Der Leistungsträger - Blog

Es ist kein Geheimnis. „Geld regiert die Welt“ ist an vielen Stellen immer noch aktueller, denn je. Was bedeutet das? Die Machenschaften und Schatten-Netzwerke der Finanzinvestoren beherrschen immer noch das Allgemeingeschehen. Sowohl das Ausmaß der Macht der vollkommen skrupellosen Finanzindustrie als auch der Einfluss, den sie auf jeden Einzelnen von uns, auf Städte und Unternehmen hat wird vielfach unterschätzt.

Der Einfluss der Finanzindustrie auf jeden Einzelnen von uns

Ein Beispiel von vielen: Das schwäbische Unternehmen WMF, das von einem amerikanischen Investor aufgekauft wurde. Seitdem geht es nur noch um Gewinnmaximierung, die Produktion wurde fast vollständig nach Fernost ausgelagert, die Mitarbeiterzahl in Geislingen wurde von 7000 auf 1000 reduziert. Früher, sagt ein langgedienter Mitarbeiter, der dem Unternehmen emotional stark verbunden ist, seien die Chefs durch die Hallen gegangen und hätten gefragt, wie es geht. Heute lebt er jeden Tag mit der Angst vor der Kündigung. „Die Welt wird immer ungerechter“, resümiert Finanzexperte Prof. Dr. Max Otte. Immer weniger Menschen horten immer mehr Geld; 147 Unternehmen kontrollieren fast die Hälfte der globalen Wirtschaft. Die Finanzgeschäfte laufen weitgehend unbeaufsichtigt von der Politik. Soziale Errungenschaften werden mehr und mehr dem Profit einer neuen Elite geopfert.

Was tun wir dagegen?

Wie geht es Ihnen damit? Mich macht es unsagbar wütend. Und ich möchte diese Wut konstruktiv nutzen und fragen: Was tun wir dagegen?
Als Executive Coach habe ich die letzten Jahre verstärkt mit Führungskräften zu tun, die unter der reinen Gewinnmaximierung – dem angelsächsischen Kapitalismus, wie es im Film heißt – leiden. Weil mir das Thema unter den Nägeln brennt, habe ich immer wieder Artikel dazu veröffentlicht (z.B. auf Karrierebibel Entmenschlichte Unternehmen – die Schizophrenie des modernen Managements). Und auch mein neues Buch Was wirklich zählt beschäftigt sich damit, was jeder Einzelne tun kann, um aus dem System auszusteigen und seinen eigenen Weg zu finden und zu gehen.

Das Limit ist erreicht

Ich denke – das Limit ist erreicht. Ich habe erlebt, dass 2013 bei vielen meiner Klienten ein extremes Jahr mit Anstrengungen, Belastungen, Ungerechtigkeiten war. In der Weihnachts-Auszeit haben die meisten die dringend notwendige Erholung nicht finden können.
Das Neue Jahr fängt nun mit der gleichen Belastung, dem gleichen hohen Tempo an, wie es aufgehört hat.
Ich habe von fast allen meiner Klienten und auch vielen Bekannten in letzter Zeit ähnliches gehört: „Ich komme irgendwie nicht rein, ich fühle mich aus dem Tritt; ich bin immer noch ausgelaugt, ich finde gar keine innere Lust und Ruhe auf die neuen Herausforderungen.“

Den Kopf in den Sand stecken?

Was also tun? Den Kopf in den Sand stecken, weil wir es ohnehin nicht ändern können, weil ohnehin einige wenige die Welt regieren? Nein, mit einer solchen Weltsicht möchte und kann ich nicht leben. Ich bin der Überzeugung, dass wir etwas ändern können. Wenn die gut ausgebildeten, engagierten, motivierten Leute sich nicht zum Spielball des Finanzsystems machen lassen; wenn Unternehmen, deren Kultur auf reine Gewinnmaximierung ausgerichtet, die Leistungsträger nicht mehr halten können; wenn Führungskräfte bei der Auswahl ihres Arbeitgebers nicht nur finanzielle, sondern auch ethische Aspekte berücksichtigen – dann kann sich etwas ändern. Denn ohne engagierte, leistungsfähige Mitarbeiter kann kein Unternehmen dieser Welt bestehen.
Und, ja, es gibt sie: Unternehmen, die Wert legen auf ihre Mitarbeiter, wo gelebt wird, was man sagt. Wo es Spaß macht, zusammen zu arbeiten, wo Entwicklungen gefördert und wertgeschätzt werden. UND: Diese Unternehmen sind erfolgreich, auch wenn sie nicht unbedingt auf der Titelseite von einschlägigen Zeitungen stehen.
Achtet darauf: Was zählt wirklich für Euch? Es ist Eure Verantwortung, ob Ihr Leistung, Leidenschaft und Leichtigkeit (er)leben wollt oder von einem System-Fehler verschlissen werden wollt.

Ich freue mich auf Ihre Kontra- und Pro-Argumente und auf eine Diskussion über dieses wichtige Thema, das uns wirklich alle angeht!

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager