Der Leistungsträger - Blog

Ein gutes Team leistet gute Arbeit. Richtiges Teambuilding entscheidet daher maßgeblich über die Performance einer Mannschaft. Traditionelle Teambuilding-Methoden allerdings stoßen schnell an ihre Grenzen, wenn sie die individuellen Dynamiken eines Teams nicht berücksichtigen. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen zeigen, wie Teambuilding in unterschiedlichen Situationen funktioniert. Konkret erfahren Sie,

Der Wert eines Teams im Arbeitsalltag – Von Löwen und Geparden

Thomas R. (Name geändert) war Top-Leistungsträger in einem IT-Unternehmen, seit einem Jahr lief er damals bereits auf Vollgas. Mir schilderte er, was sich durch das Führungskräfte-Coaching vor sechs Jahren für ihn verändert hat:

Tja, vor dem Coaching hat es mir zwei- bis drei Mal im Jahr die Füße weggehauen und ich wurde dann ins Krankenhaus eingeliefert. Bis ich wieder rauskam, dauerte es in der Regel ca. 4 Tage. Klar, das war nicht gut. Aber wie sollte ich da wieder rauskommen? Ich war zu dem Zeitpunkt 35 Jahre alt, wie sollte das denn in 10 Jahren noch funktionieren?

Der Knackpunkt: Thomas ist ein Teamplayer durch und durch, konnte seine Stärke in seinem Arbeitsumfeld aber schlicht nicht einsetzen.

Löwen sind mächtig – weil sie Teamplayer sind

Wissen Sie, wie Löwen „arbeiten“? Das Leistungs-Profil des Löwen sieht so aus: Die Löwinnen jagen im Rudel, da sie weder besonders schnell noch ausdauernd sind. Gemeinsam – also im Team – sind sie hingegen zu Höchstleistungen fähig. Sie zeigen eher ein mittleres Leistungsniveau und auch ein mittleres Regenerationsniveau. Im Grunde funktionieren sie wie Dauerläufer.

Da der Löwe weder besonders schnell noch besonders ausdauernd ist, ist die Jagd im Rudel seine einzige Chance, Beute zu machen. Das ist sehr effektiv. Was macht der Löwe also? Er erkennt seine Schwächen und sucht dafür passende Lösungen.

Für Thomas war diese Erkenntnis sehr wertvoll:

Bis dahin hatte ich immer geglaubt, alles allein stemmen zu müssen. Ich habe einfach angenommen, dass jeder Höchstleister das so macht. Mein Chef hat auch so getickt, und der war mein Vorbild. Im Coaching wurde mir dann klar, dass ich anders agieren muss, weil ich nämlich ein ganz anderer Leistungstyp bin. Wenn ich mich weiter nach meinem Chef gerichtet hätte, der ein typischer „Gepard“ ist, wäre mir das auf Dauer wahrscheinlich nicht so gut bekommen … Ich dachte eben, alle Führungskräfte würden so ticken müssen. Die meisten, die ich kenne, tun das jedenfalls. Deshalb war es für mich so wichtig zu erkennen, dass ich als „Löwe“ mindestens genauso effektiv arbeiten kann. Indem ich nämlich die Aufgaben verteile und mir so wieder mehr Freiraum verschaffe. Seitdem wir erarbeitet haben, wie ich das konkret umsetzen kann, ziehe ich das konsequent durch. Ins Krankenhaus musste ich seit sechs Jahren kein einziges Mal mehr.“

Thomas R. hat gelernt, dass er erst mal erkennen und akzeptieren darf, was er für ein Leistungstyp ist, und wie er seinem Typ entsprechend handeln sollte. Dazu gehört auch, dass er selbst darauf achten muss, was er braucht, um seine Leistungsfähigkeit dauerhaft zu erhalten und seine Effektivität zu steigern. Ihm wurde klar, dass er sich auch dafür einsetzen muss, sich solche förderlichen Umstände zu kreieren. Vorgesetzte sind übrigens meiner Erfahrung nach für individuelle Strategien durchaus zu haben, wenn schlüssig gezeigt werden kann, dass sich das positiv auf die Leistungsfähigkeit auswirkt.

Es liegt auch an Ihnen als Top-Führungskraft Teamplayer wie Thomas zu erkennen und richtig einzusetzen – als Dreh- und Angelpunkt eines funktionierenden Teams!

Darauf kommt es beim Teambuilding wirklich an

Teamarbeit ist also nicht nur wichtig, sie ist für den Unternehmenserfolg geradezu notwendig. Zumindest, wenn sie dem jeweiligen Leistungsprofil ihrer Mitarbeiter Rechnung trägt. Wie aber setzt sich ein solches Team zusammen? Bestimmt kennen Sie in diesem Zusammenhang die weit verbreitete These: „Jedes Team braucht einen starken Anführer.“ Das Finden eines starken Teamleaders sehen viele Unternehmen daher als Teambuilding-Maßnahme Nummer 1.

Als Führungskräftecoach habe ich dazu eine etwas andere Meinung. Das fängt damit an, dass „schwach“ und „stark“ Wertungen sind. Wer nimmt sie vor, welche Kriterien werden zu Grunde gelegt? Ich glaube, dass solche Beurteilungen niemandem nutzen und am eigentlichen Thema vorbeigehen.

Das Umfeld bestimmt wer die „Besten“ sind

Ein Beispiel: Ein Unternehmen wollte eine neue „Spitzenmannschaft“ aufbauen und hat daher europaweit jeweils die Besten auf ihrem Fachgebiet für horrende Summen eingekauft. Danach ließ man die Leute allein machen und hoffte auf Spitzenergebnisse. Und es kam, wie es kommen musste: Der Bereich scheiterte kläglich und nach etwa zwei Jahren meldete sogar die ganze Firma Konkurs an. Warum hat es nicht funktioniert?

  1. „Beste“ und „Starke“ sind in der Regel nicht automatisch Spitzenleister, sondern nur wenn sie ein perfektes Umfeld haben. Wie eine Blume, die nur unter den notwendigen Lebensbedingungen ihre volle Blütenpracht entfaltet, braucht auch ein High Potential den richtigen Rahmen. Viele Chefs können z.B. oft nur mit ihrer Brillanz glänzen, weil sie eine gute rechte Hand haben, die sie perfekt ergänzt.
  2. Wenn viele hochkarätige Fachexperten zusammenkommen, ist das noch lange keine Garantie für gute Ergebnisse. Was nützen mir zehn Häuptlinge, wenn ich keinen Umsetzer habe?

Der Schlüssel zum Erfolg: Der richtige Mitarbeiter am richtigen Platz

Ich habe selbst lange Jahre als Führungskraft gearbeitet und in meinen Führungskräftecoachings viele Leistungsträger beim Aufbau schlagkräftiger Teams unterstützt. Meiner Erfahrung nach ist beim Teambuilding entscheidend, dass der richtige Mitarbeiter am richtigen Platz im richtigen Umfeld sitzt. Nämlich dem, der seinen Fähigkeiten, Stärken und Neigungen optimal entspricht.

Und genau DAS ist für mich die Aufgabe des modernen Leadership: Experten aufzustellen und deren Intelligenz und Wissen so zu koordinieren, dass daraus ein leistungsfähiges Team entsteht. Vergessen Sie also alle vermeintlich innovativen Teambuilding-Ideen und konzentrieren Sie sich ganz auf die Zusammenstellung Ihres Teams.

Ein unbekanntes Team führen: So klappt es

Nicht immer sind Sie in der Luxusposition Ihr Team selbst nach Belieben zusammenzustellen. Treten Sie eine neue Führungsrolle – womöglich in einem anderen Unternehmen – an, müssen Sie sich in ein bestehendes Team einfügen. Wie Sie in diesem Fall ein leistungsfähiges Team aufbauen, habe ich bereits an anderer Stelle beschrieben. Hier daher nur die Kurzfassung zum Vorgehen:

  1. Bereiten Sie sich gründlich auf das neue Team vor.
  2. Klären Sie sämtliche Rahmenbedingungen – insb. zur Organisationsstruktur.
  3. Gewinnen Sie die Mitarbeiter für sich.
  4. Arbeiten Sie an einer gemeinsamen Vision.
  5. Legen Sie eindeutige Spielregeln fest.
  6. Formulieren Sie Jahresziele.
  7. Lassen Sie dem Zwischenmenschlichen Raum.

Auf Widerstände im Team richtig reagieren

Auch wenn Sie Ihr Team nach allen Regeln der Kunst zusammengestellt haben – im Führungsalltag können Situationen auftauchen, die den Zusammenhalt schnell gefährden. Was zum Beispiel tun, wenn sich im Team Widerstände regen?

In der Führungspraxis hat sich hier eine dreistufige Strategie bewährt:

  1. Haken Sie nach.
    Finden Sie heraus, worum es geht. Warum leistet ein Mitarbeiter Widerstand?
  2. Reichen Sie dem Mitarbeiter die Hand.
    Bieten Sie dem betreffenden Mitarbeiter zunächst ein freundliches Commitment Laden Sie ihn ein, konstruktiv im Team mitzuarbeiten. Davon können alle Beteiligten profitieren, auch er selbst.
  3. Seien Sie konsequent.
    Nimmt der Mitarbeiter die Einladung nicht an, sondern setzt seinen Widerstand fort, müssen Sie konsequent reagieren. Verhandeln Sie notfalls mit Ihrem Vorgesetzten über eine Versetzung des Mitarbeiters.

Nehmen Sie nichts persönlich

Grundsätzlich gilt: Wenn ein Mitarbeiter Ihnen aus dem Weg geht, den Kontakt abbricht, Sie anschreit oder verleumdet: Nehmen Sie es erst einmal nicht persönlich! Um sich selbst das Agieren zu erleichtern, sollten Sie zunächst davon ausgehen, dass Ihr Gegenüber ein anderes Interesse oder Ziel verfolgt oder dass er ein wichtiges Bedürfnis hat, das nicht erfüllt wurde.

Versuchen Sie die Rolle eines „Klärungshelfers“ einzunehmen! Wenn Sie den Hintergrund für sein Verhalten kennen, lässt sich meist eine konstruktive Lösung finden.
Oft genügt auch schon ein klärendes Gespräch, bei dem Sie dem Mitarbeiter zuhören und die Spielregeln noch einmal deutlich machen. Die Chancen stehen gut, dass der einstige Querulant doch noch zum wertvollen Teammitglied avanciert. Auch das ist eben modernes Teambuilding: Auf die Bedürfnisse von Mitarbeitern einzugehen, auch und gerade dann, wenn sie querschießen.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie haben Probleme damit, ein leistungsfähiges Team zu formen? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de – und wir loten gemeinsam Ihre Möglichkeiten aus.

Foto von fauxels / Pexels

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager