Der Leistungsträger - Blog

Aktuell ist viel von der Generation Y die Rede. Die etwa 20-Jährigen, die 2025 drei Viertel aller Arbeitskräfte stellen werden, umweht schon in ihren jungen Jahren der Hauch des Mythos. Sie seien unangepasst, würden sich an keine festen Arbeitszeiten halten, Hierarchien verabscheuen. Überhaupt würden sie ganz anders ticken als die Vorgänger-Generationen.

Ist das wirklich so? Diese Frage beschäftigt mich als Führungskräftecoach seit geraumer Zeit. Letztes Jahr habe ich gemeinsam mit Dr. Ralf Brunken, ehemaliger CIO von Continental und jetzt wieder bei VW, einen Workshop auf der INKOP in Cannes zum Thema „Social Leadership“ moderiert. Im Zuge der Vorbereitung recherchierte ich auch über die Generation Y . Die „REISS Profile Academie“ etwa hat in Tausenden Profilen weltweit über alle Altersklassen hinweg untersucht, was Menschen wirklich motiviert. Es konnte kein Unterschied zwischen den 20-Jährigen und den anderen Gruppen festgestellt werden.

Vergangene Woche habe ich an einer Weiterbildung zum MSA-Consultant teilgenommen. Auch MSA hat eine Analyse der Motive bei mehreren Tausend Probanden im deutschsprachigen Raum durchgeführt. Auch hier wurde kein Unterschied zwischen den Generationen festgestellt.

Klar, die Generation Y ist anders. Aber es lohnt sich – insbesondere für Unternehmen – diese Andersartigkeit genauer unter die Lupe zu nehmen. Es geht eben nicht um die inneren Antreiber. Auch die Vorgänger-Generationen wollten mehr Selbstbestimmung, Freiheit, Verantwortung – nur haben sie es nicht so lautstark gefordert wie die heute 20-Jährigen. Diese unterscheiden sich also in ihrem Verhalten, nicht aber in ihren Werten und Motiven von den anderen Generationen.

Wie wichtig dieses Differenzierung ist, hat Mark Poppenborg in einem Gastbeitrag im saatkorn-Blog wunderbar dargestellt:

„Ohne dieses Wissen, laufen viele Unternehmen Gefahr einen Fehler zu begehen, den einige bereits begangen haben: Sie denken die Generation Y schreit nach weniger Arbeit und mehr Freizeit. Daraufhin designen sie aufwendig flexible Arbeitszeitmodelle und bieten z.B. technische Gadgets an. Das kratzt aber nur an der Oberfläche und geht meist am Ziel vorbei. Denn was sich eigentlich ändern muss, bleibt unberührt: der fehlende Freiraum, die mangelnde Verantwortung, die ausbleibende Mitbestimmung. Was die Generation Y wirklich will, ist mehr Selbstbestimmung – so wie jede andere Generation vor ihr auch schon.“

Wie ist Ihre Meinung dazu?

Ihre Gudrun Happich

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager