Der Leistungsträger - Blog

„Ich will keine Führungskraft mehr sein!“ Das behaupten immer mehr Top-Manager von sich – vom C-Level über den Geschäftsführer bis zum Vorstandsvorsitzenden. Dahinter steckt meist eine tiefe Unzufriedenheit, die mit der richtigen Unterstützung anders angegangen werden könnte. In diesem Artikel lesen Sie,

Aussteigen aus dem Job liegt im Trend

In der letzten Zeit häufen sich in den Medien Berichte über Vorstände und Top-Manager, die das Handtuch werfen und ihren hochdotierten Job hinschmeißen. Klar, über die wirtschaftlichen Konsequenzen müssen sich die Unternehmenslenker in der Regel keine Gedanken machen. Trotzdem sind diese Aussteiger an der Spitze ein relativ neues Phänomen. Viel zu hoch wäre der Prestigeverlust noch vor, sagen wir zehn, Jahren für die meisten gewesen. Aufgeben? Niemals! Ich doch nicht!

„Ich will keine Führungskraft mehr sein!“ Warum eigentlich?

Und heute? Liebäugeln Top-Manager mit dem Ausstieg aus dem Job. Aber warum eigentlich? Was bewegt erfolgreiche C-Level, Geschäftsführer, Vorstände und Vorstandsvorsitzende dazu, von sich aus die Flinte ins Korn zu werfen? Im Führungskräfte Coaching haben sich zwei wesentliche Gründe herausgeschält.

1.) Angst vor neuen Wegen

Aus der Erfahrung mit meinen Klienten im Executive Coaching heraus, stelle ich klar fest: Der Veränderungsdruck hat sich in den vergangenen Jahren noch mal deutlich erhöht. Im Zuge der Digitalisierung müssen im Bereich Führung neue Wege gefunden werden. Gerade für die heutigen Top-Manager, die in der Regel zwischen 48 und 57 Jahre alt sind, ist vieles, was nun diskutiert und zum Teil auch unter dem Schlagwort moderne Führung ausprobiert wird, gar nicht so leicht zu akzeptieren. Wer in seinem Führungsverständnis sehr konservativ sozialisiert wurde, hat schlicht oft zu wenig Vertrauen, um Verantwortung abzugeben.

2.) Starkes Gefühl der Unzufriedenheit

Natürlich wird das Gefühl „Es ist genug. Ich will nicht mehr funktionieren!“ bzw. der latenten Überforderung im Job aber auch noch von vielen anderen Aspekten gespeist.

  • Privates Umfeld: „Ich wünsche mir eine bessere Work-Life-Balance als Manager und möchte mehr Zeit für die Familie und mich haben. Ich möchte stärker auf meine Gesundheit achten.“
  • Stimmung im Unternehmen: „Ich werde für meine herausragenden Leistungen nicht wertgeschätzt!“
  • Konkrete Aufgaben: „Ist es wirklich das, was ich bis zur Rente machen will? Kommt da noch was?“

Weitere Faktoren nennt der Artikel „Wenn Manager hinschmeißen“.

Karriere beenden. Glück finden?

Ich bin kein großer Freund von 08/15-Lösungen. Ratschläge à la „Tue dies und Du wirst glücklich, erfolgreich, fit…“, wie sie in vielen Ratgeber-Büchern und auch in den Medien häufig kommuniziert werden, sind mir zu pauschal. Sie lassen die Persönlichkeit, individuelle Werte und Ziele außer Acht, die zu einer wirklichen Änderung nötig sind. Sie können kleine Impulse geben – mehr aber auch nicht. Und manchmal führen diese Impulse auch in eine fragwürdige Richtung. Immer häufiger höre und lese ich Geschichten, in denen durchklingt, dass Arbeit und Leistung natürliche Feinde von Glück und Selbstverwirklichung seien. Vor kurzem erzählte mir eine Klientin im Führungskräfte Coaching – Managerin in einem großen Konzern – von den mitleidigen Blicken ihrer Freundinnen, als sie von ihrer Karriere und den damit verbundenen Herausforderungen erzählte. Eine Karriere, die ihr wohlgemerkt riesigen Spaß macht.

Es gibt eine (bessere) Alternative zum Ausstieg aus dem Job

„Wenn ich erstmal…“ Auf der Suche nach Zufriedenheit und Glück dominieren oft „Wenn-Dann-Sätze“ in der Karriereplanung. Wenn ich erst mal aufgestiegen, ausgestiegen bin, dann… Mit diesem Thema beschäftigt sich mein Gastbeitrag bei Karrierebibel: Aussteiger: Raus aus der Karriere – rein ins Glück? Von wegen! Mir scheint manchmal, wir haben verlernt, in einer Situation nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen. Ich habe zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass viele Klienten ins Coaching kommen, mit dem Vorsatz ihr Unternehmen zu verlassen. Tatsächlich ist es am Ende nur ein kleiner Prozentsatz, der geht. Der Rest findet zu mehr Zufriedenheit, Erfolg, Leichtigkeit, in dem er an sich arbeitet, genauer herausfindet, was er kann und will, und diese Ziele strategischer verfolgt.

Mit einem Sparringspartner vom Funktionierer zum Gestalter

Blinder Aktionismus (schneller Unternehmenswechsel, komplettes Aussteigen) bringt langfristig meist nichts und führt in eine Sackgasse. Meine Empfehlung: Wer als Unternehmenslenker in eine solche Krise gerät, hat die Chance mit Hilfe eines Sparringspartners genau hinzuschauen: Was will ich wirklich? Was ist meine tiefste innere Überzeugung? Was sind meine wirklichen Werte? Nur so können Sie wieder vom Funktionierer zum Gestalter werden.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Auch Sie würden am liebsten alles hinschmeißen und aus Ihrem Job aussteigen? Kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de und wir finden gemeinsam raus, ob es eine bessere Alternative gibt!

Bild: Andrea Piacquadio / Pexels

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager