Der Leistungsträger - Blog

Erfolgreiche Leistungsträger, die eine Karrierestufe nach der anderen erklimmen, sind meiner Erfahrung nach oft sehr getrieben vom Wunsch nach Anerkennung und Einfluss. Häufig werden dem Erfolg über lange Zeiträume andere Dinge untergeordnet: Freizeitinteressen oder die Familie kommen zu kurz.

Wenn man dann aber scheinbar alles erreicht hat und es im Job kaum noch neue Herausforderungen gibt – was dann? Das Manager-Magazin hat unter dem Titel Die müden Manager dazu kürzlich einen sehr scharfsinnigen Artikel veröffentlicht.

Von hier aus nur noch abwärts – oder?

Mir begegnen im Executive Coaching zuweilen Klienten, die nach außen hin auf dem Zenit ihrer Karriere und ihrer Macht stehen. Und das ist genau das Problem: Von hier aus geht es scheinbar nur noch nach unten. Plötzlich fallen diese Leute in ein tiefes Loch. Man könnte tatsächlich auch Sinnkrise dazu sagen. So richtig Spaß macht die Arbeit nicht mehr, die doch bisher der Haupt-Lebensinhalt war. Sich weiterhin zu motivieren, fällt schwer. Also sucht man sich die Herausforderungen eben anderswo. Und das hat schon zu manch unschönem Karriereende geführt, weil ein Unternehmen von seinen Topmanagern zu Recht erwarten darf, dass sie sich engagiert für dessen Belange einsetzen.

Gerade die hoch engagierten Leistungsträger, also diejenigen, die für ihre Karriere buchstäblich alles gegeben haben, sitzen dann manchmal vor mir und geben zu: „So kann es nicht mehr weitergehen. Aber ich komme da doch nicht mehr raus!“

Executive Coaching für die eigene Vision

Tatsächlich haben sie den ersten Schritt „da raus“ aber bereits getan, indem sie sich erlauben, in einem Coaching darüber nachzudenken, wie es weitergehen könnte. Hier kann sich jeder mit der Frage auseinandersetzen, welche Schritte jetzt dran sind, ob er sich vielleicht ganz neu orientiert oder einen Weg findet, sich neu zu motivieren.

Ich bin davon überzeugt – und die Erfahrung bestätigt das immer wieder – dass es für jeden die richtige Position gibt. Das ist aber nicht immer unbedingt diejenige mit dem höchsten Prestige. Manche Topmanager haben verlernt oder nie danach gefragt, was ihre wirklichen Bedürfnisse sind. Sie stehen unter ständiger Anspannung, um den von außen an sie herangetragenen Anforderungen zu entsprechen oder diese noch zu übertreffen. Wie es ihnen damit geht – diese Frage stellen sie sich gar nicht oder tun sie als unwichtig ab. Dabei ist das eine ganz entscheidende Frage, wenn es um Zufriedenheit geht.

Aussteigen? Muss nicht sein.

Manche befürchten, dass sie jetzt „aussteigen“ oder etwas ganz anderes machen „müssen“, um wieder zufrieden zu werden. Ich habe aber in den allermeisten Fällen – fast zu 100 % – erlebt, dass meine Klienten im bestehenden Umfeld oder Unternehmen ihren neuen Weg gefunden haben. Oft mussten wir nur an ganz kleinen „Stellschräubchen“ drehen, und schon sah die Welt wieder neu und ganz anders aus: Die Begeisterung war wieder da, die Erfüllung und zu guter Letzt auch der Erfolg. Man kann seine Zufriedenheit tatsächlich erheblich steigern, auch ohne einen Scherbenhaufen zu hinterlassen.

Motive erkennen, Zufriedenheit finden

Im Coaching erarbeite ich daher mit diesen Klienten die Motive, die sie wirklich antreiben. Dann wird meist schnell klar, woher die Unzufriedenheit rührt, und es zeichnet sich ein erstes Bild davon ab, was man aus seinem Leben noch machen möchte. Im Coaching haben Träume, Wünsche und Visionen ihren Raum – und sie geben oft die so dringend gesuchte Perspektive. Ist diese erst einmal gefunden, werden auch die Schritte klar, die man zu gehen hat, um sie umzusetzen.

Manch einer erkennt dann plötzlich, dass es für ihn gar nicht mehr so wichtig ist, tatsächlich Vorstandsvorsitzender zu werden, weil das nämlich bedeuten würde, dass er sich selbst und seiner Vision untreu würde. Beruflicher Erfolg ist natürlich eine wichtige Kraftquelle. Aber es wäre unklug, sein persönliches Glück dauerhaft daran zu knüpfen, weil das Selbstwertgefühl sich verabschiedet, sobald es beruflich nicht mehr wie gewohnt läuft.

Haben Sie sich schon mal überlegt, was Sie eigentlich antreibt? Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Gedanken dazu mitteilen, gerne auch persönlich per Mail oder hier im Kommentar.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager