Der Leistungsträger - Blog

Eine berufliche Karriere gezielt zu gestalten, ist eine Herausforderung. Für Top-Manager ebenso wie für Vorstände und C-Level. Zunächst gilt es, im Rahmen der Karriereentwicklung den persönlichen „roten Faden“ zu finden – sprich die individuellen Stärken und Kompetenzen zu erkennen, die sich durch den gesamten Lebenslauf ziehen. Im Anschluss geht es an die strukturelle Karriereplanung, die Sie schließlich auf Ihrem ganz individuellen Karriereweg umsetzen. Damit letzteres gelingt, müssen Sie konkret werden – und Ihre Wunschposition möglichst detailliert beschreiben. In diesem Artikel lesen Sie,

  • warum Sie Ihren individuellen Karriereweg gehen sollten,
  • welche Fragen Ihnen bei der Reflexion Ihrer aktuellen Situation helfen und
  • warum die sogenannte „U-Liste“ den passenden Karriereweg glasklar hervortreten lässt.

Gehen Sie Ihren eigenen Karriereweg

Hören Sie nicht auf die allgemeinen Hinweise von Karriereratgebern, sondern planen Sie Ihren Karriereweg individuell nach Ihren Bedürfnissen! Listen Sie alle Rahmenbedingungen auf, die Sie sich für Ihren Job wünschen und die Ihre eigene berufliche Entwicklung unterstützen. Reflektieren Sie dafür Ihre aktuelle Situation und bisherigen Erfahrungen – vor allem die Bedingungen in besonders erfolgreichen Momenten.

Folgender Fragenkatalog dient der Reflexion

  • Welche Art von Unternehmen soll es sein? (groß, klein, modern, jung, etabliert, inhabergeführt…)
  • Wo soll der Einsatzort sein? (fester Ort, variabler Ort, zu Hause…)
  • Wie sieht die Arbeitsumgebung aus? (Büro, Werkstatt, außer Haus…)
  • Für welche Tätigkeiten erfolgt die Bezahlung?
  • Welche Aufgaben sind damit verbunden?
  • Welche Branche und ihre spezifischen Regeln und Gepflogenheiten gefällt mir?
  • Wie sollten die Arbeitszeiten sein?
  • Wie sollte die Entlohnung sein (regelmäßiges Gehalt, Fixum, Sonderleistungen…)
  • Wer sind die Kollegen und Vorgesetzten?
  • Welcher Führungsstil dominiert?
  • Wie groß soll der Gestaltungsspielraum sein?
  • Wodurch ist das Betriebsklima geprägt?
  • Welche Möglichkeiten der Weiterentwicklung gibt es?
  • Wie viele Hierarchiestufen gibt es? Welche Hierarchiestufe wäre mir lieb?

Die optimalen Rahmenbedingungen: Von der Wunschliste zur U-Liste

Die Wunschliste ist häufig lang. Das darf sie auch sein, aber jetzt folgt die entscheidende Frage: Welche Bedingungen von dieser Liste sind existenziell notwendig und gehören auf die U-Liste? Warum U-Liste? Weil sie die unbedingt notwendigen Voraussetzungen enthält. Meist bleiben nach gründlicher Überlegung vier bis maximal sechs U-Bedingungen übrig. Ein Beispiel:

Ein Manager aus einem Luftfahrtunternehmen steht vor dem Aufstieg in die nächste Führungsebene. Da er sich angesichts dieses gewaltigen Schritts unsicher ist, setzt er sich intensiv mit seinen Rahmenbedingungen auseinander und stellt folgende U-Liste auf:

  • Unternehmenskultur:
    „Ich möchte auf keinen Fall auf die vertraute Unternehmenskultur verzichten.“
  • Wenig Politik:
    „Ich möchte etwas bewegen, ohne zu sehr auf taktische und politische Spiele Rücksicht nehmen zu müssen.“
  • Entscheidungsbefugnis:
    „Ich benötige einen großen Entscheidungsspielraum.“
  • Standort:
    „Ich möchte in den nächsten Jahren im Raum Frankfurt bleiben.“
Der richtige Karriereweg ist nicht immer auch der naheliegende

Der Manager dachte zunächst daran, dass er in der Konzernzentrale Karriere machen könnte. Doch dann erkannte er: Je näher er der Zentrale des Unternehmens kam, desto politischer wurden die Verhältnisse und desto mehr zählten Taktik, Beziehungen und Einflussnahme. Hinzu kam, dass längere Auslandsentsendungen im Zuge der üblichen Konzernkarriere unvermeidlich waren. Darauf wollte er sich jedoch nicht einlassen, da er zwei kleine Kinder hatte, die er aufwachsen sehen wollten. Eben deshalb zählte der Punkt, am Standort zu bleiben, zu seinen U-Bedingungen. Kurzum: Die ursprünglich gedachte Lösung war obsolet.

Die U-Liste half ihm aber nicht nur, das eindeutig zu erkennen, sondern auch, den richtigen Karriereweg zu finden: Warum nicht Geschäftsführer eines Tochterunternehmens werden? Das wäre ein anderer Karriereweg, doch die U-Bedingungen könnten erfüllt werden:

  • Unter dem Dach des Konzerns bleibt die vertraute Unternehmenskultur erhalten.
  • Ein Tochterunternehmen liegt ziemlich weit weg vom politischen Geschehen der Konzernzentrale.
  • Eine Konzerntochter wird eher wie ein mittelständisches Unternehmen geführt und bietet damit große Gestaltungsspielräume.
  • Da mehrere Töchter ihren Sitz im Raum Frankfurt haben, ist auch der vierte U-Punkt mit hoher Wahrscheinlichkeit realisierbar.

Konzernlaufbahn vs. individuelle Karriereplanung

Das Beispiel zeigt: Nahe gelegen hätte zwar die klassische Konzernlaufbahn, wie sie in diesem Unternehmen üblich ist und empfohlen wird. Die Lebensqualität und damit auch die Leistungsfähigkeit des Top-Managers hätten darunter aber vermutlich stark gelitten. Dank seiner individuellen U-Liste hat er diese Karrierefalle rechtzeitig erkannt und eine Alternative gefunden. Ist auch nur ein U-Kriterium bei einem Jobangebot nicht erfüllt und auch nicht mehr verhandelbar, sollte das für Sie und Ihren Karriereweg bedeuten: Die Ampel steht auf Rot!

Sie hören lieber?

Hier geht es zur passenden Episode aus meinem Podcast „Leben an der Spitze“:
Was will ich wirklich? Wie Sie endlich Ihre Berufung finden | KARRIERE MACHEN #47

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: So sehr Sie sich auch bemühen, Sie können Ihren konkreten Karriereweg als CEO, Vorstand oder Top-Manager einfach nicht vor sich sehen? Dann schreiben Sie mir unter info@galileo-institut.de – und wir erarbeiten Ihre individuelle U-Liste gemeinsam!

Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager