Der Leistungsträger - Blog

Vielfach werde ich gefragt: Wie kann ich meine Mitarbeiter – oder auch Chefs – am besten führen? Was ist denn nun der richtige Führungsstil? Meist verbirgt sich dahinter der Wunsch nach den besten und wirksamsten Führungsmethoden – im Idealfall dem einen Universalschlüssel zum Erfolg. In diesem Artikel versuche ich eine eindeutige und klare Antwort auf diese Frage zu geben.

Wie kann ich am besten führen?

Zunächst ein Beispiel: Mein Klient – C-Level in einem großen mittelständischen Unternehmen – beschreibt sich als Person mit hohen Ansprüchen an sich selbst. Er will alles richtig machen und die bestmöglichen Ergebnisse erreichen. So fragt er in einem unserer Termine ganz unvermittelt: „Wie kann ich am besten führen? Was sind die besten Führungsmethoden? Was ist der richtige Führungsstil? Was ist die perfekte Art zu führen?“

Ich war zunächst perplex über die Frage? Kann es das immerwährende Rezept für „am besten und richtig“ geben?

Gibt es die richtigen Führungsmethoden?

Während es „früher“ möglicherweise ein eindeutiges „richtig“ und „falsch“ gab, wird das im heutigen Zeitalter der Digitalisierung deutlich schwieriger. Was klar ist: Führung befindet sich im Wandel – Unsicherheit macht sich breit und der Wunsch nach den RICHTIGEN Führungsmethoden wird immer größer. Gemessen wird nicht mehr nur das Ergebnis, sondern auch die Art und Weise, wie man das Ergebnis erreicht. Damit befinden sich auch die Führungsmethoden im Wandel.

Moderne Führungsmethoden – alles Quatsch?

Vor einiger Zeit habe ich Sie im Blog auf einen Artikel hingewiesen, der sich durchaus kritisch mit manchen modernen Führungsmethoden auseinandersetzt – ohne aber die Notwendigkeit eines grundsätzlichen Wandels in Frage zu stellen.

Eher durch Zufall bin ich auf den sehr polarisierenden Artikel „Wirksam sind nur klare Anweisungen“ von Ronald Jäger gestoßen. Die sogenannte transformationale Führung, bei der auf Mitarbeiter stark individuell eingegangen wird, gemeinsame Werte und Visionen im Mittelpunkt stehen, funktioniert laut Jäger nur in der Theorie. Und zwar weil die Mehrheit der Mitarbeiter eine starke Hand will und führungsbedürftig ist, so der Autor. Deshalb blieben auch andere moderne Führungsansätze nur in der Theorie erfolgreich.

Wer soll denn durch den „Führungsbegriff-Dschungel“ noch durchsteigen?

Solche Diskussionen führen meist zu noch mehr Verwirrung. Als Führungsverantwortlicher möchte ich Eindeutigkeit haben: Was muss ich konkret tun, um zu guten Ergebnissen zu kommen?

Wikipedia setzt Führungstechniken, Führungsmethoden und Führungsinstrumente mehr oder weniger gleich. Alles dient der Personalführung und sind als Führungskompetenz bzw. Führungsprinzipien zu interpretieren.

Da diese vielen Begrifflichkeiten nicht weiterführen, möchte ich im ersten Schritt etwas Klarheit in den Führungsbegriffs-Dschungel bringen und Ihnen zu einem Überblick verhelfen.

Wie finde ich den Überblick? Die 3 Ebenen von Führung

Daher nehme ich eine Abgrenzung von 3 zentralen Begriffen aus der Führungswelt vor:

  1. Führungsmethoden
  2. Führungstechnik
  3. Führungsstil

Allen drei Begriffen ist inhaltlich gemeinsam, dass Sie vom Vorgesetzten ausgehend auf den Geführten einwirken. Dabei sind alle drei Einflussfaktoren auf einen gemeinsam zu erzielenden Erfolg hin ausgerichtet.

1. Worum geht’s bei Führungsmethoden und Führungsinstrumenten?

Führungsmethoden – das WOMIT!

Hinter diesem Begriff verbergen sich vielfältige Mittel, Instrumente, Verfahren und Methoden zur Personalführung. Gerne übersetze ich dies mit „Tools“.

Führungsmethoden sind das Handwerkszeug, welches zur Beeinflussung des Mitarbeiterverhaltens eingesetzt werden kann.
Diese Führungsmethoden zeigen „womit“ konkret geführt wird. In der Umgangssprache würde ich es die Grundausrüstung nennen, also wie Messer und Gabel, wenn ich zu Mittag essen will.

Von diesen Tools gibt es unzählig viele und Sie können sicher sein, wenn Sie morgen aufwachen gibt es mindestens ein weiteres Führungstool, bzw. eine weitere Führungsmethode. Zu diesem Werkzeugkasten zählen Checklisten, Analyseverfahren, Assessment-Tools, Gesprächsführungstools, Tools zum Zeitmanagement, Karriereplanung, Mitarbeiterführung und vieles andere mehr.

Gute Führungsmethoden bedeuten gute Führung?

Vielleicht geht es Ihnen auch so. Aktuell erlebe ich in vielen Bereichen gar eine „Toolgläubigkeit“: „Wenn ich mich in den ganzen Führungsmethoden und Tools fit mache, dann läuft das mit der guten Führung von allein.“

Vielfach steht dahinter die Annahme, dass Führung als ein „mechanisches“ Handwerk verstanden wird. Deutlich wird dies z.B. bei der Einführung von Agile. Hier höre ich häufiger: Wenn wir Agile eingeführt haben, dann brauchen wir keine Führungskräfte, also keine Führung mehr. Wie wenig das mit der Realität zu tun hat erleben wir tagtäglich im Führungsalltag. Selten war die Unzufriedenheit größer als jetzt. D.h. eine gute Agile-Schulung macht Sie fit in Führungsmethoden – Sie haben jetzt einen guten Werkzeugkasten. Das ist eine gute Grundlage, aber bedeutet nicht automatisch gute Führung.

2. Worum geht’s bei Führungstechnik, Führungsmodellen und Führungsprinzipien?

Führungstechnik – das WIE!

Die nächste Rubrik an Einflussfaktoren ist die Führungstechnik. Sie umfasst Grundsätze bzw. Prinzipien in Form von Management by-Techniken, beispielsweise Management by Objectives als Führung durch Zielvereinbarung. Bei den Führungstechniken geht es also um die Frage nach dem „Wie“ die Umsetzung der Führung erfolgt (lt. Wikipedia).

Die Führungsprinzipien werden auch häufig mit Führungskompetenz umschrieben. Allen Management by-Prinzipien geht es eher um eine Vorstellung oder um ein Modell, wie Führung gelingt. Im Grunde ist es die nächste höhere Ebene über den Führungsmethoden.

Da es viele unterschiedliche Management by-Techniken gibt, verweise ich an dieser Stelle darauf, dass es genau zu diesem Thema einen ausführlichen Artikel geben wird.

3. Worum geht’s beim Führungsstil?

Führungsstil – das VERHALTEN!

In diesem dritten Baustein geht es um den Führungsstil. Hier ist das Verhalten der Führungskraft gemeint. Die Führungskraft, also die PERSON verhält sich auf eine bestimmte Art und Weise dem Geführten gegenüber (Mitarbeiter, Chef, Kollege, Kunde, etc.). Beim Führungsstil meint man das grundsätzliche Verhalten. Dieses ist meist durch eine allgemeine Grundhaltung – man könnte sagen Einstellung oder auch Mindset – des Vorgesetzen geprägt.

Führungsstile gibt es zu Hauf und mit den unterschiedlichsten Vor- und auch Nachteilen, so dass sie hier im Blog zu jedem Führungsstil ausführlichere Informationen erhalten werden.

Achtung: Häufig erlebe ich, dass Führungsstil und Führungsmethoden gleichgesetzt werden. Nun wissen Sie: Führungsmethoden oder auch Tools bilden das Handwerkszeug oder den Werkzeugkasten ab, der Führungsstil beschreibt das VERHALTEN der Person.

Wie führe ich am besten: Auswertung Teil 1

Eins vorweg: Sicher gibt es Maßnahmen moderner Führungsmethoden, die über Kosmetik nicht hinausgehen. Der Kicker im Aufenthaltsraum oder die super neue Wohlfühllounge sind als Einzelmaßnahmen wahrscheinlich genauso wirkungsvoll, wie nach Jahren der Sportabstinenz einmal Joggen zu gehen.

Einzelmaßnahmen verpuffen

Soll sich die Führung wandeln, kann ein wirklicher Wandel nur stattfinden, wenn sich der Gesamtorganismus Unternehmen wandelt. Der Wandel beginnt allerdings nicht bei den Führungsmethoden. Grundvoraussetzung dafür ist eine klare Haltung der Unternehmensführung. Und das konsequente Handeln danach.

Es gibt nicht nur einen Mitarbeitertyp

Ich finde, der o.g. Herr Jäger stellt das Gros der Mitarbeiter zu einseitig dar. Er sieht vor allem den Typ, der gar nicht eigenverantwortlich oder flexibel arbeiten will und leitet daraus ab, dass nur klare Anweisungen von oben funktionieren können. Tatsächlich ticken Menschen aber sehr, sehr viel differenzierter. Manche wollen sich im Job verwirklichen, anderen geht die Work-Life-Balance über alles usw.

Wertewelten 4.0.

Ich habe hier im Blog über die hochspannende Studie „Wertewelten Arbeiten 4.0“ berichtet, die zeigt, wie unterschiedlich das Idealbild von Arbeit ist, das wir haben. Das zeigt, dass es die allumfassenden richtigen Führungsmethoden nicht geben kann. Auch gibt kann es den einen richtigen Führungsstil nicht geben. Aber auch, wie lohnenswert es ist, Führungsansätze immer wieder zu überdenken und Neues auszuprobieren?

Fazit: Gibt es die eine richtige Art zu führen?

Sie haben jetzt die 3 Begriffe bzw. Bereiche kennengelernt in die man die Führungsbegrifflichkeiten aufteilen kann.

1. Führungsmethoden bzw. das WOMIT
2. Führungsprinzipien bzw. das WIE
3. Führungsstil bzw. das Verhalten

Aus meiner eigenen Erfahrung als verantwortliche Geschäftsführerin für über 1.000 Mitarbeiter im Raum DACH und auch durch die 1:1 Begleitungserfahrung mit mehr als 1.000 Geschäftsführern und C-Levels komme ich zu ganz pragmatischen Empfehlungen:

Lassen Sie sich bitte nicht von zu viel Theorie verwirren.

Führungsmethoden und Führungstools sind zweifelsohne hilfreich. Sie sind Handwerkszeuge und dienen einer guten Grundlage. Sie alleine machen aber noch keine gute Führung aus.

Springen Sie nicht jedem Hype oder Mode auf! Diese kommen und gehen, Ihre Mitarbeiter bleiben.

Die wichtigste Empfehlung: Finden Sie heraus welche Führungsmethoden zu IHNEN passen. Und setzen Sie diese um!

Die versprochene klare und eindeutige Antwort: Gibt es die eine richtige Art zu führen?

  • Nein – wenn Sie damit eine universale Art meinen, die zu jedem passt!
  • Ja – wenn Sie damit die Art und Weise meinen, die zu IHNEN, Ihrer Situation und Ihrem Unternehmen passt!

Ich habe in meinen mehr als 20 Jahren als Sparrings-Partnerin und Führungskräfte Coach festgestellt, dass die Themen und Herausforderungen von meinen Klienten oft sehr ähnlich sind. Die Lösungen sind allerdings jedes Mal individuell. Daher empfehle ich Ihnen: Hören Sie sich gerne Tipps und Ideen von Kollegen an. Probieren Sie Führungsmethoden aus, aber entscheiden Sie sich bitte immer wieder nur für die, die zu IHNEN passen.

Es braucht meist nur wenige Führungsmethoden, aus der Erfahrung heraus behaupte ich, dass die meisten GUTEN Führungsmethoden auch sehr einfach sind. Neben guter Führungsmethoden braucht es natürlich auch den zu IHNEN passenden Führungsstil und noch viel wichtiger: Es braucht eine konsequente Umsetzung. Ihre Mitarbeiter werden es Ihnen danken.

Ich freue mich auf Ihre Meinung zu diesem Thema!

Sie hören lieber?

Hier geht es zur passenden Podcast-Folge:

So hat Dr. Lässig mit nur einem Führungsinstrument seine Mitarbeiterführung schlagartig verbessert! I RAUS AUS DEM HAMSTERRAD

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

P.S. Sie möchten herausfinden, welche Führungsmethoden zu Ihnen passen, dann schreiben Sie mir. Gemeinsam finden wir heraus, wie Sie Ihre Mitarbeiter bestmöglich zu guten Ergebnissen führen können.

Bildquelle: www.bigstock.com

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager