in ganz besonderem Maß für Führungskräfte in Spitzenpositionen!

Finden Sie heraus, zu welchem Leistungstyp Sie gehören. Auf dieser Grundlage lassen sich individuelle Strategien gegen schlechten Stress und Burnout entwickeln.

Stellen Sie sich die entscheidenden Fragen: Welches Umfeld brauche ich, um meine volle Leistungsfähigkeit mit Freude abrufen zu können? Wo liegt mein wirkliches Potential?

Stress und Stressbewältigungsstrategien

Stressbewältigungsstrategien

Stressbewältigungsstrategien im Überblick

Generell finde ich, dass die Diskussion zum Thema Stress und Stressbewältigungsstrategien häufig zu plakativ geführt wird. Es gibt 100 + 1 Tipps und Maßnahmen gegen Stress am Arbeitsplatz, die Ihnen helfen können. Nachfolgend finden Sie Stressbewältigungsstrategien, die ich im Laufe der Jahre bei mir und meinen Klienten gesammelt habe. Die ein oder andere Strategie ist Ihnen sicherlich auch in der ein oder anderen Art und Weise geläufig. Vielleicht haben Sie auch schon Erfahrungen damit gesammelt.

Methoden, Tools, Strategien, Tipps

Dies sind zum einen Tools, die die Arbeit effizienter machen sollen, zum anderen Methoden, die eher der Entspannung dienen. Darüber hinaus sind es Strategien, die auf der körperlichen, als auch auf der emotionalen Ebene ansetzen.

  1. Pareto-Prinzip bzw. 80:20 Regel
    Dies besagt, das mit 20 % des Aufwandes 80 % des Ergebnisses erreicht wird. Es geht also darum zu überlegen: Was kann ich weglassen.
  2. Delegieren
    Hier geht es darum Aufgaben und Verantwortung an Mitarbeiter zu delegieren.
  3. Projektmanagement Tools wie Trello
    Trello ist z.B. eine web-basierte Projektmanagementsoftware
  4. Entspannungsmöglichkeiten wie Yoga
    Yoga ist eine aus Indien stammende philosophische Lehre, die eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen bzw. Praktiken umfasst.
  5. Bewegungssportarten
    Joggen, walken, kick-boxen, wandern, tauchen, Golf spielen oder auch schwimmen. In der Regel sind „Ausdauersportarten“ wirksamer, wenn es um Stressmanagement geht.
  6. Work-Life-Balance
    Hier ist eine ausgewogene Bilanz zwischen dem Arbeits- und Privatleben gemeint. Bei vielen führt es leider dazu, dass es neben einem viel zu vollen Arbeitsleben auch ein viel zu aktives Privatleben gibt, was der Stressreduktion zuwiderläuft.
  7. MBSR-Kurs
    Bei Wikipedia heißt es: „Die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (Mindfulness-Based Stress Reduction – MBSR) ist ein von dem Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn in den späten 1970er Jahren in den USA entwickeltes Programm zur Stressbewältigung durch gezielte Lenkung von Aufmerksamkeit und durch Entwicklung, Einübung und Stabilisierung erweiterter Achtsamkeit.
  8. Leistungstyp erkennen
    Den eigenen Leistungstyp erkennen und danach handeln ist Gold wert. Z. B. unterscheide ich zwischen dem Geparden und Löwe-Typen.

Weitere Tipps zur Stressbewältigung am Arbeitsplatz lesen Sie hier:

Nachdem Sie sich einen Überblick verschafft haben, sicherlich auch den ein oder anderen Kollegen nach seiner Erfahrung befragt haben, geht es darum: Experimentieren und ausprobieren.

Stressbewältigungsstrategien: Herausfinden, was wirklich funktioniert

Überlegen Sie einmal: Was führt bei Ihnen zu negativem Stress? Wichtig ist hierbei: Was Ihren Nachbarn stresst und ärgert, kann bei Ihnen zu Wohlbefinden führen. Entscheidend ist also: Was stresst Sie?

Und genauso ist es bei den Stressbewältigungsstrategien. Das eine funktioniert, das andere nicht. Was bei Ihrem Kollegen hilft, muss bei Ihnen noch lange nicht zum Erfolg kommen. Warum ist das so?

Je länger ich mich als Führungskräfte-Coach mit zahllosen Methoden und Tools auch in anderen Bereichen beschäftige, um so häufiger stelle ich mir diese Frage:

„Geht es wirklich um Methoden und Tools?“

Aus all den vielen Erfahrungen, die ich mit meinen Klienten sammeln durfte, komme ich zu folgender Schlüsselerkenntnis:

In den seltensten Fällen sind es die Tools und Maßnahmen gegen Stress am Arbeitsplatz, die helfen, sondern das „dahinterliegende Prinzip“.

Was wirklich wirkt – ein Praxis-Beispiel

Über viele Jahre habe ich es immer wieder mit Meditation versucht. Ich übte verschiedene Methoden, besuchte zahlreiche Kurse, lud diverse Apps runter. Anleitungen auf die verschiedensten Arten und Weisen: Mal versuchte ich es im Sitzen, mal im Stehen, mal in der Gruppe, mal allein. Mal mit Musik, mal ohne. Nichts davon hat funktioniert. Statt zur Ruhe zu kommen und zu entspannen, wurde ich immer unruhiger, zappelte mit den Füssen, trommelte mit den Fingern auf etwaige Armlehnen.

Ich war der Meinung: Die Stressbewältigungsstrategie „Meditieren“ kann ich nicht. (Ehrlich gesagt fühlte ich mich bei der Aussage als Versagerin).

Erst als ich begriff, dass es nicht um die konsequente Umsetzung dieser Methode ging, sondern darum, “WAS BRAUCHE ICH, UM ZUR RUHE ZU KOMMEN?” erkannte ich, dass ich ja schon seit Jahrzehnten „meditiere“ – also eine individuelle Art gefunden habe in die Entspannung zu kommen: Ich laufe seit mehr als 20 Jahren mehrmals die Woche. Immer die gleiche Strecke, immer gleich morgens nach dem Aufwachen. Ganz in Ruhe, ohne Kopfhörer und Ablenkung. Ich nehme den Wald und den Sonnenaufgang wahr, die Luft, die Temperatur, manchmal den Regen.

Ich lasse dabei meine Gedanken laufen und irgendwann denke ich tatsächlich an rein gar nichts mehr. Ich selbst nenne es „vegetatives meditieren“ – sprich: über die Bewegung in die Entspannung kommen.

Fazit: Stressbewältigungsstrategien sind individuell

Die beste Stressbewältigungsstrategie ist die, die IHNEN den negativen Stress nimmt, egal wie sich diese „Methode“ nennt.

Sie haben jetzt einen guten Überblick erhalten, was Stress ausmacht. Dass Stress sowohl positiv, als auch negativ sein kann. Dass jeder ein individuelles Stresslevel besitzt.

Alarmstufe rot ist angesagt, wenn Sie negativen Stress empfinden. Sowohl Unternehmen als auch Führungskräfte sind in der Verantwortung Stressbewältigungsstrategien anzubieten. Doch auch Sie als Top-Manager selbst stehen in der Verantwortung für sich zu sorgen. Sie haben diverse Stressbewältigungsstrategien kennengelernt, erfahren, dass je nach Situation, Anlass und Umgebung unterschiedlichste Methoden und Tools zur Anwendung kommen können.

Der Schlüssel ist, dass Sie erkennen, um was es bei den Stressbewältigungsstrategien wirklich geht. Was brauchen SIE, was tut IHNEN gut? Am besten erstellen Sie sich eine Liste mit ca. 10 TOP-Tipps, die Ihnen im Notfall geholfen haben, den Stress zu reduzieren. Tragen Sie diese „Notfall-Liste“ z.B. im Portemonnaie. Und wenn es dann soweit ist, ziehen Sie sie hervor und wenden eine zu Ihnen passende Stressbewältigungsstrategie an.

Was ist IHRE bevorzugte Stressbewältigungsstrategie am Arbeitsplatz?

Sie hören lieber?

Hier geht es zur passenden Folge in meinem Podcast „Leben an der Spitze“:

Stressbewältigungsstrategien am Arbeitsplatz: So bleiben Sie gelassen | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #226

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie möchten Ihren Stress-Pegel besser managen und gelassener werden? Dann lassen Sie uns sprechen! Kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de und wir finden die für Sie passende Stressbewältigungsstrategie!

Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager