Der Leistungsträger - Blog

Die Demokratisierung der Arbeitswelt und die Frage, wie wir menschlichen und ökonomischen Erfolg verbinden können, liegen mir sehr am Herzen. Ich bin der Überzeugung, dass wir den neuen Herausforderungen der Arbeitswelt mit modernen Führungsansätzen erfolgreich begegnen können – vom demographischen Wandel über die Einbindung der Digital Natives und Phänomenen wie Job Sharing bis hin zu immer mehr Einzelunternehmern, die in Netzwerkstrukturen integriert werden müssen.

In diesem Beitrag zeige ich Ihnen,

Moderne Führung: die Zukunft der Arbeit – abseits von Buzzwords

Mit „moderne Führung“ habe ich bewusst ich einen Begriff gewählt, der nicht hipp ist, oder zu den aktuellen Buzzwords zählt, die da heißen: agile Führung, transformationale Führung, digitale Transformation, digital Leadership, VUCA World, Führung 4.0, New Work.

Ich möchte keinen dieser Begriffe klein reden oder sogar dessen Berechtigung absprechen. Ich merke allerdings, dass die Begriffe in der Praxis häufig inflationär benutzt werden und wenn man konkret nachfragt, viele Personen gar nicht genau wissen, was sie selbst damit meinen.

Als „Akquise-Instrument“ für neue Aufträge reicht es allemal. Und als Botschaft der Unternehmensspitze auch. Doch was hilft es dem Unternehmen, Kunden oder Mitarbeiter? Meistens außer Verwirrung oder „das brauchen wir“ nicht viel. Und manchmal kommt dann der schale Beigeschmack von „alter Wein in neuen Schläuchen“ auf. Das ist mehr als schade, also fange ich damit erst gar nicht an. Ein Kollege von mir hat es vor kurzem auf den Punkt gebracht: „Beyond hypes, back to reality“.

Moderne Führung: ein Definitionsversuch

Ich gehe davon aus, dass es nach den Hypes dieser Begrifflichkeiten immer noch um das gleiche geht:

  1. Wie können wir die zukünftige Führung so gestalten, dass sie den Anforderungen der neuen Arbeitswelt gerecht wird?
  2. Wie muss die zukünftige Führung aussehen, dass sie in der neuen Arbeitswelt wirksam ist?

Die Arbeitswelt, die immer komplexer wird. Die Anforderungen der Mitarbeiter, die mehr Mitbestimmung und Freiheit einfordern. Die Unternehmensspitze, die darauf angewiesen ist, dass die Mitarbeiter mehr Eigenverantwortung übernehmen. Entscheidungen, die nicht mehr vom „Leader da oben“ getroffen werden können. Kunden, die zunehmend in den Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns rücken, fordern eine andere Form der Führung. Das ist Fakt und wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken. Dass darüber hinaus die Mitarbeiter mehr Menschlichkeit und Wertschätzung einfordern, ist ein zusätzliches „Beiwerk“, das ebenfalls berücksichtigt werden muss. Immerhin leiden die meisten Unternehmen unter „Fachkräftemangel“.

All das versuche ich in meiner Vorstellung von moderner Führung zu berücksichtigen.

Modernes Leadership – Haltung und Gestaltung

Wenn ich mir die Formulierungen und Beschreibungen für moderne Führung anschaue, beschleicht mich meistens das Gefühl, dass sich hinter den Begrifflichkeiten mehr oder weniger „neuartige Tools“ und „Methodiken“ verbergen, die eine schnelle und erfolgreiche Lösung suggerieren. Meiner Ansicht nach ist das zu kurz gegriffen. Es geht bei der neuen Art der Führung am allerwenigsten um Tools.

Als ich im Präsidium des DBVC aktiv tätig war, haben wir ein konstruktives Diskussionspapier zum Thema “ entwickelt.

Konkret fielen uns folgende Fähigkeiten ein, die in Zukunft im Bereich der Führung notwendig sind – allein um das „Überleben der Unternehmen zu sichern“:

  • Ambiguitätskompetenz
  • Sicherheit im Umgang mit Unsicherheit
  • Verzicht auf Überidentifikation mit eigenen Meinungen
  • Lernbereitschaft
  • Sich-in-Frage-stellen-Können
  • Loslassen und Neubeginnen

Wir kamen zu dem Schluss: Haltung und Gestaltung sind die wesentlichen Faktoren, die die moderne Führung bzw. die Ergebnissicherung einer neuen Art der Führung ausmachen.

Moderne Führung umsetzen und im Unternehmensalltag anwenden

In einem Artikel der CIO habe ich einmal ausführlich formuliert, wie Sie die moderne Führung auch in Ihrem Unternehmen einführen können. Gemeint ist damit der Weg vom traditionellen Unternehmen zu einer modernen Unternehmenskultur.

Insgesamt habe ich dabei 10 Schritte definiert:

  1. Eigene Werte und Motive klären
  2. Was unbedingt sein muss: U’s und W’s
  3. Rahmenbedingungen für agile Führungsmethoden abgleichen
  4. Ein Muss: der Wille zur agilen Führung
  5. Personalauswahlverfahren für agile Führungsmethoden
  6. Worauf es ankommt
  7. Eine Mannschaft, die mitzieht
  8. Führung hat weiterhin Einfluss
  9. Die Spitze muss Vorbild sein
  10. IT-Unternehmen sind Vorreiter

Den vollständigen Artikel „10 Schritte auf dem Weg zur modernen Führung“ können Sie hier nachlesen. Hier finden Sie auch eine quasi „Gebrauchsanleitung“

Best Practice aus erster Hand: So gelingt modernes Leadership

Sie möchten erfahren, wie es einem Klienten ganz konkret gelungen ist, in seinem Unternehmen ein modernes Führungsmodell einzuführen? Und das so erfolgreich, dass die Umsätze in nur 6 Monaten geradezu explodiert sind? Dann lesen Sie direkt in meinem Best-Practice-Beispiel zur modernen Führung auf Augenhöhe weiter.

Beispiele moderner Führung

Zugegeben, der „Druck“, moderne Führungsstile im Unternehmen praktizieren zu müssen, nimmt zu. Weil einfach die Aufgaben nicht mehr geschafft werden und die Zukunft des Unternehmens gefährdet ist. Trotzdem halte ich diese Art der Führung und des Umgangs miteinander nicht für grundsätzlich neu – das zeigen auch die folgenden Beispiele. Was übrigens bei ALLEN Beispielen entscheidend war: Die Unternehmensspitze war von dieser Art der Führung überzeugt und lebte selbst vor, was sie sagte.

L. Gore & Associates

Bill Gore war frustriert über die Art der Führung in seinem bisherigen Unternehmen, in dem er als Angestellter tätig war. Er hatte die Vision eine Unternehmenskultur zu schaffen, die auf Eigenverantwortung und Freude an der Arbeit beruht. Daher gründetete er bereits 1958 sein eigenes Unternehmen W.L. Gore & Associates unter dem Motto: “The objective of the Enterprise is to make money and have fun doing so.”

Heute ist Gore führend in der Verarbeitung von PTFE. Weltweit arbeiten ca. 10.000 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern und verschiedenen Anwendungsbereichen. Zu den bekanntesten Produkten zählt das wasserdichte und atmungsaktive Gore-Tex.

SEMCO S/A

Ricardo Semler, ein brasilianischer Unternehmer, hat in seinem Unternehmen Arbeitsbedingungen geschaffen, um auf der einen Seite Geld zu verdienen und gleichzeitig den Menschen, die für diese Firma arbeiten, zu einem besseren Leben zu verhelfen. 1990 wählte das Wall Street Journal Ricardo Semler zum lateinamerikanischen Geschäftsmann des Jahres. Seine Geschichte können Sie in dem „Klassiker“ „Das SEMCO-System. Management ohne Manager“ nachlesen. Dieses Buch ist bereits 1993 erschienen

Allsafe Group, Sipgate und Projekt „Augenhöhe“

Sie sehen, es gibt einige Unternehmen, die sich schon vor vielen Jahren an „modernen“ Führungsprinzipien orientierten. Dabei konnten sie auf die “neuen Buzz-Words“ verzichten und es gelang trotzdem. Jüngere Beispiele – und dann auch noch aus Deutschland – finden wir natürlich auch.

  • Allsafe: Hierzulande ist das Unternehmen Allsafeunter der Leitung von Detlef Lohmann mit 270 Mitarbeitern ein gutes Vorbild. Viele kennen seinen Bestseller: Und mittags geh ich heim. Die völlig andere Art ein Unternehmen zu Erfolg zu führen aus 2012.
  • Sipgate: Oder auch das Unternehmen Sipgateaus Düsseldorf, das seit 2004 mit aktuell 170 Mitarbeitern für Innovation und Technologie steht. Im Buch „24 Work Hacks“ aus 2016 finden Sie einen Erfahrungsbericht.
  • Projekt „AUGENHÖHE“: Hier zeigen die Initiatoren in ihrem Film Unternehmen, in denen Selbstbestimmung, Demokratisierung und Potentialentfaltung heute schon auf der Tagesordnung stehen. Das Team hat das Projekt auf Basis der Frage entwickelt, wie Menschlichkeit, Anstand und Vertrauen in der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts neu definiert werden können – und zeigt in seinem Film, dass die „Zukunft der Arbeit“ in einigen Unternehmen bereits gelebt wird. Besonders schön finde ich, dass auch die Systelios-Kliniken thematisiert werden. Über deren werteorientierte Unternehmensführung habe ich bereits in einem Karrierebibel-Gastblog vor einiger Zeit berichtet: Entmenschlichte Unternehmen: Die Schizophrenie des modernen Managements.

Weitere Beispiele finden Sie in meinem Artikel in der CIO unter dem Titel Social Leadership in der IT.

Moderner Führungsansatz: An der Umsetzung hapert es

In vielen traditionsbewussten Unternehmen, die den Wandel anstreben, aber sich mit der Umsetzung schwertun, wird zwar häufig proklamiert: „Das brauchen wir – das setzen wir um“. Doch – wie es einer meiner Klienten vor kurzem formulierte: „Es wird Wasser gepredigt, aber Wein getrunken.“

Das frustriert so manche engagierte Führungskraft und sie stößt auf Widerstände bei der konkreten Umsetzung der Veränderungsideen. Sie formulieren „die hierarchischen Strukturen und Chefs rauben mir den letzten Nerv.“ Sie fragen: „Wie führe ich nach oben? Wie gelingt Cheffing?“

Einzelmaßnahmen ohne Tiefenwirkung

Vor Kurzem bin ich auf einen großartigen Beitrag von Lars Vollmer gestoßen, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Lars Vollmer ist Mitbegründer eines Thinktanks zur neuen Arbeitswelt und modernen Unternehmensführung. In seinem Beitrag „Das gefährliche Spiel mit Arbeiten 4.0“ zeigt er sehr schlüssig, warum in manchen Unternehmen Modernisierungsmaßnahmen in Sachen Mitarbeiterführung vollkommen wirkungslos verpuffen oder sogar kontraproduktiv sind. Dies passiert laut Vollmer – und ich kann dies aus eigenem Erleben nur bestätigen – vor allem dort, wo es sich um kosmetische Einzelmaßnahmen ohne Tiefenwirkung handelt.

Wenn moderne Führung nicht wirklich gewollt wird

Der Autor bringt ein gutes Beispiel: In einem klassisch hierarchisch aufgebauten Unternehmen wird in kleinen Teams plötzlich auf Selbstorganisation und Eigenverantwortung gesetzt. Dieses Prinzip wird aber nicht „nach oben“, im Kontakt mit der Unternehmensleitung umgesetzt. Im Grunde sieht man an diesem Beispiel bereits zwei Aspekte, die Vollmer anspricht: Zum einen kann moderne Führung nicht funktionieren, wenn sie ohne Überbau ist, also von der Unternehmensführung nicht wirklich gewollt und gelebt wird. Dies wiederum kann nur funktionieren, wenn sich die Strukturen ändern und nicht eine einseitige Verhaltensänderung von den Mitarbeitern verlangt wird.

Führungskräfteentwicklung: Moderne Führungskräfte formen

Was muss eine Führungskräfteentwicklung leisten, um den veränderten Ansprüchen der Arbeitswelt nachhaltig begegnen zu können? Wie sehen die Eigenschaften einer modernen Führungskraft aus? Vor 15 Jahren war ich Mitglied der Geschäftsleitung einer internationalen Management-Akademie. Ich war damals verantwortlich für die Konzeption der Ausbildungsprogramme und natürlich wollten wir möglichst viele unserer Teilnehmer in einer vertretbaren Zeit zu nachhaltig guten Führungskräften entwickeln. Bei den üblichen Standard-Seminaren war zwar der Aufwand hoch – der Transfer und damit die Wirkung blieben aber weit hinter dem zurück, was wir uns vorstellten.

Individualisierte Führungskräftecoachings

Ich begann daher bald mit Intervall-Programmen und individualisierten Entwicklungsprogrammen zu arbeiten. Das heißt, wir führten eher kurze Trainings-Sequenzen inklusive Methoden, Tipps und Tools ein, die aufeinander aufbauten. Sie wurden mit Gruppen-Coachings und Einzel-Coachings kombiniert. Zudem gab es einen begleitenden Ansprechpartner, mit dem sich der Teilnehmer über weitere Schritte im Bildungsparcours beraten konnte.
Mit dieser Ansprache von Management und Persönlichkeit erzielten wir deutlich bessere Ergebnisse, die wesentlich nachhaltiger wirkten. Dass zudem Netzwerke unter den Führungskräften entstanden, war ein erwünschter Nebeneffekt.

Methodenkompetenz und eigene Erfahrung

Inzwischen begleite ich als Executive Business Coach seit mehr als 20 Jahren Führungskräfte auf dem Weg zur modernen Führungspersönlichkeit. Die Konzepte haben sich verfeinert, der Ansatz ist jedoch geblieben.
Ich bin sicher, dass individuelle Konzepte in der Management-Beratung der beste Weg sind, den Wandel von der traditionellen zur modernen Führung zu bewältigen. Das weiß ich auch aus eigener Erfahrung. Als ich selbst als Mitglied der Geschäftsleitung für ca. 1.000 Mitarbeiter im Raum DACH tätig war, stand ich ebenfalls vor der Herausforderung: „Wie kann ich ein Unternehmen entwickeln, das auf der einen Seite Gewinne abwirft und auf der anderen Seite den Mitarbeitern zu mehr Freude und Spaß .“

Fazit: Moderne Führung – gekommen, um zu bleiben

Modernes Leadership ist nicht nur ein Hype oder eine Idee, die früher oder später wieder verschwindet. Es gibt bereits genügend Beispiel-Unternehmen, die diesen Weg erfolgreich gegangen sind und gehen. Moderne Führungsmodelle bringen viele Vorteile – sowohl wirtschaftlicher Art als auch, was die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit angeht. Machen Sie sich auf, um die Zukunft Ihres Unternehmens – langfristig – zu sichern.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie sind fest davon überzeugt, Ihr Unternehmen mit einem modernen Führungsansatz erfolgreich in die Zukunft führen zu können? Die Umsetzung will Ihnen aber nicht so recht gelingen? Kontaktieren Sie mich – und wir feilen gemeinsam am passenden modernen Führungsstil!

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Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager