Der Leistungsträger - Blog

Auch wenn so manches Seminar im Vorfeld anderes verspricht: Für bessere Führung gibt es kein Patentrezept. Schon allein deswegen, weil es im Regelfall innere Bremssteine sind, die Top-Führungskräfte daran hindern, besser zu werden. In diesem Beitrag lesen Sie,

Warum Seminare und Trainings oft wirkungslos bleiben

Wenn eine Führungskraft noch besser werden möchte, lautet der naheliegende Ratschlag: weiterbilden, Seminare besuchen, trainieren. Schließlich muss man, um besser zu werden doch lernen und üben, oder? Aus meiner eigenen Erfahrung als Führungskraft und als Executive Coach weiß ich: So einfach ist es meist nicht.

Trainings und Seminare bleiben oft wirkungslos, weil es tief sitzende Hindernisse gibt, welche die einzelne Führungskraft am Besserwerden hindern. Die modernsten Methoden und Techniken können dann noch so eifrig einstudiert werden – ein wirklich durchschlagender Effekt bleibt aus.

Innere Bremser erkennen und besser führen

Für Leistungsträger ist es daher enorm wichtig, ihre inneren Bremser zu erkennen, damit die persönliche und fachliche Weiterbildung den erhofften Erfolg bringt. Und natürlich haben auch Personalabteilungen ein großes Interesse daran, dass ihre finanzierten Weiterbildungen nicht im Nichts versanden. Bei meinen Klienten im Executive Business Coaching habe ich vor allem zwei Arten von inneren Hindernissen identifiziert:

  1. Automatismen:
    Reflexe, das heißt feste Verhaltensweisen, die bei einem bestimmten Auslöser automatisch ablaufen.
  2. Innere Überzeugung:
    Geforderte Aufgaben, die nicht im Einklang mit der inneren Überzeugung stehen.

Mit diesen 2 Tipps werden Sie eine bessere Führungskraft

Im Folgenden werde ich Ihnen anhand zweier Beispiele erläutern, wie genau diese inneren Bremser unser Bestreben, besser zu werden, boykottieren können.

Führung verbessern: Tipp #1 – Automatismen durchschauen und stoppen

Ein typisches Beispiel für Automatismen und reflexartiges Handeln aus meiner Praxis als Führungskräfte Coach:

Ein Abteilungsleiter erwartet uneingeschränkte Loyalität von seiner Mannschaft. Wenn ihm ein Externer von einem groben Fehler innerhalb seiner Abteilung berichtet, sieht der Abteilungsleiter darin eine Vertrauensverletzung seiner Leute. Schließlich habe ihn sein Team ja nicht selbst informiert. Als Reflexhandlung verstärkt er die Kontrolle seines Teams noch mehr. Alles, was schiefläuft, stellt er groß heraus und reagiert rechthaberisch. Damit demotiviert er seine Mitarbeiter. Das Vertrauensverhältnis verschlechtert sich weiter. Der Bereichsleiter setzt dem Abteilungsleiter schließlich die Pistole auf die Brust: „Entweder Sie lernen binnen der nächsten zwei Monate ordentlich zu führen oder Sie sind Ihren Job los.“ Im Führungskräfte-Coaching frage ich den Klienten, warum er immer wieder auf diese rechthaberische, kontrollierende Weise reagiert und seine Mitarbeiter damit verärgert und demotiviert. „Ich möchte, dass die Leute von mir denken: Der hat den Überblick, kennt die Lösung, schafft es, Unmögliches möglich zu machen“, erklärt er.

Der negative Regelkreis

Deutlich wird hier ein gefährlicher Mechanismus. Hinter einer bestimmten Verhaltensweise steht die durchaus positive Absicht, ein eigenes Bedürfnis zu erfüllen – in diesem Fall zu zeigen, dass man Unmögliches möglich machen kann. Das Verhalten führt jedoch nicht zum gewünschten Ergebnis. Anstatt diese Verhaltensweise nun zu korrigieren neigen die meisten Menschen dazu, jetzt erst recht nach diesem Muster zu handeln, in der unbewussten Erwartung: „Mehr davon muss doch endlich das gewünschte Ergebnis bringen!“ Tatsächlich verstärkt sich jedoch die unerwünschte Wirkung – es entsteht ein negativer Regelkreis, der automatisch, wie ein Reflex, abläuft.

Analogie aus der Natur – bioSystemik®

Um meinem Klienten diesen Vorgang bewusst zu machen, nutze ich die bioSystemik® und schildere ihm ein Beispiel aus der Natur:

Ist bei der Banane ein bestimmter Alterungszeitpunkt erreicht, gelangt von der Wurzel aus ein bestimmtes Hormon in die Staude; für die Frucht ist es der Auslöser, nun reif und gelb zu werden. Je reifer die Frucht wird, umso mehr wird von diesem sogenannten Phytohormon produziert; die Frucht wird immer reifer. Der Reifeprozess ist also eine Summe von Kettenreaktionen. In der Industrie macht man sich dieses Phänomen zunutze: Wenn Bananen aus ihrer subtropischen Heimat nach Europa transportiert werden, erfolgt die Einschiffung in unreifer, grüner Form. Um weiter zu reifen, sprühen die Bananentransporteure den Wirkstoff während der Ozeanfahrt auf die Stauden und lösen so den Reifeprozess aus.

Meinem Klienten hat dieses Bild geholfen, weil ihm dadurch bewusst wurde, dass es einen Auslöser gibt, auf den er quasi fremdgesteuert reagiert. In seinem Fall: das ausbleibende Vertrauen von Seiten des Teams.

Die Gegenstrategie

Im nächsten Schritt lenke ich das Augenmerk nun auf die Hintergründe dieses Reflexes – nämlich auf sein Bedürfnis, Unmögliches möglich zu machen, also der „Retter“ zu sein. Wie könnte dies erreicht werden?

Ich schlage dem Klienten eine Gegenstrategie vor, um den Auslöser „ausbleibendes Vertrauen“ zu beseitigen und so aus dem negativen Kreislauf auszusteigen. Statt einseitig von seinen Mitarbeitern Vertrauen zu erwarten, soll er es sich zur Gewohnheit machen, in Vorleistung dem Team Respekt und Wertschätzung entgegenzubringen. Ein neuer, positiver Regelkreis entsteht: Der Abteilungsleiter

  • gibt Respekt und Wertschätzung,
  • empfängt hierfür das Vertrauen der Mitarbeiter,
  • fühlt sich akzeptiert als Retter, der Unmögliches möglich macht,
  • verstärkt sein Engagement als Retter und
  • die Mitarbeiter gewinnen noch mehr Vertrauen in den Abteilungsleiter.

Heute lässt sich festhalten: Dem Abteilungsleiter ist es tatsächlich gelungen, den negativen Regelkreis zu durchbrechen. Er hat damit nicht nur seine Ablösung abgewendet, sondern ist inzwischen sogar befördert worden. Vor allem aber erhielt er, was er durch sein rechthaberisches Verhalten vergeblich zu erlangen versucht hat: das Image eines Managers, der es schafft, Unmögliches möglich zu machen.

Führung verbessern: Tipp #2 – Innere Überzeugung prüfen

Wenn eine Führungskraft vom Vorgesetzten die Aufforderung erhält, sich selbst und ihre Ergebnisse besser zu verkaufen, liegt es nahe, einen Kurs zum Thema „Besser Präsentieren“ zu belegen. In vielen Fällen nützt ein solcher Kurs jedoch wenig, wenn er über Anfängerwissen hinausgehen soll. Übersehen wird nämlich, dass hinter dem Verhalten eine bestimmte innere Überzeugung steht. In solchen Fällen lässt sich das Problem nicht einfach dadurch lösen, dass man eine mangelnde Fertigkeit nachschult.

Die innere Überzeugung gehört neben reflexartigem Verhalten zu den häufigsten inneren Bremsern, die ich bei Leistungsträgern, die besser werden wollen, erlebt habe.

Unseriöse Schaumschlägerei

Ein Beispiel aus dem Business Coaching: Ein Produktentwickler in einem Chemieunternehmen hält die Art und Weise, wie seine Kollegen im Marketing den Kunden gegenüber manchmal recht nutzlose Produkteigenschaften als sensationelle Neuerungen verkaufen, schlicht für unseriös.

Wie bei dem inneren Bremser „Automatismen“ zeigt sich hier ein negativer Regelkreis:

  • Der Produktentwickler hat die gute Absicht, seriös zu arbeiten. Die Marketingleute hält er für „Schaumschläger“, deren Haltung er ablehnt. So möchte er nie werden.
  • Deshalb sträubt er sich innerlich gegen unseriöses Verkaufen. Dementsprechend unglaubwürdig wirkt er, wenn er unter dem Druck seines Vorgesetzten seine Produktentwicklung trotzdem ans Marketing verkaufen soll.
  • Umso mehr wirft ihm sein Vorgesetzter nach der Präsentation erneut vor, er könne sich und seine Arbeit nicht präsentieren. Hier müsse er endlich besser werden.

Der Produktentwickler könnte nun auf noch so viele Verkäuferschulungen gehen – besser verkaufen würde er am Ende trotzdem nicht. Der Ansatz, den Regelkreis zu durchbrechen, liegt an anderer Stelle: Es muss dem Produktentwickler darum gehen, die Präsentation in Einklang mit der eigenen Überzeugung zu bringen. Der Entwickler sollte sich von seinem Chef nicht unter Druck setzen lassen und den „Verkäufer“ spielen, sondern eine neue Produktentwicklung mit ihren Vor- und Nachteilen so präsentieren, dass er selbst dazu stehen kann.

Fazit: So wachsen Sie als Führungskraft über sich hinaus

Wenn Sie als Führungskraft besser werden möchten – sei es aus eigenem Antrieb oder weil es Ihnen Ihre Vorgesetzten nahelegen – helfen Ihnen die Allgemeinplätze, die Ihnen auf Trainings und Seminaren geboten werden, nicht weiter. Sie wissen jetzt: Bevor persönliche und fachliche Weiterbildungen fruchten können, müssen Sie Ihre inneren Hindernisse identifizieren und überwinden. Nur so können Sie über sich hinauswachsen und zu einer besseren Führungskraft heranreifen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg auf dem Weg dahin!

Sie hören lieber?

Hier geht es zu passenden Episode aus meinem Podcast „Leben an der Spitze“:
Unbewusste Verhaltens-Automatismen durchschauen und stoppen | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #140

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie möchten Ihre inneren Bremser endlich überwinden und eine bessere Führungskraft werden? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de! Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Sie Automatismen stoppen und im Einklang mit Ihrer inneren Überzeugung führen!

Bildquelle: Getty Images

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager