Der Leistungsträger - Blog

Im ersten Artikel zum Thema Führungsqualität haben Sie erfahren, was Führungskompetenzen eigentlich sind. Sie kennen die 12 wichtigsten Führungsqualitäten und haben eine Idee, wie sich die Prioritäten der Führungsstärke in Zukunft verschieben werden. Heute erfahren Sie von einer weiteren bedeutsamen Führungsqualität: Die Empathie.

In diesem Artikel lesen Sie:

Empathie – die wohl wichtigste Schlüsselkompetenz der Zukunft

Die Führungskompetenz Empathie ist in der Vergangenheit absolut unterschätzt worden. Aus meiner Sicht wird sie sich in Zukunft zu einer der wesentlichen Schlüsselkompetenzen entwickeln. Warum?

Erinnern Sie sich an das Beispiel mit dem Niederlassungsleiter? Mangelnde Empathie bzw. Einfühlungsvermögen hätten ihm den Job gekostet – trotz hervorragender wirtschaftlicher Ergebnisse. Dieses Beispiel war aus 2004 und damals eine echte Ausnahme. Heute wandelt sich das Blatt und in der Beurteilung dieser Führungsqualität erlebe ich eine große Bandbreite. Von Jahr zu Jahr erkenne ich einen immer deutlicheren Trend. Doch dazu später mehr.

Wandel oder Feigenblatt?

Die eine Seite der Beobachtungen:

Da werden eigentlich für das Top-Management hervorragend geeignete Kandidaten ausgesiebt, weil sie angeblich „zu weich“ sind. In meinem Blog-Beitrag für den Harvard Business Manager Wandel ohne Veränderung beschreibe ich einen typischen Fall aus dem Führungskräfte Coaching.

Unzufriedenheit mit Führungskräften

Nehme ich diese Beobachtung als Ausgangspunkt, wundere ich mich nicht wirklich über die Umfrageergebnisse des Personaldienstleisters Randstad zum Thema Führung. Demnach sind 91 Prozent der Mitarbeiter unzufrieden mit der Personalführung und Mitarbeitermotivation in ihrem Unternehmen. In dem Artikel Warum die Deutschen ihre Chefs nicht mögen kommt „Die Welt“ zu dem Schluss, dass es vielen Führungskräften an Empathie fehle.

In der WirtschaftsWoche ist zu lesen, dass die Unternehmen in Deutschland wegen unqualifizierter Führungskräfte jährlich einen Schaden von 105 Milliarden Euro erleiden. Hierbei spielt die Führungskraft eine entscheidende Rolle, sie ist für bis zu 70 % der Gründe hierfür verantwortlich.

Von wegen „zu weich“ – Empathie als Führungsqualität

Und auf der anderen Seite häufen sich in meinen Führungskräfte Coachings die Aufträge, mehr Einfühlungsvermögen und Empathie erlernen zu wollen. Eine Vielzahl an Führungskräften und Vorgesetzten erkennt für sich, dass Empathie DIE Schlüsselkompetenz für die Herausforderungen der Zukunft ist.

Wie will ich meine Mannschaft zu begeisterten Mitstreitern machen, wie will ich das Ohr des Vorgesetzten erreichen, wenn ich mich einfach nicht in den anderen hineinfühlen kann?

Dabei ist es deutlich leichter, sich in eine Situation zu versetzen, die man selbst schon erlebt hat.

So ist es für den Vorgesetzten, der mal Mitarbeiter war, sicherlich einfacher sich in den Mitarbeiter zu versetzen, als für den Mitarbeiter, der zwar gerne Chef werden möchte, dies aber noch nie war.

Empathie als Schlüssel bei der Kommunikation zwischen verschiedenen Hierarchieebenen

Denken Sie an die Führungskraft aus dem mittleren Management, die sich mit der obersten Führungsebene an der Unternehmensspitze austauscht um Veränderungen im Unternehmen auf den Weg zu bringen.

Hier ist Empathie besonders wichtig, weil sich die Spielregeln auf der Top-Management-Ebene grundlegend ändern. Kaum eine Führungskraft auf der mittleren bzw. oberen Ebene weiß davon, bzw. hat Kenntnis darüber, wie sie diesen Spagat bewältigen kann.

Den Führungskräften auf der 2. Ebene kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: Ich nenne Sie gerne die Brückenbauer. Sie übernehmen – meistens ohne es zu wissen – die ungeheuer wichtige Aufgabe des Dolmetschers bzw. des Übersetzers.

Die Übersetzung zwischen den Mitarbeitern auf der mittleren Führungsebene und dem Top Management ist genauso herausfordernd wie anders herum. Die Führungskräfte auf der 2. Führungsebene befinden sich selbst in einer Sandwichposition. Mit genügend Empathie laufen Gespräche und Verhandlungen deutlich leichter.

Wie kann ich meine Empathie verbessern bzw. Empathie erlernen?

Über Jahrzehnte hinweg ist diese Führungskompetenz belächelt worden. Gehörte es doch zum guten Ton seine Rolle als Funktion und nicht als Mensch auszuüben. Empathie war eher Frauenkram und gehörte in das Privatleben.

Ja, und genauso verhielt es sich mit Gefühlen im Business. Lange Zeit war das ein No-Go. Lesen Sie in diesem Artikel, welche Auswirkungen es haben kann, wenn man Emotionen im Business zulässt – insbesondere als Geschäftsführer.

Es wäre schon ein guter Schritt nach vorne, wenn die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen – also empathisch zu sein – als eine der wichtigsten Führungsqualitäten anerkannt werden würde.

Stellen Sie sich einmal vor, wenn jene Führungskräfte, die empathisch sind, nicht ab einer bestimmten Ebene als „zu weich“ ausgesiebt werden! Ideal, wenn Sie sogar als Vorbild dienen.

Meiner Ansicht nach geht der Trend eindeutig dahin, dass Empathie sowohl von den Führungskräften selbst, als auch von der Umgebung eine besondere Bedeutung erfährt. Der Weg dorthin erfordert noch ein wenig Übung.

Empathie ist Training

Manche sind davon überzeugt, dass man Empathie im Gegensatz zu anderen Führungsqualitäten nur sehr bedingt erlernen kann. Meine Erfahrungen sind da anders. Bei den meisten Menschen ist die Empathiefähigkeit grundsätzlich angelegt (übrigens auch bei Männern!)

Ich möchte Ihnen Mut machen, insbesondere wenn Sie jetzt denken: Ach je, ich bin doch so ein rationaler, analytischer Mensch. Ich habe das nie gelernt.Stellen Sie sich d ie „Empathie“ wie einen Muskel vor. Er ist vorhanden, aber eben lange nicht trainiert worden. Es braucht Training und ein wenig Geduld, um die Empathie wieder zu wecken. Doch das Ergebnis, was sich später zeigt, ist für alle Beteiligten von Vorteil. Nicht nur persönlich, sondern auch wirtschaftlich.

Übrigens: Auch in der Natur spielt Empathie übrigens eine große Rolle. Hier lesen Sie mehr darüber.

Die Führungsqualitäten von Chefs

Sie wollen gemeinsam mit Ihrem Team das Unternehmen nach vorne bringen? Sie wollen die Arbeits- und Führungswelt verbessern? Sie wollen eine neue Unternehmenskultur etablieren? Dann sind für Sie von den 13 genannten Führungsqualitäten besonders diese sechs von entscheidender Bedeutung:

  1. Vorbild sein
  2. Fehlerkultur
  3. Verantwortung übernehmen
  4. Entscheidungen treffen
  5. Probleme lösen
  6. Empathie

Was glauben Sie selbst welche Auswirkungen es für Sie hat, wenn Sie als Vorbild überzeugt führen und bei Ihrer Mannschaft ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit und Vertrauen ermöglichen? Wenn Sie sich in andere Menschen einfühlen können, Sie empathisch sind? Welche Auswirkungen hat das auf die Unternehmenskultur? Und langfristig auf die Unternehmensergebnisse? Sind Veränderungen dann sogar leichter umzusetzen?

Führungskompetenzen 4.0 – ein Blick in die Zukunft

Im Manager Magazin finden Sie einen interessanten Blick in die Zukunft: In modernen Unternehmen jenseits der Startup-Szene wird laut darüber nachgedacht neben den klassischen Funktionen wie CEO und CFO, zunehmend CPOs – Chief Philosophy Officers – zu etablieren.

Warum?

In der Führungsstudie „Project Oxgen“ veröffentlichte der Technologiekonzern Google acht Merkmale, die eine gute Führungskraft ausmachen: Dies entspricht im Wesentlichen den Merkmalen, die Sie im letzten Artikel finden. Auch diese Studie kommt zu dem Schluss:

Teamorientierte Fähigkeiten und als Coach zu agieren stehen im Vordergrund. Auf die Position des CPO’s kommt man, weil Philosophen diese wichtigen Fähigkeiten von Haus aus mitbringen. Wie sagte schon der Philosoph Konfuzius „Wer nicht in den Spuren anderer wandelt, kommt nicht ans Ziel.

Aber natürlich geht es nicht darum, dass Philosophen an die Führungsspitze kommen, sondern damit wird deutlich: Empathie wird in Zukunft (noch mehr) zur Chefsache. Denn die Fähigkeit Menschen und damit Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung und zu Innovationen mitzunehmen wird langfristig über den Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

Fazit:

Führungsqualitäten bzw. Führungskompetenzen spielen bei jeder Art von Führung eine Rolle. Egal, ob Sie sich selbst führen oder eine Vielzahl an Mitarbeitern. In diesem Artikel haben Sie 13 wesentliche Führungsqualitäten erfahren.

Einige eher grundsätzlicher Natur, andere, die insbesondere in der Zukunft eine noch größere Rolle spielen werden. Warum: weil wir in Zukunft in der volatilen VUCA-Welt weniger über Formalismus führen können, sondern weil wir sowohl Mitarbeiter als auch Chef mit einbeziehen in unserer Art zu führen. Denken Sie daran: eine Führungsqualität ist, Menschen zu einem bestimmten Ergebnis zu führen. Die Art und Weise wird langfristig über die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens entscheiden. Und die Empathiefähigkeit wird einen deutlichen Unterschied machen.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

P.S. Falls Ihnen der Text gefallen hat und Sie wissen möchten, wie man diese Führungsqualitäten nachhaltig angeht, dann finden Sie hier einen effektiven Lösungsvorschlag, wie das umgesetzt werden kann.

Bild: Depositphotos 8771371 ©photography33

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager