Jede Menge spannender Studienergebnisse werden aktuell veröffentlicht. Nachdem mein letzter Blogbeitrag die Frage „Wie arbeiten wir in 20 Jahren?“ aufgreift, geht es heute um die Werte, die aktuell und künftig die Arbeitswelt dominieren. Im Rahmen der Studie „Wertewelten Arbeiten 4.0“ des „Forums Gute Führung“ in Kooperation mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales wurden Erwerbstätige in quantitativ-qualitativen Tiefeninterviews gefragt, wie sie die heutige Arbeitswelt erleben und welche Arbeitswelt sie sich für die Zukunft wünschen.
Ein „Wir“ gibt es nicht mehr
Das vielleicht wichtigste Ergebnis: Ein „Wir“ scheint es nicht mehr zu geben und damit auch kein halbwegs einheitliches Idealbild von Arbeit. Was für den einen wünschenswert ist, empfindet der andere als höchst bedrohlich – und zwar unabhängig von Kategorien wie Einkommen oder Ausbildung.
7 Wertewelten
In der Studie wurden 7 Wertewelten identifiziert, die sich ganz grundlegend unterscheiden.
- Sorgenfrei von der Arbeit leben können
Die Menschen dieser Wertewelt wollen ohne materielle Sorgen leben. Arbeit und Privates sollen trenn- und planbar bleiben, der Staat hat für sie eine wichtige Rolle als sozialer Absicherer. - In einer starken Solidargemeinschaft arbeiten
Loyalität, Wertschätzung und Teilhabe sind diesen Erwerbstätigen besonders wichtig. Schwächere sollen durch Unternehmen, Staat, Gemeinschaft abgesichert werden. Die aktuelle Entwicklung halten sie für besorgniserregend. - Den Wohlstand hart erarbeiten
Wer hart arbeitet, bringt es zu was – das glauben die Menschen dieser Wertewelt und sie strengen sich auch entsprechend an. Für sie ist vor allem wichtig, dass Deutschland wirtschaftlich stark bleibt. - Engagiert Höchstleistung erzielen
Verantwortung, Effizienz und Leistungsstreben stehen für diese Umfrageteilnehmer im Mittelpunkt. Die Digitalisierung empfinden sie als Chance. Lebenslanges Lernen und Eigenverantwortung sind Schlüsselworte. - Sich in der Arbeit selbst verwirklichen
Individualität und Selbstverwirklichung gepaart mit Leistung und Effizienz sind für diese Menschen besonders wichtig. Von Unternehmen erwarten sie, dass sie dafür Rahmenbedingungen schaffen, etwa durch Flexibilität von Ort und Zeit. - Balance zwischen Arbeit und Leben finden
Auf die Vereinbarkeit von Familie, individueller Selbstverwirklichung und gesellschaftlicher Mitgestaltung legen diese Erwerbstätigen den größten Wert. Jeder Einzelne sollte die Wirtschafts- und Arbeitswelt mitgestalten. - Sinn außerhalb seiner Arbeit suchen
Für diese Gruppe steht der Gemeinnutz im Mittelpunkt. Eine sinnstiftende Tätigkeit wird häufig außerhalb der Erwerbsarbeit gesucht. Der Staat soll ein bedingungsloses Grundeinkommen garantieren.
Keine Wertung
Sie sehen schon, wie stark die Werte hier zum Teil auseinanderdriften. Während etwa die einen die zunehmende Individualisierung der Arbeitswelt als Chance sehen, vermissen die anderen Werte wie Solidarität in einer Gemeinschaft. Beides ist nachvollziehbar. Bei der ganzen Studie geht es auch nicht um eine Wertung dieser Wertewelten. Es gibt kein besser oder schlechter. Die Ergebnisse sind einfach sehr, sehr spannend. Und Unternehmen wären sicher gut beraten, diese Pluralität in ihrer gesamten Ausrichtung stärker zu berücksichtigen.
Zu welcher Wertewelt gehören Sie?
Wenn Sie herausfinden möchten, zu welcher Wertewelt Sie gehören, machen Sie doch hier den Online-Test. Ich freue mich, wenn Sie Ihr Ergebnis hier mitteilen. Bei mir übrigens dominiert die Wertewelt 5…
Herzliche Grüße

Gudrun Happich