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Ist ethische Führung nur ein „modischer“ Führungsstil unter vielen, der schnell wieder verschwinden wird? Oder steckt mehr dahinter? Könnten Führungskräfte egal ob Geschäftsführer, Direktor, C-Level-Manager oder Vorstand, ihr Unternehmen mit dem sogenannten „Ethical Leadership“ sogar maßgeblich voranbringen? Viele Studien jedenfalls deuten genau darauf hin. In diesem Beitrag lesen Sie:

Studien: Mangelndes ethisches Führungsverhalten hat Folgen

Dass Ethik im Management nicht nur eine Sache zwischen Top-Managern und ihrem Gewissen ist, zeigen verschiedenste Studien. Eine ethische Führung hat direkten Einfluss auf Mitarbeitermotivation und Mitarbeiterbindung.

Ernst & Young Studie: Fast ein Viertel der Führungskräfte hält sich nicht an Ethikstandards

Eine Studie, die mich nachdenklich macht: Gemäß einer Befragung der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) ist jeder vierte Manager bereit, für das eigene berufliche Fortkommen und eine höhere Bezahlung unethisch zu handeln. Zehn Prozent würden der Unternehmensführung Falschinformationen geben, um ihre eigene Karriere oder Bezahlung zu verbessern. Der Fisch stinkt vom Kopf her!

Ebenfalls erschreckend: Nur 23 Prozent der Führungskräfte halten die Ethikstandards im eigenen Unternehmen für hoch. Die Hälfte der Manager ist in ihrem Berufsleben bereits mit Verfehlungen konfrontiert worden. 14 Prozent sahen sich innerhalb des Unternehmens Druck ausgesetzt, diese Verfehlungen nicht zu melden. Sieben Prozent sind unter diesem Druck eingebrochen und haben das Fehlverhalten für sich behalten.

Fehlende Ethikstandards sind Kündigungsgrund für Manager

Doch dieser allzu lockere Umgang mit der Ethik kann für die Unternehmen nicht nur juristische Folgen nach sich ziehen – auch für die Mitarbeiterbindung ist er fatal. Jeder zehnte befragte Manager hat bereits einmal wegen unethischen Verhaltens der Firma gekündigt – jeder Dritte hat eine Kündigung aus diesem Grund zumindest erwogen.

In den Unternehmen gibt es genügend Mitarbeiter, denen verantwortungsvolles Handeln etwas bedeutet. Sie dürfen damit nur nicht alleine gelassen werden. Compliance etwa muss auf der obersten Führungsebene anfangen, vorgelebt werden und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ins Unternehmen eingebracht werden. Dazu gehören unter anderem Whistleblowing-Hotlines, die einen Schutz für diejenigen garantieren, die unethisches oder gar strafbares Handeln melden“,

sagt Stefan Heißner von EY zu den Ergebnissen.

Mutaree Studie: Ethical Leadership in Change-Prozessen? Fehlanzeige

Die Unternehmensberatung Mutaree hat sich in einer Studie mit dem ethischen Verhalten von Führungskräften in Change-Prozessen befasst. Das Ergebnis ist ebenfalls vernichtend, wie ein Blick auf die wichtigsten Fakten zeigt:

  • 47 Prozent der Mitarbeiter glauben, dass ethische Führungsgrundsätze während Change-Prozessen nicht mehr gelten.
  • 51 Prozent der Befragten beklagen sich über mangelnde Fairness.
  • 72 Prozent vermissen ausreichende Wertschätzung für ihre Arbeit.

Hinzu kommt: Viele Befragte haben den Eindruck, dass die Gesundheit der Mitarbeiter vernachlässigt wird – und sind zunehmend bereit zu kündigen. Ein toxisches Umfeld, das mehr als deutlich macht, warum eine ethische Führung für die Mitarbeiterbindung so wichtig ist.

Ethische Führung – eine Definition

Wie die Unternehmensethik gelebt wird, scheint also ganz erhebliche Auswirkungen auf die Mitarbeiterzufriedenheit zu haben. Was aber ist eigentlich genau unter „ethischer Führung“ zu verstehen? Ethische Führung wird definiert als

„Äußerung regelgerechten, angemessenen Verhaltens durch eigene Handlungen, zwischenmenschliche Beziehungen und die Förderung solchen Verhaltens bei den Mitarbeitern, indem entsprechend kommuniziert, verstärkt und entschieden wird“.

Vorleben, wovon ich überzeugt bin

Ethische Führung können wir im Grunde mit authentischer Führung übersetzen. Es geht darum, dass man vorlebt, wovon man innerlich überzeugt ist. Also entsprechend seinen Werten agiert. Wer vorlebt, wovon er überzeugt ist, wirkt glaubwürdig und echt.

Ethische Führung hat erst einmal nichts mit dem Führungsstil zu tun. Sie kann autoritär, transformational oder partizipativ sein. Je nach Charakter der Führungskraft. Entscheidend ist, dass die Führungskraft den Führungsstil wählt, der zu ihr, zur Situation und zum Unternehmen passt.

Studie bestätigt: Ethische Führung wirkt!

Übrigens gibt es nicht nur Studien, die die negativen Folgen unethischen Verhaltens an der Unternehmensspitze beleuchten. Thomas Ng., Professor für Management an der Universität von Hongkong, kommt zusammen mit Daniel Feldmann von der Universität von Georgia in einer Studie mit fast 30.000 Teilnehmern ganz klar zum Ergebnis, dass ethische Führung wirkt.

Ergebnis:

Je gerechter Chefs führen, desto motivierter und zufriedener sind ihre Mitarbeiter und desto mehr leisten sie.
Je gerechter der Chef empfunden wurde, umso höher war die Mitarbeiterbindung.

Die Studie zeigte, dass ethische Führung gängigen Führungsansätzen überlegen ist.

Das führt im Ergebnis zu hoher Glaubwürdigkeit und damit zu stärkerem Vertrauen im Umfeld. Das Umfeld können die Mitarbeiter, der Vorgesetzte oder auch Kunden sein.

Wirkfaktor Nr. 1 bei ethischer Führung: VERTRAUEN

Die Studie zeigte, dass das Vertrauen in die Führungskräfte der Wirkfaktor Nr. 1 ist. Für Mitarbeiter ist Vertrauen das höchste Gut. Erleben die Mitarbeiter den Vorgesetzten als gerecht, wird er als vertrauenswürdig wahrgenommen.

In der Folge werden ethisch handelnde Führungskräfte vom Umfeld als vertrauenswürdig, gerecht und umsichtig empfunden.

Andersherum zeigt die bereits zitierte Befragung der Beratungsgesellschaft Ernst & Young, dass immerhin jeder 10. Manager schon mal wegen unethischen Verhaltens der Unternehmensleitung gekündigt hat.

Ethisches Führungsverhalten beginnt bei jedem

Ethik in der Führung ist also nicht nur nice-to-have oder ein Marketing-Instrument – sie ist ein ökonomisch entscheidender Faktor.
Daher macht es Sinn, die Kriterien der ethischen Führung zu fördern. Wissenschaftler der Universität Dortmund zeigten in einer weiteren Studie die Facetten der ethischen Führung.

Sie kamen auf 7 Kriterien.

  • Mitarbeiterorientierung
  • Fairness
    Mitarbeiter werden gleich, fair und prinzipientreu behandelt
  • Rollenklärung
    klare Festlegung von Verantwortlichkeiten, Erwartungen und Leistungszielen
  • Integrität
    Halten, was man verspricht
  • Machtteilung
    Mitarbeiter können mitbestimmen, ihre Ideen und Ängste werden berücksichtigt
  • Ethische Anleitung
    es gibt ethische Regeln, deren Einhaltung wird belohnt, deren Missachtung wird bestraft
  • Interesse an Nachhaltigkeit
    echtes Bewusstsein für Nachhaltigkeit

Die Förderung der Ethik in der Führung beginnt in der Universität und setzt sich in der Auswahl und Förderung im Unternehmen fort. Besonders wichtig sind dabei Vorbilder: „Ethische Führung beginnt an der Spitze eines Unternehmens. Unethische leider auch.“

Wie Sie ethische Führung umsetzen können

Es klingt ja im Grunde ganz einfach: Schaffen Sie es, dass man Ihnen vertraut, werden sich Ihre Mitarbeiter und auch Vorgesetzten schneller mit Ihren Ideen und Vorschlägen auseinandersetzen. Werden Sie als gerecht wahrgenommen, erhöht sich Ihre Akzeptanz. In der Folge können Veränderungsideen leichter umgesetzt werden.

7 Praxistipps auf einen Blick

Wie erreichen Sie also Glaubwürdigkeit und Vertrauen? Nutzen Sie die nachfolgenden 7 Tipps:

  1. Finden Sie heraus, wovon Sie selbst überzeugt sind. (Dies gelingt am ehesten, wenn Sie sich Ihrer Werte, Ansichten und Einstellungen durch Selbstreflexion und Identitätsfindung bewusst werden.)
  2. Definieren Sie Ihre Stärken und Schwächen.
  3. Seien Sie ehrlich zu sich selbst.
  4. Leben Sie vor, wovon Sie überzeugt sind.
  5. Kommunizieren Sie transparent und offen.
  6. Zeigen Sie, dass man Ihnen Vertrauen kann, indem Sie ein kongruentes, berechenbares, stimmiges Verhalten zeigen.
  7. Verstärken Sie ethisches Verhalten in Ihrem Umfeld (Mitarbeiter, Kunden, etc.).

4 Ideen, wie Sie mit Ethik in der Führung Veränderungen umsetzen

Wenn Sie die 7 o. g. Tipps beherzigen, werden Sie feststellen, dass Ihr persönliches Leben einfacher wird. Einfacher im Sinne von „stimmiger“. Denn wenn Sie im Einklang mit Ihren Werten handeln, werden Sie schneller auf die Menschen treffen, die zu Ihnen passen. Sie finden Gleichgesinnte, Austauschpartner und Sie fühlen sich wohler.

Diese Grundlage können Sie nutzen, um mit den Prinzipien der Ethik den Unternehmenswandel nach vorne zu bringen:

  1. Stehen Sie zu sich selbst.
  2. Geben Sie sich und Ihrer Mannschaft, bzw. dem Unternehmen Zeit für den Wandel. Denken Sie daran: Der Grashalm wächst nicht schneller, wenn ich dran ziehe.
  3. Bewahren Sie Bewährtes und experimentieren Sie mit Neuem.
  4. Nutzen Sie den täglichen Check-Up:
    Binnen weniger Minuten finden Sie heraus, ob Sie ethische Führung leben und umsetzen – Fragen Sie sich mindestens einmal am Tag:
    a) Kann ich morgens und abends nach meiner Entscheidung guten Gewissens in den Spiegel schauen?
    b) Können nahestehende Personen (Lebenspartner, Kinder, Freunde) nachvollziehen, warum ich mich so verhalten habe?
    c) Dürfen die von meinem Verhalten betroffenen Menschen meine wahren Motive erfahren?
    So können Sie täglich reflektieren, ob Sie diese 3 Fragen mit „JA“ beantworten können oder nicht.

Ein Hinweis: Es ist möglich, als Mensch professionell zu führen und Veränderungen umzusetzen – es macht sogar Riesenspaß – wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann.

Fazit: Ethische Führung beginnt bei jedem!

Sie haben erfahren, was es mit der ethischen Führung auf sich hat. Sie haben vor allem – durch Studien, die mit über 30 TSD Teilnehmern durchgeführt wurden – erfahren, dass ethische Führung wirkt! Hierbei ist der höchste Wirkfaktor VERTRAUEN.
Vertrauen braucht es auch für Veränderungsprozesse im Unternehmen.
Also: Nutzen Sie die Grundregeln der ethischen Führung, wenn Sie wollen, dass

  • Veränderungen im Unternehmen leichter vorangehen,
  • Ihre Mitarbeiter zu begeisterten Mitstreitern werden und
  • Sie von der Unternehmensspitze mehr Gehör finden.

Übrigens: in der Natur ist „Vertrauen“ ebenfalls eins der wichtigsten Prinzipien.

Sie hören lieber?

Hier geht es zur passenden Folge in meinem Podcast „Leben an der Spitze“:
Ethische Führung – wie nur 1 Prinzip Ihr Unternehmen voranbringt | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #213

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Wenn Sie für sich herausfinden möchten, wovon Sie im Innern tatsächlich überzeugt sind – um es dann bestmöglich in Ihren Führungsalltag einzusetzen –  dann schreiben Sie mir unter info@galileo-institut.de.

Bild: Depositphotos 24461991 ©ridofranz

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager