Der Leistungsträger - Blog

Wer als Top-Führungskraft beruflich wie privat bestehen will, muss lernen zu priorisieren – und sei es (wie bei einem meiner Klienten) auf die harte Tour. Anderenfalls geraten Sie früher oder später unter die Räder (Stichwort: Burnout beim Geschäftsführer). In diesem Artikel erfahren Sie,

Viele Top-Führungskräfte setzen falsche Prioritäten

Meine Klienten liegen mir sehr am Herzen. Mir ist immens wichtig, dass es zwischen uns menschlich passt. Das ist auch die Basis für eine enge, auf Vertrauen basierende Coaching-Partnerschaft, die wirklich etwas bewegt. So habe ich es ausschließlich mit Führungskräften, Top-Managern und Unternehmenslenkern zu tun, die in ihrem Bereich exzellent sind sowie ein sehr großes Verantwortungsgefühl gegenüber ihren Mitarbeitern haben. Leider hat dies oft zur Folge, dass Leistungsträger ihr privates Umfeld vernachlässigen – oft ohne es selbst zu merken. Bei meiner Frage nach ihrem letzten Urlaub ernte ich oft ein müdes Kopfschütteln (Lesetipp: Als Unternehmer Urlaub machen). Ihre Prioritäten setzen sie fast immer einseitig im Job, da wird dann schon auch mal der gemeinsame Familienurlaub gestrichen. Das allerdings kann auf Dauer nicht gut gehen.

Praxisbeispiel – Von wegen Work-Life-Balance

Dazu die Geschichte meines Klienten L., die ich in ähnlicher Form bei vielen anderen Top-Führungskräften erlebt habe. L. ist eine Traum-Führungskraft: Klug, engagiert, verantwortungsbewusst, empathisch. Kollegen kommen mit Problemen fast immer zu ihm, weil er ein offenes Ohr hat und sich wirklich kümmert. Das führt bei L. häufig zu Überstunden und zu negativen Stimmungen im Privatleben. L. ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Seine Frau hat in letzter Zeit zunehmend weniger Verständnis für sein einseitiges Engagement und fühlt sich von ihm wenig unterstützt. Mein Klient hat durchaus ein schlechtes Gewissen seiner Familie gegenüber und vertröstet sie auf den 2-wöchigen Urlaub, in dem er nur für die Familie da sein wird. Es kommt, wie es kommen muss. Ein wichtiges Projekt gerät in Schieflage, sein voller Einsatz ist in der Firma gefragt, wenn man den Kunden nicht verlieren will. L. fühlt sich auch hier verantwortlich und sagt demzufolge seinen Urlaub ab. Stattdessen arbeitet er in diesen 14 Tagen quasi Tag und Nacht.

Der Dank? Frustration auf allen Ebenen

Sie ahnen, was passiert ist. Seine Frau ist richtig sauer, der Haussegen hängt gewaltig schief – es ist bereits von Trennung die Rede. Zu allem Überfluss fruchtet auch das Engagement meines Klienten für das Projekt nicht wirklich: In den besagten 2 Wochen ist nichts Entscheidendes passiert. In unserem Coaching ist L. so richtig frustriert: „Ich habe jetzt noch mehr Probleme als vorher.“ Gemeinsam haben wir die aktuelle Situation analysiert und seine Emotionen wieder in die richtige Bahn gelenkt. So konnte L. sachlich, aber engagiert im Büro agieren und zu Hause wieder Harmonie herstellen.

Tatsächlich war diese Situation, so unangenehm sie auch war, ein wichtiger Wendepunkt in seinem Leben. Manchmal brauchen wir genau solche harten Lektionen im Leben, damit wir wirklich verstehen, was schiefläuft. So können wir daraus lernen, persönlich wachsen und gewünschte Veränderungen aktiv in Angriff nehmen. L. ist immer noch eine Traum-Führungskraft – schaut nun aber auch auf sich selbst und seine Familie. Er kann nun die für ihn passenden Prioritäten setzen – als Mensch und Führungskraft. Diese Einstellung hat ihn als Führungskraft sogar noch besser gemacht. Er wird von allen Beteiligten ernster genommen, fühlt sich sicherer und souveräner.

Priorisieren als Führungskraft: So geht’s

Jede Führungskraft kann lernen richtig zu priorisieren, auch wenn es anfangs schwerfallen mag. Möchten Sie Aufgaben priorisieren, sollten Sie sich drei Dinge immer wieder vor Augen führen:

  • Sie sind nicht unersetzbar. Das gilt für ausnahmslos jeden von uns.
  • Arbeiten Sie am offenen Herzen? Vermutlich nein. Also sind fast alle Dinge für einige Wochen verschiebbar oder auf andere delegierbar.
  • Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für die Reflexion folgender Fragen für Ihr privates und berufliches Leben: Was will ICH eigentlich? Wovon bin ICH überzeugt? Was ist MEIN Standpunkt?

Ein paar Jahre später habe ich L. wieder getroffen. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er mich sah. Natürlich habe ich ihn gefragt, wie es ihm heute geht. Seine Antwort: „Ich bin deutlich relaxter und setzte klare Prioritäten für mich. Ja, und wissen Sie was: Unser drittes Kind ist gerade unterwegs – und ich werde Zeit dafür haben.

Das ist dann einer der vielen Glücksmomente im Leben eines Führungskräfte-Coaches. 😊

Sie hören lieber?

Hier geht es zur passenden Folge aus meinem Podcast „Leben an der Spitze“:
Prioritäten: Wie Sie die Balance zwischen C-Level und Mensch halten | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #121

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie möchten Ihre Work Life Balance verbessern, tun sich aber mit dem richtigen Priorisieren schwer? Kontaktieren Sie mich unter unter info@galileo-institut.de – und wir bringen das richtige Maß an Ordnung in Ihr Berufsleben!

Foto von Andrea Piacquadio / Pexels

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager