Der Leistungsträger - Blog

Innerer Druck, Unzufriedenheit, Selbstzweifel: So mancher Top Manager – vom C-Level über den Geschäftsführer bis zum Vorstand – ist im Job zwar erfolgreich, aber weit davon entfernt, den eigenen Beruf als Berufung zu empfinden. Zeit, das zu ändern! In diesem Beitrag zeige ich Ihnen, wie Sie Ihre wahre Berufung finden – auf Basis von einer bewährten 4-stufigen Erfolgsstrategie. Konkret lesen Sie, wie

Berufung finden: Coaching für Top-Führungskräfte

Wie können Top Führungskräfte Ihre Berufung finden? An dieser Frage habe ich viele Jahre geforscht und experimentiert – und meine Ideen immer wieder verfeinert. Letztlich habe ich einen Leitfaden entwickelt, der aus insgesamt 13 Schritten bzw. Leitfragen besteht. Das hört sich viel an, manche Fragen bzw. Schritte sind allerdings ganz leicht zu lösen. Ich kann Ihnen versichern: Haben Sie alle Schritte für sich geklärt, haben Sie Ihre Berufung im Beruf gefunden. Außerdem zeigt die Erfahrung, dass Ihnen die Erfolgsstrategien, die ich hier vorstelle, ggf. auch den Wechsel zu einer neuen Stelle erleichtern.

Denn Sie wollen ja nicht nur Ihre eigene Berufung erkennen, sondern auch leben, oder? Aber ein Schritt nach dem anderen.

Die Suche nach dem roten Karrierefaden

Um im Job zur eigenen Berufung zu finden, ist es nötig, die individuellen Potenziale und Talente zu identifizieren – zum Beispiel, indem man den roten Faden im eigenen Berufs- und Lebensweg näher betrachtet.

Häufig höre ich von Klienten im Führungskräfte Coaching allerdings die Aussage, in ihrer Karriere gäbe es keinen roten Faden. „Alle ein bis zwei Jahre wechsle ich die Firma. Ich habe keine feste Branche, mein Lebenslauf zeigt kein Durchhaltevermögen“, klagte etwa ein IT-Abteilungsleiter.

Nachdem ich mehr als 25 Jahre als Executive Coach arbeite und in mehr als 1000 Coaching-Prozessen unterschiedlichste Karrierewege im Detail kennengelernt habe, behaupte ich: Einen roten Faden gibt es bei jedem – man muss nur manchmal lange und tief genug graben!

Bei der Suche nach dem roten Faden sollten Führungskräfte sich nicht von falschen, von außen an sie herangetragenen, Kriterien leiten lassen. Der oben erwähnte Abteilungsleiter etwa meinte im Business Coaching selbstkritisch:

„Ich habe es versäumt, mir einen Ruf als Experte zu erwerben und mich mit einem Spezialthema zu profilieren.“

Wenn Sie davon überzeugt sind, dass es bei IHNEN einen solchen roten Faden nicht gibt, dann kann ich Sie beruhigen. In den letzten mehr als 20 Jahren, haben wir IMMER den roten Faden gefunden. Manchmal stellt sich heraus: Sie haben nur an der falschen Stelle gesucht und müssen die Blickrichtung ändern. Daher meine Bitte: Bitte bleiben Sie dran, bis Sie IHREN roten Faden gefunden haben.

1. Schritt: Die eigenen Schatzfelder finden

Viele meiner Klienten glauben, Themen-Experte sein oder werden zu müssen. Wenn dies nicht passiert, überkommt sie sehr schnell das Gefühl, nichts Besonderes zu können. Dabei übersehen sie, dass ihre Kompetenz an ganz anderer Stelle liegen kann – etwa im Beherrschen eines Prozesses oder einer genialen Kombination von Tätigkeiten, Aufgaben oder Eigenschaften.

Schatzfelder sind oft nicht auf Anhieb ersichtlich

Die Besonderheiten oder Schatzfelder, die das eigene, individuelle Potenzial definieren, erschließen sich meistens nicht auf Anhieb. Sie sind sozusagen etwas Dahinter- und Darunterliegendes. Es ist sehr wichtig, die eigenen Motive, Werte und Stärken zu kennen – um seinen einzigartigen Kern freizulegen, muss man aber oft noch ein wenig tiefer vordringen.

Schatzfelder identifizieren, Berufung im Job finden

In meiner Praxis als Executive-Coach habe ich verschiedenste Schätze kennengelernt, die ich für Sie in 8 Schatzfelder gegliedert habe. Gehen Sie die einzelnen Bereiche durch und prüfen Sie, ob und welche Ihrer Potenziale sich darin verbergen. Natürlich erhebe ich in dieser Gliederung keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Möglicherweise sind Ihre Schatzfelder nicht aufgeführt; wahrscheinlich bringt die Auseinandersetzung mit der Gliederung Ihnen aber neue Erkenntnisse, wo diese liegen!

  • Schatzfeld 1: Themen, Wissensgebiete, Interessen
    Leitfragen: Gibt es ein Thema, in dem Sie sich besonders gut auskennen? Worüber reden Sie gerne, wenn Sie mit jemandem zusammen sind? Wann hören Sie sofort zu?
  • Schatzfeld 2: Prozesskompetenz
    Leitfragen: Gibt es Prozesse oder eine Abfolge von bestimmten Aktivitäten, die Sie besonders gut beherrschen?
  • Schatzfeld 3: bestimmte Aktivitäten, Aufgaben, Tätigkeiten
    Leitfragen: Gibt es eine Tätigkeit oder Aufgabe, die Sie besonders gut beherrschen?
  • Schatzfeld 4: Prägungen, Kulturerfahrungen
    Leitfragen: Welche familiären Besonderheiten fallen auf, wenn Sie sich systematisch mit den Berufen und Eigenheiten Ihrer Familienmitglieder und Vorfahren auseinandersetzen?
  • Schatzfeld 5: bestimmte Menschentypen, Lieblingsgruppen
    Leitfragen: Gibt es eine bestimmte Menschengruppe, mit der Sie besonders gut können? Was sind Ihre Lieblinge? Welchen Menschen stiften Sie einen besonders großen Nutzen?
  • Schatzfeld 6: Lieblingsumfeld
    Leitfragen: Gibt es ein Umfeld, in dem Sie sich besonders wohl fühlen? Wie muss es gestaltet sein? Was ist hier das Besondere?
  • Schatzfeld 7: Lieblingsrollen
    Leitfragen: Welche unterschiedlichen Rollen haben Sie schon eingenommen? Gibt es darunter Rollen, die Ihnen besonders Spaß gemacht haben?
  • Schatzfeld 8: Geniale Kombination
    Leitfragen: Können Sie zwei oder mehr Ihrer Motive, Werte oder Eigenschaften so kombinieren, dass daraus eine besondere Stärke entsteht?

Versuchen Sie, ein Muster zu entdecken! Solange sich einzelne Elemente nicht zu einem stimmigen Ganzen fügen (ein roter Faden sichtbar wird), sind Sie noch nicht am Ende der Schatzsuche angelangt. Es gibt eine Unmenge von Schatzfeldern. Also Besonderheiten, die Sie ausmachen. Gehen Sie auf die Suche, tragen Sie alle Ihre Stärken, Motive, Werte zusammen. Gehen Sie auch etwas tiefer und schauen Sie hinter die Dinge und/oder unter der Oberfläche nach. Dieser Schritt macht unglaublich viel Spaß, daher toben Sie sich hier bitte aus und erstellen Sie eine umfangreiche Schatzkiste IHRER Schatzfelder.

2. Schritt: Die eigene Vision finden

Wenn Sie nun Klarheit über Ihre Schatzfelder haben, können Sie eine Vision Ihrer beruflichen Idealposition entwickeln.

Dieser Teil ist einer der wesentlichen Bestandteile, wenn Sie Ihre Berufung finden wollen. Daher habe ich dieser Erfolgsstrategie einen eigenen Blogartikel gewidmet. Sie erfahren, wie Sie im beruflichen Kontext eine Vision entwickeln. Hier finden Sie ebenfalls 4 Methoden, wie Sie genau vorgehen können.

Die eigene Vision ist eins der Herzstücke im Prozess „Berufung finden“. Die Vision können Sie für sich selbst, für Ihr Team oder auch für Ihr Unternehmen finden. Nehmen Sie sich viel Raum und Zeit, um IHRE Vision zu entwickeln. Am Ende steht meistens ein (emotionaler) Satz, der in einem Bild genau beschreibt, wo Sie hinwollen. Die Vision wird Sie im Berufsalltag immer wieder auch über schwierige Phasen hinwegtragen.

3. Schritt: Die persönliche Chipkarte erstellen

Jetzt sind Sie schon einen großen Teil des Weges gegangen. Sie haben Ihren roten Faden gefunden, Ihre Schätze gehoben, Ihre Vision erarbeitet. Jetzt gilt es, dieses noch theoretische Bild der Vision zu konkretisieren und greifbar zu machen. In meinen Führungskräfte Coachings erarbeite ich hierzu mit meinen Klienten eine persönliche Chipkarte. Diese zeigt die Essenz dessen, was die jeweilige Führungskraft ausmacht. Das heißt,

  • welches Umfeld sie braucht, um Höchstleistung zu bringen,
  • welches ihre wahren Stärken sind,
  • was ihre Idealposition ist und
  • wie sie beruflichen Erfolg und persönliche Erfüllung zu verbinden mag.

Im Job die Berufung finden: Machen Sie sich unabhängig!

Wenn Sie sich einmal die Arbeit machen, eine solche Chipkarte zu entwickeln, werden Sie feststellen: Sie müssen sich in Ihrer Karriereplanung nicht mehr an äußeren Bedürfnissen (z.B. dem Marktgeschehen) orientieren, wie es leider sehr häufig passiert. Wissen Sie exakt, was Sie können, wollen und brauchen, finden Sie es – unabhängig von den äußeren Gegebenheiten. Konkret gehen Sie dabei in vier Schritten vor.

1.)  Ziel und Zielerreichungskriterien formulieren

Im ersten Schritt definieren Sie ein berufliches Ziel, das im Einklang mit der Vision steht, die Sie entwickelt haben. In der Regel wird es ein Etappenziel auf dem Weg zu Ihrer Vision sein. Entscheidend ist, dass das Ziel konkret, realistisch und terminiert ist.
Betrachten Sie das Ziel nun eingehender und bestimmen Sie die Zielerreichungskriterien:

  • Woran ist erkennbar, dass das Ziel erreicht ist?
  • Was ist dann anders als heute?
  • Was machen Sie anders, mehr oder weniger?
  • Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit das Ziel erreicht wird?
2.) Ideale Rolle identifizieren

Welche Rolle möchten Sie in Ihrer idealen Position wahrnehmen? Die Antwort auf diese Frage ist extrem wichtig. Überlegen Sie, in welcher Rolle Sie mit Blick auf Ihr Zukunftsbild die größtmögliche Wirkung entfalten können. Wenn die Rolle stimmt, aus der heraus Sie agieren, befördert das Ihr Talent und Ihre Leistungsfähigkeit – ermöglicht Zufriedenheit bei höchsten Leistungen. Hingegen kann eine falsche Rolle dem Weg zu Erfolg und Erfüllung massiv im Wege stehen.

3.) Leistungstyp finden

Hat ein Leistungsträger den idealen Platz und die richtige Rolle gefunden, kann er Enormes leisten, ohne unter negativem Stress oder gar Erschöpfung zu leiden. Es gibt jedoch eine Einschränkung: Die Arbeit sollte so organisiert sein, dass sie seinem individuellen Leistungstyp entspricht – denn wer dauerhaft Höchstleistung erbringen will, sollte seinen Leistungstyp kennen und beachten. Mehr zu den Leistungstypen lesen Sie hier. Zu welchem Leistungstyp gehören Sie? Welche Folgen hat das für die Ausgestaltung Ihrer Idealposition?

4.) Das Idealprofil formulieren

Nun haben Sie alle Informationen, um das ideale Profil auf einer Seite kompakt zu formulieren – die richtige Umgebung, in der richtigen Rolle, mit der richtigen Aufgabe und in der besten Position. Überlegen Sie sich auch eine kurze Überschrift, die das Ergebnis auf den Punkt bringt.

Beim Erarbeiten der Chipkarte findet erstmals ein Perspektivwechsel statt: Fragen Sie auch nach dem zentralen Nutzen, den Ihre eigene Leistung für den Arbeitgeber oder den Kunden erbringt.

4. Schritt: Auf die Essenz reduzieren

Nachdem Sie sich ausgiebig mit den Erfolgsstrategien des Prozesses „Berufung im Beruf finden“ beschäftigt haben, geht es nun darum, alles auf das Wesentliche zu reduzieren, bzw. zu fokussieren.

Formulieren Sie also in einem letzten Satz das Konzentrat:

Ich mache für [Zielgruppe] die Leistung [Produkt/Leistung], um [Nutzen/Bedürfnisse] zu erbringen bzw. zu befriedigen.“

Sie wollen tiefer in das Thema einsteigen? In Kapitel 10 und 11 meines Führungskräfte-Ratgebers „Was wirklich zählt!“ erfahren Sie alles über die Methoden, mit denen Sie Ihren roten Karrierefaden finden, Schatzfelder gliedern, eine Vision entwickeln und diese schließlich in Ihrer persönlichen Chipkarte konkretisieren.

Fallbeispiele: Wenn die Berufung in eine neue Stelle führt

Jetzt kennen Sie die 4 großen Erfolgsstrategien, die Ihnen dabei helfen, Ihre Berufung zu finden. Keine Frage, der Weg war mitunter mühevoll und anstrengend. Auf jeden Fall „intensiv“. Sie werden jetzt feststellen, dass die Umsetzung vergleichsweise einfach geht.

Viele meiner Klienten haben folgende Erfahrung gemacht: Sind sie bei potenziellen Arbeitgebern zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen und kommen sie mit dem Ansprechpartner in guten Kontakt, dann kann Ihnen dieses Konzentrat zu einer komplett neu geschaffenen Position verhelfen.

So geschehen bei einem meiner Klienten. Als der Vorstandsvorsitzende sein Konzentrat hörte, war er sofort begeistert und rief: „GENAU so jemanden suchen wir, ich hätte es besser nicht auf den Punkt bringen können. Wir müssen jetzt nur noch die Position hier im Hause für Sie schaffen.“ 2 Monate später war sein erster Tag im Unternehmen.

Auch eine Klientin, die sehr lange nach einer neuen Position suchte, entwickelte nach einigem Zögern das Konzentrat ihrer Chipkarte. Die Wende im Bewerbungsprozess spürte sie sofort, nachdem Sie den Kernsatz Ihrer Chipkarte formulierte: Der potenzielle Arbeitgeber formulierte unvermittelt: „Unsere ausgeschriebene Stelle ist ja gar nichts für Sie. Sie „müssen“ an Stelle xy, da brauchen wir genau so jemanden wie Sie. Sie haben genau das richtige Profil. Sie sind die einzige, der ich das zutraue.“ Auch hier brauchte es nur wenige Wochen, bis Sie als Mitglied der Geschäftsleitung einen kompletten Unternehmensbereich übernahm und erfolgreich in die Zukunft führte.

Fazit: Die Suche nach der beruflichen Berufung lohnt sich

Vielleicht brauchen Sie ein wenig, bis Sie Ihre Berufung gefunden haben und bis dieses Konzentrat formuliert ist. Allerdings müssen Sie diesen Prozess nur einmal im Leben machen.

Die Suche nach der eigenen Berufung lohnt sich – denn findet man sie, dann kann man Höchstleistung mit Leidenschaft und Leichtigkeit sowie beruflichen Erfolg und persönliche Erfüllung verbinden. Haben Sie Ihre Berufung gefunden, ist das der wirksamste Schutz vor Burnout. Warum? Tun Sie, was Ihrem wirklichen Potential entspricht, schöpfen Sie Energie daraus und fühlen sich erfüllt.

Sie hören lieber?

Hier geht es zur passenden Podcast-Folge:
Was will ich wirklich? Wie Sie endlich Ihre Berufung finden | KARRIERE MACHEN #47

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie wollen nicht mehr länger warten, sondern Ihre Berufung im Job finden und umsetzen? Dann schreiben Sie mir unter info@galileo-institut.de und wir finden Ihre Berufung gemeinsam! Schritt für Schritt.

Bildquelle: Andrea Piacquadio / Pexels

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager