Der Leistungsträger - Blog

Führen Frauen anders als Männer? Gibt es so etwas wie „Female Leadership“? Und wie geht es Frauen in Führungspositionen? Fragen, die ich im Rahmen dieses Artikels beantworten möchte. Als Frau, als ehemalige Geschäftsführerin und als Führungskräfte-Coach mit jahrzehntelanger Erfahrung. Im Folgenden lesen Sie,

Gibt es so etwas wie „Female Leadership“?

In regelmäßigen Abständen kommen Diskussionen hoch, ob es einen typisch männlichen oder weiblichen Führungsstil gibt. Manche behaupten dann, dass Frauen das alles viel besser können. Schließlich seien sie sozial kompetenter, multitaskingfähig, könnten besser delegieren und so weiter. Andere sagen, dass ganz klar die Männer mit ihrer angeblich besseren Durchsetzungskraft besser im Top-Management aufgehoben seien. Immer mal wieder ist die Rede von einem typisch weiblichen Führungsstil. Und je nachdem, wer die Rede schwingt, wird die sogenannte „Female Leadership“ als erfolgreicher und besser (da weicher, weitsichtiger, integrativer, flexibler, transparenter) dargestellt. Oder – mit den gleichen Argumenten – als viel schlechter und zum Scheitern verurteilt.

Herbeigeredete Geschlechterunterschiede: Frauen führen nicht anders als Männer

Ich komme bei solchen Pauschalaussagen immer ins Staunen. Als Diplom-Biologin bin ich mir sehr wohl im Klaren, dass Mann und Frau in der Evolutionsgeschichte unterschiedliche Rollen eingenommen haben und es zwischen den Geschlechtern auch immer noch Unterschiede gibt. Ich glaube aber, dass diese im Business größer geredet werden, als sie eigentlich sind.

Belegt wird das auch von wissenschaftlichen Studien. Eine Studie des Personaldiagnostik-Unternehmens „Profilingvalues“ etwa kommt zu einem ähnlichen Schluss. Im Fachmagazin „Wirtschaft und Weiterbildung“ steht dazu:

„Über einen Zeitraum von zwei Jahren analysierte die Studie ‚Herrschende Werte und Einstellungen am Arbeitsplatz‘ das individuelle Wertesystem von über 1.800 Führungskräften in Deutschland, Österreich und der Schweiz und zog dabei auch geschlechterspezifische Vergleiche. Ihr Fazit: Führungskompetenz ist keine Frage des Geschlechts, sondern ein Thema der individuellen Werte und Eigenschaften einer Person, also ihrer Persönlichkeit. Laut ihrer Werteanalyse gibt es keinen typisch weiblichen Führungsstil.“

Frauen in Führungspositionen: Führungsstile hängen von der Persönlichkeit ab

Seit über 20 Jahren arbeite ich jetzt als Führungskräfte-Coach und ich habe bei meinen Klienten niemals typisch männliche oder weibliche Themen und Verhaltensweisen erlebt. Wie jemand an das Thema Führen herangeht, das hängt sehr stark von seinen Werten und seiner grundsätzlichen Lebenseinstellung ab. Und diese werden natürlich geformt von der Erziehung, dem Gesellschaftssystem, Glauben und ähnlichem. Die meisten meiner Klienten etwa neigten noch vor einigen Jahren zum traditionellen autoritären, direktiven Führungsstil in seiner jeweiligen individuellen Ausprägung. Heute sind sie zunehmend auf der Suche nach wirkungsvollen Alternativen. Ihre Werte sind häufig Offenheit, niedrige Hierarchien, Ehrlichkeit. Die Führungskräfteentwicklung geht so immer mehr in die Richtung des Koordinators.

Besonders gut auf den Punkt bringt es, Thomas Staller, ehemaliger Gesellschafter und Geschäftsführer der Reiss Profile Germany GmbH. In einem früheren Interview erklärte er, warum Frauen in Führungspositionen nicht anders als Männer führen. Ein kleiner Auszug:

„Jeder Mensch hat einen eigenen Führungsstil, der auf seiner Persönlichkeit und den damit verbundenen Bedürfnissen basiert.“

Allerdings würde dasselbe Verhalten von einem externen Betrachter bei Mann und Frau oft unterschiedlich bewertet.

Mit den ReissProfilen arbeite ich als Certified Master (RPM) übrigens bereits seit 2004. Sie sind eine der Methoden, mit denen man die individuellen, tief liegenden Motive und Werte einer Führungskraft wunderbar herausarbeiten kann.

Leistungsträger haben einen ähnlichen Führungsstil

Wie weibliche Führungskräfte führen, hängt also maßgeblich von ihrer Persönlichkeit ab – ganz genau so, wie es sich bei männlichen Führungskräften verhält. Große Gemeinsamkeiten bei der Art der Führung gibt es dagegen unter  Leistungsträgern – seien sie männlich oder weiblich. Dieser ganz spezifische Typ von Mitarbeiter oder Führungskraft ist besonders engagiert, leistungsorientiert, verantwortungsbewusst und entwickelt sich permanent weiter. Und er zeigt in der Regel keine Verhaltensweisen, die als typisch „Frau“ oder „Mann“, sondern höchstens als typisch „Leistungsträger“ definiert werden können. Dementsprechend gibt es in dieser Gruppe auch keinen typisch männlichen oder typisch weiblichen Führungsstil. Auch die Themen, die „meine“ Leistungsträger im Führungskräfte-Coaching bewegen, sind größtenteils unabhängig vom Geschlecht. Das gleiche gilt für Sehnsüchte und Ängste und die Art, neue Impulse umzusetzen. Das alles ist bei ihnen nicht geschlechtsspezifisch, sondern höchst individuell.

Frauen in Führungspositionen

Female Leadership ist also mehr Konstrukt als Realität. Das soll allerdings nicht heißen, dass an der Spitze keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern gemacht werden. Die gibt es durchaus – in erheblichem Umfang. Eine Frau, die Geschäftsführerin werden möchte, hat mit anderen Herausforderungen zu kämpfen als ein Mann, der Geschäftsführer werden will.

Wenn Sie über Frauen in Führungspositionen nachdenken, was ist das Erste was Ihnen einfällt? Frauenquote? Feminismus? Gläserne Decke? Diversity? Müsste es mehr von geben? Erfolg? Den Frauen gehört die Zukunft? Frauennetzwerke?

Frauen in Führungspositionen – die große Unbekannte?

Über Frauen in Führungspositionen gibt es relativ wenig Informationen. Wenn ich Google befrage, werde ich überwiegend auf Frauennetzwerke verwiesen oder aber es erscheinen Artikel, dass es zu wenige Frauen in Führungspositionen gibt. Und an der Unternehmensspitze sowieso zu wenig Frauen sind. Deutschland hinkt hinterher… liest und hört man… Da ist ja auch was Wahres dran, stellt sich nur die Frage nach dem „Warum“?

Fakten und Trends

Was allerdings auch deutlich wird:

Die Zeiten ändern sich, die Männerdomänen brechen langsam auf und alle wissen, dass es dafür langsam Zeit wird. Doch gemach, ein paar Schwalben machen noch keinen Sommer. Die Muster in den Unternehmen und der Politik sind verfestig und sie sind von Männern gemacht. Dies ist kein Vorwurf, sondern es hat sich so entwickelt. Verhaltensmuster verschwinden nicht in ein paar Jahren von selbst und auch nicht durch den Auftritt von ein paar Frauen in Führungspositionen allein“,

schreibt Dr. Marie-Luise Wolff, Vorstandsvorsitzende der Entega AG im Vorwort von „Führungsfrauen im Blick – Führung im Wandel“. Ein Buch, an dem ich gemeinsam mit sechs weiteren Autorinnen gearbeitet habe. Hier geht es zum Buch auf Amazon.

Führungsfrauen im Blick – Führung im Wandel

Zunächst mal ein paar Worte zur Entstehungsgeschichte des Titels. Gemeinsam mit 13 anderen Beratern/Beraterinnen und Coaches arbeite ich seit mehr als 10 Jahren im Fachausschuss Mittelstand des DBVC (Deutscher Berufsverband Coaching e.V.). Insgesamt entwickeln wir hier speziell auf den Mittelstand zugeschnittene Lösungen und Konzepte.

Dabei haben wir jedoch noch nie gemeinsam frauenspezifische Themen erörtert, obwohl jede von uns das „Frau-Sein“ im Beruf und in der Familie intensiv erlebt hat, in Führungsaufgaben der Verschiedenheit von Männern und Frauen begegnet ist und ganz klare Positionen zum „Frau-Sein“ in dieser Gesellschaft vertritt.

Führungsfrauen im Blick - Frauen in Führungspositionen
Die Anfrage des EHP-Verlages war daher ein willkommener Anlass, Erfahrungen auszutauschen und die jeweiligen Haltungen und Positionen zum Thema „Frau und Führung“ bzw. „Frau als Führungskraft“ auf ein gemeinsames Ziel hin zu reflektieren. Es wurde schnell deutlich, wie spannend und verschieden die Biografien und Haltungen zu diesem Themenkreis waren und wie viel es dazu zu sagen gibt.

Frauen in Führungspositionen: Erfahrungsbeispiele und Praxis-Tipps

Nicht nur in den Medien bin ich als die „Praxis-Tante“ bekannt. Viele denken bei „Happich“ an die Frau, mit den vielen Erfahrungen und Beispielen aus dem realen Führungsalltag erfolgreicher Karrierefrauen und -männer. Und so ist mein Beitrag in diesem Buch auch ein Erfahrungsbericht aus der Coaching-Praxis.
Es geht darum, in welchen Schritten Beratung und Coaching die Entwicklung der Führungskraft unterstützen kann. Wie bei einem Blick durchs Schlüsselloch werden Sie Zeugin/Zeuge, wenn innerpsychische Prozesse genau nachgezeichnet, emotionale Widerstände reflektiert und scheinbar unüberwindbare Hürden bewältigt werden.

Sie erfahren, wie feingliedrig oftmals das Thema „Frau-Sein“ betrachtet werden muss, um Klarheit für sich und den eigenen Anspruch zu gewinnen. „Ich komme nicht weiter, weil ich eine Frau bin? Vorurteil oder Realität?“ Die Erfahrungsberichte unter dieser Fragestellung und die gefundenen Antworten bieten zahlreiche Möglichkeiten, mit der eigenen Situation anzudocken und für sich selbst gewinnbringend Strategien zu entwickeln, die zum individuellen, persönlichen Ziel führen.

Achtung: In meinem Artikel erhalten Sie ebenfalls ein paar konkrete Erfahrungsbeispiele von männlichen Führungskräften. Schauen Sie selbst, ob die Wahrnehmung und die Lösungen dort anders sind als bei Frauen. (Die Fallbeispiele sind natürlich so verfremdet, dass ein Rückschluss auf meine Klienten nicht möglich ist und die Vertraulichkeit gewahrt bleibt.)

Führungsfrauen im Blick: Das erwartet Sie im Buch

Sicherlich wollen Sie auch einen Einblick in die anderen Artikel und Autorinnen gewinnen. Daher zitiere ich mal den Umschlagtext des Buches:

„Es wird ein umfassender Einblick in alle Bereiche ermöglicht, die in den letzten Jahrzehnten in den Fokus gerückt sind : Führung durch Frauen vs. Führung über Frauen, Selbstzensur vs. Selbstbewusstheit, Erfolg, Karriere, Führungsrollen, Erfolgsfaktoren, ‚Abenteuer Arbeit‘ und ‚Freude an der Arbeit‘ vs. Belastung durch Arbeit, Gesundheitsmanagement und Selbstfürsorge, Familie, weibliche Nachfolge, historischer Wandel von Führungsrollen bei Frauen und Männern, Frauen in Männerorganisationen und Frauen in Männerberufen, Entwicklung von Gender- und Diversity-Managementkonzepten.“

Dieser Band ist eine wertvolle Fundgrube an theoretischem sowie praktischem Wissen und unmittelbar für den persönlichen beruflichen Alltag nutzbar. Die Breite der Themen, die eigenen Erfahrungen, die zahlreichen Interviews und Praxisbeispiele machen das Buch zu einem alltagstauglichen Begleiter für Wissenschaft, Ausbildung, Beratung und Unternehmensführung – nicht nur für Frauen!

Leserstimmen im O-Ton

»Die Zeiten wandeln sich, die Männerdomänen brechen langsam auf und alle wissen, dass es Zeit dafür wird
(Dr. Marie-Luise Wolff, Vorstandsvorsitzende der Entega AG, Darmstadt)

»Auf dem Weg zur Hälfte des Himmels in der Arbeitswelt hilft Führungsfrauen im Blick Geschlechterverhältnisse in Organisationen zu verstehen und unterstützt die Entwicklung einer eigenen, lebendigen beruflichen Identität
(Prof. Dr. Heidi Möller, Universität Kassel)

»Die Opferrolle empowert niemanden
(Raffaela Rein, Forbes 50 Women in Tech in Europa 2018, Gründerin Vitalute und CareerFoundry)

»Es wurde ja auch wirklich Zeit, dass sich die Frauen aus der Coaching-Szene dynamisch zu Wort melden!«
(Dr. Astrid Schreyögg, Hg. OSC – Zeitschrift für Organisationsberatung, Supervision und Coaching)

»Frauen und Macht – ein wildes Thema. Ein Buch zur rechten Zeit, um dieses Thema auszuloten und den gesellschaftlichen Wandel sowohl auf individueller als auch gesellschaftlicher Ebene zu begleiten!«
(Roswitha Bocklage, Gleichstellungsstelle für Frau und Mann der Stadt Wuppertal, Sprecherin Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen).

Rezensionen

Übrigens: Eine längere Rezension von Günther Mohr zu „Führungsfrauen im Blick“ lesen Sie im Coaching Magazin. Sie hören lieber? Mein geschätzter Kollege Bernd Geropp hat mich aus diesem Anlass in seinen Podcast „Führung auf den Punkt gebracht” eingeladen und mich zum Thema „Frauen in Führung” interviewt.

Fazit: Sind Sie fit für die Spitze?

Ich fasse zusammen: So etwas wie Female Leadership gibt es nicht. Die Art, wie jemand führt, hängt maßgeblich von dessen Persönlichkeit ab. Aus gutem Grund pflegen männliche wie weibliche Leistungsträger häufig einen sehr ähnlichen Führungsstil. Wenn es um den Aufstieg in die Unternehmensführung oder in den Vorstand geht, gibt es allerdings durchaus beträchtliche Unterschiede – ebenso wie im Alltag von Frauen in Führungspositionen.

Sie möchten als Frau ins Top-Management aufsteigen oder eine der begehrten Vorstandspositionen erreichen? Dann nutzen Sie meinen kostenlosen Online-Aufstiegs-Check-Up. Hier erfahren Sie, wo Sie selbst gerade stehen und wie es um Ihre Aufstiegschancen steht. Zudem erhalten Sie viele konkrete Tipps für Ihren Weg an die Unternehmensspitze.
Viel Spaß beim Ausprobieren!

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie sind frisch ins Top-Management aufgestiegen – und wurden von den politischen Machtspielchen überrascht? Das geht vielen Ihrer männlichen Kollegen nicht anders. Kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de – und wir besprechen, wie Sie weiterhin führen können, ohne sich zu verbiegen!

Photo by Amy Hirschi on Unsplash

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager