Der Leistungsträger - Blog

Sicher kennen Sie das aus Ihrem eigenen Führungsalltag als Geschäftsführer, C-Level oder Vorstandsmitglied: Sie müssen eine schwierige, komplexe Aufgabe lösen, es sind verschiedene Personen, oft verschiedene Abteilungen involviert, die Informationslage ist unübersichtlich. Trotzdem gilt es überlegt und vor allem zeitnah zu handeln, um die hohe Innovationsgeschwindigkeit Ihres Unternehmens zu halten. Grund genug für mich, Ihnen eine Blaupause zum Lösen komplexer Aufgaben an die Hand zu geben.

In diesem Artikel lesen Sie,

Komplexe Aufgaben lösen – in 4 Schritten

Egal, wie außergewöhnlich die vor Ihnen liegende Führungsherausforderung auch sein mag. Jetzt gilt es Ruhe zu bewahren – mit dem Wissen, dass auch diese Situation gemeistert werden kann. Halten Sie sich an die folgenden Schritte, um auch ungewöhnlich komplexe Herausforderungen für Führungskräfte zu bewältigen.

Schritt 1: Das wichtigste Ziel finden

Sehr häufig passiert in chaotischen Situation etwas, das sehr menschlich ist, die Situation aber keineswegs löst, sondern die Ausgangslage im Gegenteil noch schwieriger macht: Der Top-Manager versucht Zeit zu gewinnen, Informationen zu sammeln, sich selbst aus der Verantwortung zurückzuziehen, um eine weiße Weste zu behalten. Häufig sind solche Situationen dann von unschönen gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt. Der Reflex sich in einer Krise zunächst selbst absichern zu wollen ist, wie gesagt, sehr menschlich – eine wirklich gute Führungskraft wird und muss aber anders handeln.

Was ist das wichtigste Ziel?

Bei komplexen Führungsherausforderungen sollten Sie sich zunächst fragen: Was ist in dieser Situation das wichtigste Ziel? Die Natur ist uns hier wie so oft ein wunderbarer Lehrmeister. Unser Blutgerinnungssystem etwa ist ein Meister im Prioritäten setzen und sichert so unser Überleben.

Es kommt darauf an, eine komplexe Situation anzunehmen, sie dann aber durch Reduktion auf das Wesentliche handhabbar zu machen. In der Praxis haben sich dazu drei Schritte bewährt, die ich Ihnen im Folgenden vorstellen werde:

  1. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Lage.
  2. Finden Sie eine Lösung.
  3. Kommen Sie ins Handeln.

Schritt 2: Der Überblick

Wenn die Herausforderung für Führungskräfte besonders komplex ist, gilt es sich zunächst einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Nur so lässt sich letztlich das höchste Ziel definieren. Klienten im Führungskräfte Coaching sind oft so gefangen von einem aktuellen Führungsproblem, dass nach ihrer ersten Schilderung die Lage nur schwer verständlich ist.

Komplexe Aufgaben auf eine abstrakte Ebene bringen

Es kommt dann darauf an, den Fall auf eine andere, abstraktere Ebene zu bringen, die den Draufblick ermöglicht. Hierfür gibt es professionelle Coaching-Werkzeuge wie etwa das Beziehungsbrett oder die Coaching-Disk, eine Magnetscheibe, auf der man Figuren oder Klötzchen in den unterschiedlichsten Kombinationen positionieren kann. Manchmal reichen aber auch ein paar Nüsse oder Äpfel zur Darstellung einer Situation. Statt eines komplizierten Beziehungsgefüges ergibt sich dann oft ein klares Bild der wichtigsten Keyplayer.

Der Mut, wegzulassen!

Um sich einen Überblick über komplexe Aufgaben als Führungskraft verschaffen zu können, müssen Sie den Mut haben, wegzulassen!

Folgende Leitfragen können dabei helfen:

  • Was ist das höchste Ziel?
  • Um was geht es wirklich? Was ist wirklich wichtig?
  • Welche Personen lassen sich ungestraft, also ohne negative Folgen, wegdenken?

Erst jetzt kann es darum gehen, eine Lösung zu finden!

Schritt 3: Die Lösung

Mit herausfordernden, komplexen Aufgaben haben es Führungskräfte täglich zu tun – meist sind verschiedene Personen und Abteilungen involviert, die Informationslage ist unübersichtlich, die Zeit drängt. Trotzdem ist es Ihnen in den vorangegangenen Schritten bereits gelungen, sich einen Überblick zu verschaffen. Jetzt geht es auf Lösungssuche.

Wie könnte die Lösung aussehen?

Ihnen fällt keine ein? Sie denken es müsste noch mehr analysiert und am Problem geschraubt werden? Nun, ich bestehe auf einer Lösung. Und zwar jetzt. Nehmen wir einfach mal an, es gibt eine Lösung für Ihr aktuelles Problem, auch wenn Ihnen dies vielleicht jetzt unwahrscheinlich erscheint. Wie könnte sie aussehen?

Herausforderungen für Führungskräfte: An Bedeutung gewinnt, worauf man sich konzentriert

Sie werden nun etwas Spannendes feststellen: Sobald sich Ihre Gedanken nicht mehr auf das Problem, sondern auf die Lösung fokussieren, setzt dies ungeahnte Kreativität und Kräfte frei. An Bedeutung gewinnt, worauf man sich konzentriert!

Wer die Ursachen eines aktuellen Problems bis ins Äußerste analysiert, den beansprucht dieses Problem immer stärker – bis schließlich seine komplette Energie und geistige Kapazität davon aufgezehrt wird. Im nächsten Schritt sollten Sie nun ins Handeln kommen!

Schritt 4: Ins Handeln kommen!

Ob es um die Entwicklung eines neuen Produkts, eine wichtige Markteinführung, eine umfassende Reorganisation oder ein anderes abteilungsübergreifendes Projekt geht – Führungskräfte haben mit komplexen Systemen zu tun. Damit Führungskräfte Aufgaben – und seien sie auch noch so komplex – lösen können, müssen sie von rein theoretischen Überlegungen ins Handeln kommen. Dafür benötigen Sie als Führungskraft Mitarbeiter, denen Sie vertrauen und die alle an einem Strang ziehen.

Das Prinzip der Selbstorganisation

Das Prinzip der Selbstorganisation ist für mich im Umgang mit komplexen Aufgaben der entscheidende Erfolgsfaktor. Sie können noch so klug, erfahren, leistungsbereit sein – wenn Sie kein Team haben, in dem jeder seinen Part zuverlässig ausführt und die Rolle übernimmt, die er am besten kann, werden Sie als Führungskraft scheitern. Wie Selbstorganisation funktionieren kann, zeigt uns übrigens wie so oft die Natur. Sie ist für mich einer der besten und modernsten Managementlehrer.

Herausforderung für Top-Manager: Was uns die Natur über komplexe Aufgaben lehrt

Wurzelraumanlage - komplexe Aufgaben lösenFür meine Diplomarbeit als Biologin untersuchte ich vor Jahren eine so genannte Wurzelraumanlage. Das ist eine mit Wasser gefüllte Black Box, in der Bodenerde, Kleinstlebewesen und Mikroorganismen, Pflanzen und Wurzeln ein extrem komplexes System bilden. Diese Black Box wird zur Wasserreinigung verwendet: Fließt auf der einen Seite Schmutzwasser hinein, kommt auf der anderen Seite sauberes Wasser hinaus. Und zwar unabhängig davon, welche organischen Schadstoffe eingeleitet wurden. Das System stellt sich innerhalb kurzer Zeit darauf ein und findet eine Lösung.

Komplexe Aufgaben richtig lösen. Innovationsgeschwindigkeit erhöhen

Warum erzähle ich Ihnen das? Weil darin ein wertvoller Impuls steckt für den Umgang mit komplexen Situationen. Wenn Sie Führungskraft sind, brauchen Sie die Fähigkeit, Ressourcen zu vernetzen – hier zeigt das Zusammenspiel aller Teile der Wurzelraumanlage, wie ein biosystemischer Ansatz dazu aussehen könnte. Es geht nicht mehr um sequenzielle Abläufe, sondern um Simultanität.

Sie haben wahrscheinlich bereits erkannt, dass Sie sich als Top-Manager heutzutage immer weniger nur an Daten und Fakten orientieren können. Das „Entscheiden unter Ungewissheiten“, wie Fredmund Malik das nennt, ist zunehmend gefragt. Oft spielen bei Entscheidungen so viele Faktoren hinein, dass man unmöglich wirklich alle berücksichtigen kann. Das heißt, der Manager der Zukunft braucht andere Qualifikationen als bisher. Er muss in der Lage sein,

  • sehr schnell Prioritäten zu erkennen,
  • vordringliche Ziele zu formulieren und
  • diese zeitnah umzusetzen.

Nur so ist Innovation Leadership möglich.

Co-opetition: Kooperation und Konkurrenz

Das bedeutet manchmal auch, sich mit Wettbewerbern konstruktiv und zum Wohle aller Beteiligten zu vernetzen. Co-opetition bedeutet, „kooperativ zu konkurrieren“: mit externen spezialisierten Partnern, mit Kunden, mit Lieferanten. Dass der Kolkrabe zum Beispiel allerhand über das Thema „Kooperation“ weiß, habe ich Ihnen ja hier auch schon einmal vorgestellt.

Fazit: So meistern Sie komplexe Herausforderungen auch künftig souverän

Treue Leser wird daher mein Fazit nicht überraschen: Sowohl für den „Umgang mit Komplexität“ als auch für das Thema „Kooperation und Konkurrenz“ kann man sich wieder einmal am erfolgreichsten Unternehmen der Welt orientieren – der Natur.

Noch ein Tipp zum Abschluss: Nachdem Sie die 4 beschriebenen Schritte durchlaufen und eine Lösung umgesetzt haben, sollten Sie sich die Ursprungssituation nochmal ansehen. Sie können so Muster-Strategien für ähnliche Aufgaben in der Zukunft entwerfen – und mit komplexen Führungsherausforderungen künftig noch besser umgehen.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Für die vor Ihnen liegende Herausforderung will Ihnen auch jetzt noch keine Lösung einfallen? Kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de. Im Führungskräfte Coaching versuchen wir Klarheit in Ihre individuelle Situation zu bringen, sodass Sie auch die aktuelle Führungsherausforderung meistern können – ohne sich zu verbiegen!

Foto von Andrea Piacquadio / Pexels 

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager