Der Leistungsträger - Blog

Gefangen im operativen Hamsterrad erreichen irgendwann die meisten Leistungsträger einen Punkt, an dem Sie nicht mehr weiterwissen. Spätestens jetzt ist es an der Zeit mittels geeigneter Methoden, eine Vision zu entwickeln. Ob Sie eine entwickelte Vision als Führungskraft im Top-Management auch wirklich umsetzen möchten, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

In diesem Artikel lesen Sie:

Der Realitätscheck: Ist die Vision ihren Preis wert?

Die Suche nach einer Vision lohnt sich immer – schon alleine, weil Sie auf dem Weg viel über sich selbst und Ihr Unternehmen lernen. Die Realisierung allerdings hat immer auch ihren Preis. Gewisse Dinge werden Sie für die Verwirklichung Ihrer Vision wahrscheinlich aufgeben müssen. Sie sollten sich also darüber im Klaren sein, ob Sie bereit sind, diesen Preis zu zahlen. Unterziehen Sie Ihre Vision daher einem Realitätstest. Im Kern geht es darum, Bedeutung und Wert der Vision zu erfassen – und dann festzustellen, wie hoch der Preis ist, der hierfür gezahlt werden muss.

Betrachten Sie die Kosten Ihrer Vision rational

Wenn Sie als Führungskraft Ihre Vision gefunden haben, empfiehlt es sich, den mit der Umsetzung verbundenen Aufwand bzw. den zu zahlenden Preis rational zu betrachten. Folgende Leitfragen können Ihnen bei der Einschätzung helfen:

  • Erreichen Sie mit Ihrer Vision wirklich das, was Sie erreichen wollen?
  • Welche konkreten Vorteile versprechen Sie sich davon? Welche Nachteile vermeiden Sie damit?
  • Was sind Sie bereit, für das Erreichen der Vision zu bezahlen?
  • Was sind Sie nicht bereit zu zahlen?
  • Welchen Preis müssen Sie voraussichtlich bezahlen?
  • Halten Sie an der Vision auch noch fest, wenn der Preis möglicherweise etwas höher ausfällt?
  • Wie groß ist Ihre Bereitschaft, hart und konsequent für die Umsetzung Ihrer (Unternehmens-)Vision zu arbeiten?

Denken Sie immer ganz bewusst an die Kostenseite Ihrer Vision. Führungskräfte neigen in der Euphorie einer gefundenen Vision dazu, mögliche Konsequenzen schlicht zu verdrängen.

Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl

Sie sollten sich bei einer so wichtigen Entscheidung allerdings nicht nur von Ihrem Kopf leiten lassen – noch wichtiger ist der Bauch. Deshalb kommt es jetzt darauf an, in die Tiefe zu gehen und einen Weg zu finden, die innere Überzeugung aufzudecken. Hierbei haben sich zwei Methoden bewährt, die ich Ihnen im Folgenden vorstellen möchte.

1.) Die Will-ich-wirklich-Übung

Mit einem erfolgreichen, aber dennoch unzufriedenen Geschäftsführer hatte ich mich auf die Suche nach seiner Idealposition begeben. Schließlich stand die Vision fest: Der 44-Jährige wollte sich künftig selbständig machen und war von dieser Vision, die ihn in seinem tiefsten Inneren schon lange begleitete, hellauf begeistert. Gerade bei so einer gravierenden Änderung der beruflichen Situation, empfehle ich neben dem rationalen Realitätscheck auch, Ihre innere Überzeugung zu prüfen.

Ich machte mit meinem Klienten daher die „Will-ich-wirklich Übung“, die aus zwei kleinen Traumreisen besteht. Die erste Reise führte ihn in eine Zukunft, in der die Vision Realität wurde. Auf dem Weg dahin durchlebte er Höhen und Tiefen, mit denen ein Existenzgründer rechnen muss. „Stellen Sie sich vor, das Geschäft läuft nicht wie erwartet an, Aufträge bleiben aus. . . “ Bei der zweiten Reise blieb er weiterhin Geschäftsführer im bisherigen Unternehmen und malte sich aus, wie sich sein Leben in diesem Fall entwickeln würde. In das erste Szenario, das seiner Vision, packte ich zahlreiche Hindernisse, die er im Augenblick noch nicht auf dem Schirm hatte. Das alles hielt ihn am Ende jedoch nicht davon ab, sich klar für seine Vision zu entscheiden.

2.) Der Münzwurf

Diese Methode eignet sich vor allem dann, wenn Sie – nachdem Sie zunächst vollauf überzeugt von Ihrer Vision waren – schnell in Zweifel geraten. So erging es einem Klienten, der sich ganz klar in der Funktion des Troubleshooters sah, der Projektschäden von der Firma abwendet. Diese Position gab es bei seinem Arbeitgeber nicht und er war zunächst voller Enthusiasmus, dies zu ändern. Schnell kamen ihm allerdings Zweifel – würde er sein Unternehmen wirklich überzeugen können, eine solche Stelle neu zu schaffen? „Wenn Sie nicht entscheiden, macht es eben jemand anderes“, erklärte ich – und legte ein Geldstück auf den Tisch. Verdutzt schaute er mich an. „Wir lassen jetzt diese Münze entscheiden, ob Sie Ihre Vision realisieren oder nicht.“ Der Klient war nicht begeistert, machte aber mit. Er wählte den Kopf für „Vision umsetzen“ und die Zahl für „Vision bleiben lassen“. Schließlich nahm ich die Münze in die Hand, ließ mir viel Zeit und warf sie dann: „Bitte sehen Sie auf das Ergebnis und sagen Sie spontan, wie es Ihnen damit geht.“ Das Ergebnis lautete: Zahl, also das Ende der Vision.

„So eine Sch. . . !“, entfuhr es ihm. Das war ehrlich, kam wirklich aus seinem Inneren. Für ihn brach eine Welt zusammen: Die Vision ist tot, seine verzweifelte Situation, in der er das Unternehmen nur noch verlassen wollte, war wieder lebendig. Die Reaktion machte deutlich, wie seine eigentliche Entscheidung lautete: ein innerlich überzeugtes „Ja“. Genau darin liegt das Geheimnis des Münzwurfs: Wird er gut inszeniert, kommt der erste spontane Kommentar aus dem Bauch – entweder jubelnd, wenn der Klient innerlich mit der Entscheidung der Münze übereinstimmt, oder betroffen und enttäuscht, wenn die Münze wie im Beispiel der inneren Überzeugung widerspricht.

Vision der Führungskraft: Auf den Realitätscheck folgt die Umsetzung

Erst wenn die Vision den Realitätscheck bestanden hat, sollten Sie sich an deren Umsetzung machen. Die Vision einer Führungskraft kann sich dabei sowohl auf ihr Privatleben als auch auf die eigene Karriere beziehen. Oft geht allerdings beides Hand in Hand – etwa, wenn es darum geht, beruflichen Erfolg mit persönlicher Erfüllung zu verbinden. Ein Thema, dem ich mich in meinem Sachbuch „Was wirklich zählt! Mit Überzeugung führen“ ausführlich widme. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Vision einer Idealposition konkretisieren und erfolgreich umsetzen. Um am Ende das zu erreichen, was wirklich zählt!

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie sind sich nach wie vor unsicher, ob Sie Ihre Vision realisieren sollen? Kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de – und wir prüfen Ihre Vision gemeinsam auf ihre Praxistauglichkeit!

Foto von Yan Krukov / Pexels

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager