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Jeder spricht von Vision, eine Vision haben, eine Vision entwickeln. Aber: was bedeutet das eigentlich? Und vor allen Dingen: Wie entwickeln Sie IHRE Vision, egal, ob für Sie als Person oder auch, wenn Sie eine Unternehmensvision entwickeln wollen?

In diesem Artikel lesen Sie:

Was ist eine Vision?

Obwohl der Begriff in aller Munde ist, können die wenigsten Menschen ad hoc sagen, wodurch sich eine Vision eigentlich auszeichnet – sei es die persönliche Vision einer Führungskraft auf C-Level-Ebene oder eine Unternehmensvision. Zunächst möchte ich daher einen Definitionsversuch wagen:

Eine Vision ist die motivierende, positiv-formulierte Vorstellung des Zustandes, den Sie mit Ihrem Unternehmen erreichen wollen. Mit einer Vision geben Sie die Richtung an, in die sich Ihr Unternehmen entwickeln soll. Die Vision drückt aus, wo und wofür Sie in der Zukunft stehen wollen. Eine Vision umfasst mehr als die wirtschaftlichen Ziele eines Unternehmens. (akademie.de)

Die Vision beschreibt also etwas, was in Zukunft sein soll. Sie ist ein idealer Soll-Zustand und damit richtungsweisend. Bildlich gesprochen: Eine Vision ist die Karotte vor Ihrer Nase, die so attraktiv für Sie ist, dass Sie sich auf den Weg machen. Handelt es sich um eine Unternehmensvision, können sich alle Beteiligten des Unternehmens darin wiederfinden – inklusive der Ziele des einzelnen Visionärs.

Das Zitat von Antoine de Saint-Exupéry bringt die Motivation, die durch eine Vision entsteht, gut auf den Punkt:

Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Leute zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten und die Arbeit einzuteilen, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem endlosen, weiten Meer.“

Vorteile einer (Unternehmens-)Vision

Nach dieser kurzen Einführung sind die Vorteile einer Vision schon klar ersichtlich. Eine Unternehmensvision

  • bringt Orientierung für alle Beteiligten,
  • ist ungemein antreibend und motivierend,
  • wirkt verbindend, da alle Beteiligten eine klare Ausrichtung bekommen, und
  • lässt zugleich viele „Freiheiten“, den individuellen Weg in der Umsetzung zu finden.

Vision – Mission – Positionierung

Die Begriffe Vision, Mission und Positionierung werden oftmals verwechselt. Dabei lassen sich die Begrifflichkeiten klar voneinander abgrenzen.

  1. Vision: Es geht ums „Was“
    Die Vision ist die Vorstellung davon, wo Sie als Person oder das Unternehmen in Zukunft stehen möchten. Was wollen Sie erreichen, wo wollen Sie bzw. das Unternehmen in 10 – 30 Jahren stehen?
  2. Mission: Es geht ums „Warum?“
    Die Mission des Unternehmens definiert das „Warum“ von Ihnen als Person oder dem Unternehmen. Hier finden Sie den Sinn.
    Warum tue ich/wir, was ich tue/wir tun? Was ist die innere/intrinsische Motivation, der Motor, etwas zu tun? Simon Sinakschreibt dazu viel in seinem Buch: Frag immer erst: Warum? Wie Top-Firmen und Führungskräfte zum Erfolg inspirieren
  3. Positionierung: Es geht ums „auf den Punkt gebracht“
    In der Positionierung im Marketing, wird ein Konzentrat gebildet aus allem, was Sie oder das Unternehmen zu bieten haben. Im Ergebnis können Sie mit einem Satz formulieren: „Was leisten SIE/das Unternehmen für WEN (Zielgruppe) mit welchem Nutzen.“ In meiner Vorgehensweise nenne ich dies die Chipkarte, bzw. das Chipkartenmodell.

Wie Führungskräfte eine Vision entwickeln: Das Vorgehen

Die Vision ist natürlich nicht das Einzige, was Sie für die Zukunftsgestaltung brauchen, aber ein wesentlicher Teil. Die eigene Berufung zu finden, Karriereentwicklung und Karriereplanung sind für den eigenen Karriereweg ebenso wichtig. Der Vision Ihrer beruflichen Idealposition oder Ihrer Berufung sind Sie damit schon recht nah. Aber vielleicht kämpfen Sie wie viele der Klienten in meinen Führungskräfte-Coachings damit, dass sich noch immer kein stimmiges Bild ergibt. Damit Sie Ihre (Unternehmens-)Vision finden, empfiehlt sich ein Vorgehen in 4 Schritten.

Schritt 1: Zugang über die Gefühlsebene

Um die Vision zu finden, wird oft versucht, einfach den Zeitstrahl aus der Vergangenheit in die Zukunft zu verlängern. Dies funktioniert aber nach meiner Erfahrung nur selten, weil der Ansatz zu rational ist.
Die Vision steckt tief in uns und erfordert deshalb einen Zugang über die Gefühlsebene. Nur dann steht sie wirklich im Einklang mit unseren Motiven, Werten, Anlagen, Stärken und anderen Besonderheiten.
Eine Vision wird also nicht „erdacht“, sondern gefühlt.

Schritt 2: Vom Such- in den Findemodus wechseln

Wichtig ist, dass Sie jetzt den Such-Modus (nach Motiven, Werten, Anlagen, Stärken und anderen Besonderheiten) verlassen und im Finde-Modus ankommen. Was bedeutet das genau? In der Vergangenheit mussten wir uns häufig mit Enttäuschungen auseinandersetzen. Bei den meisten Menschen bedeutet das: Schnell vom  Ereignis lösen und Kopf einschalten. Oftmals wird dieser Prozess von dem Gedanken begleitet: „Ok, das hat nicht funktioniert, also aufstehen und weitersuchen.“ Das gibt neue Kraft und motiviert, den Weg weiter nach vorne zu gehen.
Doch bei der Vision geht es um etwas anderes: Lassen Sie sich auf das ein, was Sie erarbeitet haben und verbinden Sie sich jetzt mit Ihrer emotionalen Ebene, um eine Vision entstehen zu lassen.

Schritt 3: Methoden anwenden

Es gilt also vom aktiven Suchen-Modus in den „empfangenden“ Finden-Modus zu wechseln. Mit den passenden Methoden kann das auch für Sie ganz einfach gelingen.

  1. Traumreise (Unter Anleitung eines Coachs)
    Im Zustand leichter Trance geleitet Sie der Coach durch eine Reise, die in Sieben-Jahres-Schritten von der Geburt über die Gegenwart in die Zukunft führt. Dabei erinnern Sie sich ausschließlich an die positiven Erlebnisse. Anschließend dokumentieren Sie diese Erlebnisse und erarbeiten aus den positiven Bildern und Gefühlen Ihre Vision als Führungskraft
  2. Wishstorming (Ohne Coach machbar, zweite Person erforderlich)
    Im Zustand leichter Trance beantworten Sie über 20 bis 30 Minuten immer wieder die folgende Frage, die eine andere Person monoton ständig wiederholt: „Sie haben einen Wunsch frei, welcher ist das?“ Die zweite Person dokumentiert die Antworten, aus denen anschließend die Vision entsteht.
  3. Idealer Tag (Ohne Coach durchführbar)
    Im Zustand leichter Trance stellen Sie sich einen idealen Tag vor – vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Anschließend beschreiben Sie diesen Tag – und überlegen, welche Aspekte Ihnen besonders wichtig sind.
  4. Brainstorming (Ohne Coach durchführbar)
    Laden Sie einige gut bekannte Personen ein. Informieren Sie sie über die Ergebnisse der vorangegangenen Schritte (Werte, Stärken, Besonderheiten) – und starten Sie das Brainstorming mit der Frage: „Was könnte ein Mensch mit diesen Schätzen alles so machen?“
Der wohl schnellste Weg zur Vision

Vor vielen Jahren bin ich auf eine Frage gekommen, mit der Sie sehr schnell eine Vision entwickeln können. Anfangs war ich erstaunt, dass diese einfache Frage so schnell zu Klarheit und einem eindeutigen Ergebnis führt:

Angenommen Sie könnten, wie Sie wollten,
und Sie wüssten, es würde gelingen:
Was würden Sie tun?“

Bitte denken Sie nicht lange nach, sondern achten Sie darauf, was Ihnen spontan in den Sinn kommt. Ihr Unterbewusstsein weiß meistens sehr genau, was Sie wirklich wollen.

Ihnen fällt nichts ein? Dann ist vermutlich der Zugang zu Ihrem Unterbewusstsein blockiert. Tun Sie sich einen Gefallen und „beauftragen“ Sie eine andere Person, die Ihnen diese Frage stellt – idealerweise in einem Überraschungsmoment. Sie werden feststellen, dass diese Frage meistens Erstaunliches zutage bringt.

Schritt 4: Vision manifestieren

Wenn Sie Ihre Vision gefunden haben, werden Sie feststellen, dass ein großer Druck von Ihnen abfällt und Sie stattdessen mit innerer Ruhe die nächsten Schritte planen können. Die Vision ist das große Ganze – das Bild, das Orientierung gibt. Aber nun muss sie noch greifbar gemacht und manifestiert werden.

Unternehmensvision entwickeln: So gehen Sie vor

An einer Unternehmensvision sind in der Regel mehre Leute beteiligt. Sind Sie selbst alleiniger Geschäftsführer oder Vorstand, dann können Sie nach den oben genannten Methoden vorgehen.

Sie wollen mit der gesamten Managementmannschaft oder dem Team eine Unternehmensvision entwickeln? Auch dann können Sie die beschriebene Vorgehensweise zu weiten Teilen nutzen. Lassen Sie sich hierbei von einem „Neutralen“ durch den Prozess führen. Am Ende tragen Sie die einzelnen Ergebnisse zu einem großen Ganzen zusammen.

Ein letzter Hinweis zur Unternehmensvision: Natürlich umfasst eine gute Vision deutlich mehr als wirtschaftliche Ergebnisse. Eine wirkliche Vision geht über den Unternehmenslenker hinaus. Es geht darum mit dem Unternehmen etwas Positives für die Welt zu bewegen. Oder wie es Steve Jobs so schön formulierte: „Wir sind hier, um eine Delle ins Universum zu schlagen.“

Fazit

Mit einer Vision – sei es die persönliche Vision oder die Unternehmensvision – können Sie ungeahnte Kräfte freisetzen. Dieser ideale Soll-Zustand der Zukunft beschreibt, wo es für Sie oder das Unternehmen hingehen soll.

Sie können sich (gemeinsam) auf den Weg machen und zwischenzeitliche Misserfolge werden Sie weniger daran hindern, Ihre Vision weiter zu verfolgen. Eine gute Vision begeistert Menschen und stellt ein gemeinsames Verständnis her.

Eine Vision ist dann gut, wenn viele diese Vision als wichtig und als bedeutend empfinden. Eine Vision gibt den Mitarbeitern Orientierung und bietet Sinn.

Sie wissen jetzt, dass Visionen nicht gedacht werden. Um eine gute Vision zu entwickeln, brauchen Sie immer die Gefühlsebene. Sie haben den Unterschied zwischen dem Suchen-Modus und dem Finden-Modus erfahren und wissen, wann Sie Ihre Vision gefunden haben.

4 Methoden um Ihre persönliche oder Unternehmensvision zu entwickeln werden Ihnen dabei helfen eine „echte Delle ins Unternehmen oder Ihr persönliches Leben“ zu schlagen.

Sie hören lieber?

Hier geht es zur passenden Podcast-Folge:
Was ist Ihre Vision und Mission? Ohne verbiegen erfolgreich UND glücklich sein | ERFOLGREICH UND GLÜCKLICH #52

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie wissen, dass Sie an sich oder Ihrem Unternehmen etwas ändern müssen. Eine klare Vision für die zukünftige Marschrichtung will sich aber einfach nicht einstellen? Kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de – und wir finden gemeinsam heraus, woran es hapert!

Foto von Darina Belonogova / Pexels

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager